Klimawandel Wartmannsroth: Bund fördert Projekte
Autor: Ralf Ruppert
Hammelburg, Freitag, 11. Juni 2021
Der Bund unterstützt Gemeinden in der Region beim Umbau ihrer Infrastruktur. In Wartmannsroth ist das Thema durch den Starkregen vor einer Woche besonders aktuell.
Aus dem "Sonderprogramm zur Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel" fließen weitere rund 1,9 Millionen Euro in die Region: Im November hatte es bereits Zusagen für Fuchsstadt und Wartmannsroth in Höhe von insgesamt drei Millionen Euro gegeben, nun können sich erneut Wartmannsroth und jetzt auch Elfershausen freuen. Gefördert werden nachhaltige und zukunftsweisende Modellprojekte, die die Folgen von Wetterextremen abmildern und zum Klimaschutz beitragen sollen.
In Wartmannsroth kam die Förderzusage ausgerechnet wenige Tage nach dem Starkregen mit Überflutungen und Schäden in Dittlofsroda. "Wir freuen uns natürlich sehr über die Bundesförderung, auf das Ereignis am Wochenende hätten wir gerne verzichtet", kommentiert Bürgermeister Florian Atzmüller die Nachricht aus Berlin. Im November wurden der Gemeinde rund 500 000 Euro für die Sanierung des Klingenbachs im Gemeindeteil Windheim zugesagt, der immer wieder zum Sturzbach wird. Nach der Zusage erarbeite die Gemeinde aktuell die zweite Stufe des Antragsverfahrens. Atzmüller kündigte an, dass die Pläne am Donnerstag, 24. Juni, den Bürgern vor Ort vorgestellt werden. Der Baubeginn sei abgestimmt auf die Sanierung der Ortsdurchfahrt ab dem Jahr 2022.
In dieser Woche hat der Bund weitere 1,5 Millionen Euro für ein "Innovatives Regenwassermanagement" in Schwärzelbach und Dittlofsroda zugesagt. In Schwärzelbach sollen in den Gebieten "Urles" und "Ellenberg" ein naturnahes Regenrückhaltebecken mit neuen Gräben gebaut und Rückhaltebecken miteinander verbunden werden. Zudem werden Böschungen und die Beckensohle mit Pflanzen begrünt, die möglichst viel Treibhausgas binden. Die Wasserabgabe soll so reguliert werden, dass Wasser für Amphibien und Wildtiere bleibt. Außerdem sollen alte Obstbaumsorten gepflanzt und das geplante Baugebiet am Ellenberg aufgehoben werden.
Bebauungsplan soll aufgehoben werden
In Dittlofsroda sind in den Bereichen "Kürles" und "Gerstenberg" ein Streuobstwiesen-Netz entlang der Bebauung, die Aufhebung des Bebauungsplans am Kürles mit rund 30 Bauplätzen sowie ein Grabennetz mit Versickerungsmöglichkeit und Abfluss in den Steinbach geplant. Zudem sollen der Aussichtspunkt "Alte Linde" barrierefrei zugänglich werden und ein Naturlehrpfad zur Sensibilisierung der jüngeren Generation entstehen. Auf gut 14 000 Quadratmetern landwirtschaftlicher Fläche werden 100 Klimabäume und Heckenstreifen gepflanzt. Atzmüller bezeichnet beide Projekte als "wichtigen Beitrag für den Klimaschutz sowie die Anpassung an den Klimawandel".
378 254 Euro und damit 90 Prozent der Gesamtkosten von gut 420 000 Euro erhält der Markt Elfershausen für die Anlage des Naherholungsgebiets Deißelbach. Dort sollen unter anderem gut 2500 Quadratmeter landwirtschaftliche Nutzfläche in eine extensive Wiese umgewandelt werden. Zudem plant die Marktgemeinde die Schaffung einer naturnahen Badestelle. Auf eine Kombination von Naherholungsbereich und naturnah ausgebautem Regenrückhaltebecken freut sich Elfershausens Bürgermeister Johannes Krumm. Er erhofft sich eine sichere Alternative zur umstrittenen Badestelle im Bereich der Wehrinsel (siehe Bericht unten).
"Beide Kommunen haben die Zeichen der Zeit richtig erkannt", kommentiert SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar die beiden Förderzusagen für ihren Wahlkreis. Es gehe darum, das Klima zu schützen und "grüne Räume" zu schaffen. Und: "Corona hat uns vor Augen geführt, wie wichtig Parks und Grünanlagen nicht nur fürs Klima, sondern auch für das Lebensgefühl der Menschen sind." Beide Projekte seien ohne die Fördergelder nur schwer umzusetzen gewesen. Insgesamt habe der Haushaltsausschuss des Bundestags am Mittwoch knapp 100 Millionen Euro Fördergelder aus dem "Sonderprogramm zur Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel" verteilt. Die Region Hammelburg hat mit rund 1,9 Millionen Euro also einen hohen Anteil erhalten. Das Programm wird aus dem Energie- und Klimafonds des Bundes finanziert und läuft noch bis 2024.
Rückhaltebecken unter dem Wendeplatz
"Mit Blick auf den Klimawandel stehen wir heute vor neuen und komplexer werdenden Herausforderungen", schreibt CSU-Staatsministerin Dorothee Bär zu den Förderungen, und: "Der Rohstoff Wasser wird immer wertvoller, denn die Sommer werden zunehmend trockener und heißer." Starkregenereignisse wie aktuell in der Gemeinde Wartmannsroth nähmen zu und überschwemmten ganze Gebiete.
Die Gemeinde Fuchsstadt erhielt im November eine Zusage über rund 2,5 Millionen Euro: Laut Bürgermeister René Gerner (ZAG) wird auch dort aktuell an der Ausarbeitung der Unterlagen für die zweite Stufe des Antragsverfahrens gearbeitet. Gerner hofft, dass alle Formalitäten bis zum Sommer abgearbeitet sind, im Herbst ausgeschrieben und dann im Frühjahr 2022 gebaut werden kann. Geplant sind die Umwandlung einer ortsnahen Ackerfläche in eine barrierefreie Grünanlage nahe des Skaterplatzes, vor allem aber sollen die "Kindergartenkreuzung" und die Straße am Kohlenberg umgebaut werden. Ziele sind kürzere Schulwege und ein Regenwasserrückhaltebecken mit mindestens 150 Kubikmetern Volumen unter dem Wendeplatz, das Oberflächenwasser auffangen und für die weitere Nutzung speichern soll. Am Kohlenberg wird außerdem Oberflächenwasser in einem separaten Kanal gesammelt und abgeleitet. Außerdem werden Flächen entsiegelt und rund 40 neue Bäume gepflanzt.