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Kirche wird zum Konzertsaal


Autor: Gerd Schaar

Hammelburg, Dienstag, 06. Dezember 2016

Evangelische Posaunenchöre aus Bayern waren zu Gast in der Pfarrkirche St. Michael.
Zum Schluss hoben die Bläser zum Dank ihre Instrumente hoch. Foto: Gerd Schaar


Die Besucher des evangelischen Gottesdienstes wären am Sonntag gerne noch länger geblieben. Denn nicht alle Tage gibt es die eindrucksvolle musikalische Verstärkung durch knapp 80 Bläser, die in der St.-Michaels-Kirche den zweiten Advent begleiteten. Die Posaunen kamen allerdings nicht von Jericho, sondern aus ganz Bayern.
Es wurde eng in den Kirchenbänken für die Besucher, denn die landesweit angereisten Bläser vom Verband evangelischer Posaunenchöre in Bayern brauchten etwa die Hälfte des Platzes für sich, für ihre Instrumente und für die Noten. Den Taktstock für die engagierten Bläser hob Professor Christian Sprenger aus Weimar. Den Gottesdienst hielt Pfarrer Robert Augustin. Bei den klirrenden Außentemperaturen am Sonntagmorgen war die wohltemperierte Michaels-Kirche ein angenehmer Ort für Musiker und Besucher.
Stammgast seit vielen Jahren ist Landesposaunenwartin Kerstin Dikhoff aus Nürnberg. "Wir haben uns schon am Freitag in der Musikakademie zum Seminar eingefunden", sagt sie der Zeitung. Heuer sei es nicht nur um die Schwerpunkte Popularmusik, sondern speziell um die Kompositionen von Sprenger gegangen. Klar, in diesem Gottesdienst lagen hauptsächlich die Noten für die Kirchenmusik auf den Notenständern.


Vorfreude auf das Seminar

Die Bläser vom Verband der evangelischen Posaunenchöre, zu denen außer den Posaunen auch Trompeten und Tuben zählen, nehmen für die Teilnahme an ihrem Seminar weite Reisen sowie Kosten und das Verständnis ihrer Familien als Voraussetzung auf sich. Ja, das Seminar mache Spaß, bestätigt eine Posaunistin aus München. Das ganze Jahr habe sie sich schon auf den Hammelburg-Termin gefreut. Man kenne sich mehrheitlich. "Aber immer wieder kommen Neue hinzu", sagt sie. Auch aus dem Allgäu seien Musiker angereist. "Und die Musikakademie ist eine Wirkungsstätte, wo das Lernen und Proben einfach Spaß macht", fügt sie hinzu.
Diese Motivation war in der St.-Michaels-Kirche deutlich zu hören. Nicht nur Pfarrer Augustin war hellauf begeistert. In seiner Predigt zum Advent ging Augustin auf die Weissagungen der Apokalypse ein. Die gewaltige Anzahl der Bläser vom Verband der evangelischen Posaunenchöre in Bayern passte zu diesem Weltuntergangs-Thema. Auf den Altarstufen zwischen Altar und Taufbecken dirigierte Sprenger recht schwungvoll in Richtung Kirchenbänke, wo die Musiker saßen. So wurde die St.-Michaels-Kirche zum Konzertsaal. Mit der Akustik war man recht zufrieden.
"Wir Posaunisten sind dankbar, dass wir unser Erarbeitetes hier vortragen können", sagte Sprenger. Nach dem Gottesdienst präsentierten die 80 Musiker noch swingende Weihnachtsmusik zum Mitwippen. Dann durfte auch endlich der längst fällige Applaus der Zuhörer ertönen. Die Bläser hoben zum Dank ihre Instrumente hoch.