Kitas mit Problemen beim Schulfruchtprogramm
Autor: Benedikt Borst
Ramsthal, Donnerstag, 30. Juli 2015
Für drei Kitas aus dem Altlandkreis Hammelburg ist nach neun Monaten Teilnahme das bayerische Schulfruchtprogramm schon wieder zu Ende. Die Aktion kommt zwar bei Eltern, Erziehern und Kindern gut an, aber weniger beim Lieferanten. Der zahlt drauf und hört auf.
Der Kindergarten in Ramsthal hat diese Woche zum letzten Mal einen Obst- und Gemüsekorb aus dem bayerischen Schulfruchtprogramm bekommen. Ab nächster Woche ist damit Schluss - und das obwohl das Programm grundsätzlich für alle Grundschulen und Kindergärten in Bayern weiterläuft. Das Problem in Ramsthal ist, dass der Supermarkt aus dem Programm aussteigt, der den Kindergarten beliefert hat. Leiterin Claudia Kolb bedauert das. "Das Schulfruchtprogramm ist sehr gut angenommen worden. Die Eltern waren begeistert und auch die Kinder fanden es toll", berichtet sie.
Das Programm gibt es seit fünf Jahren für Grundschulen, seit Herbst können Kindergärten teilnehmen. Kolb ist über einen Newsletter des Sozialministeriums darauf aufmerksam geworden und hat sich sofort darum gekümmert, mitzumachen. "Das hat sich einfach super gelesen", sagt sie.
Außerdem hat sie schon mit einer ähnlichen Aktion der AOK vor einigen Jahren gute Erfahrungen gemacht.
Probleme bei Abrechnung
Die Kita in Ramsthal ist nicht alleine betroffen. Auch die Kindergärten in Elfershausen und Euerdorf haben einmal pro Woche frisches Obst und Gemüse über denselben Lieferanten bezogen. Für sie ist das Schulprogramm ebenfalls nach nur neun Monaten beendet. "Ich finde das Ganze sehr schade. Die Kinder haben sich gefreut und die Auswahl war gut und vielfältig", sagt Maria Panhans, Leiterin des Elfershäuser Kindergartens. Ihre Euerdorfer Kollegin Renate Kröckel bedauert das auch: "Es gehört zu unserem Bildungsauftrag, Kindern gesunde Ernährung nahe zu bringen."
Der Geschäftsleitung des Supermarktes möchte sich nicht öffentlich äußern, warum sie aus dem Programm aussteigt.
Die Kindergartenleiterinnen zeigen jedoch Verständnis für die Entscheidung. Offenbar hat es Probleme bei der Abrechnung zwischen dem Supermarkt und dem Freistaat gegeben: Es werden lange Verzögerungen bei der Abrechnung beklagt und dass sich das Programm für den Lieferanten zum Draufleg-Geschäft entwickelt hat.
"Wir bedauern, dass sich einer der unterfränkischen Schulfruchtlieferanten aus dem Programm zurückziehen möchte", sagte eine Sprecherin der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Die Behörde ist für die Abwicklung des Programms zuständig. Man hoffe, dass die betroffenen Kindergärten wieder einen Lieferanten finden. Die Behörde räumt ein, dass vereinzelt Schwierigkeiten auftreten. "Es ist richtig, dass es in Einzelfällen Probleme mit der zeitnahen Abrechnung geben kann", bestätigt die Sprecherin.
Es könne außerdem vorkommen, dass sich das Programm wirtschaftlich nicht dauerhaft lohne, etwa wenn weite Lieferwege anfielen oder die Kinderzahlen gering seien. Die Behörde weist aber darauf hin, dass sich bayernweit 400 Lieferanten zu den bestehenden Bedingungen zum Teil seit Jahren erfolgreich an dem Programm beteiligen.
Großer Aufwand für Lieferanten
"Es funktioniert", bestätigt Karsten Schwamberger, Geschäftsführer vom Rewe-Markt in Hammelburg. Er beliefert bereits seit zwei Jahren Grundschulen und seit Herbst auch einige Kindergärten im Altlandkreis. Sein Geld hat er bisher zuverlässig erhalten, obwohl er manchmal mehrere Wochen auf die Abrechnung wartet. Schamberger schildert, dass der Aufwand groß ist und dass er an der Aktion nichts verdient. Etwas Imagewerbung falle immerhin ab. "Das Programm ist trotzdem sehr vernünftig", sagt er.
Maria Panhans vom Elfershäuser Kindergarten macht sich augenblicklich wenig Hoffnungen, wieder einen Lieferanten zu finden. Sie habe bei Rewe Schamberger angefragt. Der sagt allerdings, dass er mit acht Schulen und Kitas im Raum Hammelburg an seiner Belastungsgrenze ist und kaum neue Einrichtungen nehmen kann. "Ein Lieferant für die ganze Region allein ist zu wenig", sagt er.