Druckartikel: Knöpfe für viele Modelabels kommen aus Hammelburg

Knöpfe für viele Modelabels kommen aus Hammelburg


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Mittwoch, 05. August 2015

Man schenkt ihm meistens erst dann Beachtung, wenn er abfällt, dem Knopf an Hemd, Jackett oder Mantel. Dabei spiegelt sich selbst in einem so unscheinbaren, kleinen Alltagsgegenstand die globalisierte, arbeitsteilige Wirtschaftswelt.
Geschäftsführer Thomas Finger nimmt eine Handvoll seiner Produkte.Foto: Arkadius Guzy


Die Fertigung für die Sommermode 2016 läuft bereits seit Wochen. Die Muster für die Herbst- und Wintersaison 2016/ 2017 befinden sich auch schon in der Entwicklung. "Wir erstellen zweimal im Jahr eine neue Kollektion", sagt Thomas Finger, Geschäftsführer der H.U. Finger KG.

Das Hammelburger Unternehmen stellt Knöpfe her. Viele namhaften Textilmarken im deutschsprachigen Raum zählen zu den Kunden. Der Betrieb produziert jeden Tag, erklärt Thomas Finger. Die monatlichen Stückzahlen gehen in die Hunderttausende. Die Knöpfe werden auftragsweise in kleinere Chargen geteilt an die einzelnen Kunden verschickt. Thomas Finger schmeißt die komplette Produktion alleine. Das war nicht immer so.

Einst hatte die H.U. Finger KG je nach Lage bis zu 20 Mitarbeiter beschäftigt. Seit etwa zehn Jahren macht Thomas Finger alles selbst, unterstützt von zwei Außendienstmitarbeitern, die mit den Musterknöpfen zu den Kunden fahren.

Die Reduzierung der Beschäftigten war ein "schleichender Prozess", meint Senior-Chef Hans-Ulrich Finger. Früher bereiteten die Mitarbeiter die Hörner des indischen Wasserbüffels, den Rohstoff für viele Knöpfe, selbst auf: Sie sägten die Hörner zunächst in Scheiben, dann bohrten sie runde Stücke heraus, die die Ausgangsform für die Knöpfe bilden. Diese Rondelle bezieht die H.U. Finger KG seit einigen Jahren nun direkt aus Indien. Die Hörnerlieferanten haben gelernt die Rondelle in entsprechender Qualität günstig zu fertigen, sagt der Senior-Chef.

Fräsen, Bohren, Polieren

Waren die weiteren Verarbeitungsschritte früher auf mehrere Maschinen verteilt, fasst heute eine Maschine die Arbeitsgänge zusammen. Sie fräst aus den Rondellen die endgültige Form und bohrt die Löcher. In Trommeln reiben sich die Knöpfe an winzigen Holzstückchen, wodurch sie poliert werden.

Danach folgt die Sichtkontrolle. Um nicht jeden Knopf einzeln anfassen zu müssen, durchlaufen die Knöpfe eine weitere Maschine, die sie wendet: Auf der linken Seite des Förderbands zeigen die Knöpfe eine andere Seite als auf dem rechten. Das Zählen übernimmt Thomas Finger per Hand. Das funktioniert flott, wie er demonstriert: Paarweise schiebt er Knöpfe vom Tisch in die Plastikbox.

Fast genauso schnell ändert er an einer der alten Drehmaschinen einen Knopf mit abgerundetem Rand in einen Knopf mit abgeflachtem Rand um. So entsteht zum Beispiel ein neuer Prototyp für die Kollektion, der bei den Designern der Mode marken Gefallen finden muss, um den Fertigungsauftrag zu bekommen. Die Werkzeuge für die Massenherstellung baut Thomas Finger ebenfalls selbst.

Neben Horn gehört Kunststoff zu den wichtigsten Materialien, die verarbeitet werden. Die Knöpfe seien im Laufe der Jahre einfacher geworden. Stücke aus mehreren Teilen gebe es nicht mehr. Aktuell gehe der Trend zu einfarbigen Knöpfen.

Die H.U. Finger KG bedient direkt die Bekleidungsindustrie. In den Einzelhandel gelangen die Hammelburger Knöpfe nicht. Allerdings vertreibt das Unternehmen kleine Stückzahlen und Restserien über das Internet an Schneidereien. Das ist laut Thomas Finger aber nur ein marginales Geschäft.

Die Hammelburger Knopf-Fabrik wurde in den 1950er Jahren gegründet. Hans-Ulrich Finger stieg 1976 als Betriebsleiter ein. Eine "private Verbindung" hatte ihn damals aus Nordrhein-Westfalen an die Saale geführt. Im Jahr 1980 übernahm Hans-Ulrich Finger das Unternehmen. Sein Sohn, der mit der Knopfproduktion aufgewachsen ist, stieß 1990 dazu. Seit 2012 ist er der Chef und hat allein das Sagen.