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Kernzonenforschung am Ofenthaler Berg


Autor: Elisabeth Assmann

Hammelburg, Freitag, 03. August 2018

In der Kernzone Ofentaler Berg erforscht Dr. Tobias Gerlach Veränderungen der Tier- und Pflanzenwelt. Bei einer Exkursion präsentierte er die Ergebnisse.
Seit das Gebiet Ofentaler Berg 2014 zur Kernzone ernannt wurde, untersucht Dr. Tobias Gerlach die Veränderungen der Tier- und Pflanzenwelt durch die wegfallende Waldnutzung.Elisabeth Assmann


Ganz nah an der Stadt Hammelburg und nah an den Weinbergen liegt die Kernzone Ofentaler Berg des Biosphärenreservates Rhön und eröffnet eine ganz andere Landschaft. 2014 wurde dieses Gebiet zur Kernzone ernannt. Seitdem untersucht Dr. Tobias Gerlach die Veränderungen der Tier- und Pflanzenwelt durch die wegfallende Waldnutzung. Um die Ergebnisse des Monitorings zeitnah interessierten Bürgern vor Ort zu berichten, lud die Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN) den Experten vom Biosphärenreservat Rhön zu einer Exkursion rund um den Ofenthaler Berg ein. Unterstützt wurde Gerlach von den Mitgliedern des BN-Arbeitskreises Botanik. Schon zu Beginn konnte Gerlach einen typischen Vertreter der heißen, trockenen Gebiete zeigen: die blauflüglige Ödlandschrecke. Ansonsten unscheinbar graubraun und fast unsichtbar, entfalten ihre blauen Flügel beim Wegfliegen einen Schreckmoment bei Fraßfeinden.


Von Anfang an dabei

Das Interessante an der wissenschaftlichen Begleitung der 50 Hektar großen Kernzone Ofenthaler Berg ist, dass sie von Anfang an, seit 2014, durchgeführt wird. Hier wurden fünf von insgesamt 120 Markierungen der Kernzonen des Biosphärenreservates Rhön gesetzt, die regelmäßig für Untersuchungen begutachtet werden. Alle zehn Jahre soll ein Waldmonitoring stattfinden. "Am schnellsten verändert sich die Vogelwelt bzw. an ihr ist der Strukturwandel der Kernzone sehr leicht erkennbar. Aber wir lassen auch Käfer, Ameisen, Fliegen, Moose, Pflanzen und vieles mehr kartieren. Die Schnecken sind bedeutsam, da sie sich nicht so schnell fortbewegen können und schon vor der Waldpflanzung da waren. Durch den Muschelkalk sind hier viele Gehäuseschnecken vorhanden," so Gerlach.

Auch die Pilzarten erzählen von der Vergangenheit und sind Urwaldanzeiger. Totholzkäfer werden dreimal im Jahr kartiert. Es ist gar nicht so einfach die entsprechenden Experten zu finden. Oft sind sie schon auf Jahre ausgebucht und Nachwuchs findet sich kaum. Dies verdeutlicht ein Dilemma, an dem auch der Bund Naturschutz arbeitet. "Wir versuchen, Kinder für die Natur zu begeistern," erläutert Elisabeth Assmann von der BN-Geschäftsstelle. "Es gibt da schon richtig gute Experten, die es gilt, weiter zu fördern. Aber auch die Mehrheit der Bevölkerung muss erfahren können, dass es außerhalb von Bildschirmen von Handys und Tablets noch etwas Tolles gibt. Unser Zeltlager zum Beispiel ist für viele Kids ein Höhepunkt, aber auch die über 50 Exkursionen des Jahresprogramms zeigen die Naturschönheiten vor der Haustür." Gerlach bescheinigt der Kernzone Ofenthaler Berg eine hohe Diversität und ist begeistert vom Süden des Biosphärenreservates Rhön.

Das Ziel der Kernzonen ist es, den Wald wachsen zu lassen. Es finden keine aktiven Pflanzungen statt. Offenlandschaften werden verschwinden. Der momentan vorhandene Kiefernwald ist nicht natürlich, ist sehr anspruchslos und kommt mit der sehr geringen Humusauflage zurecht. Seit tausenden von Jahren greift der Mensch in den Naturhaushalt ein. Was passiert in der Kulturlandschaft und den Wäldern, wenn wir der Natur ihre Eigenständigkeit zurückgeben, wenn keine "künstlichen" Eingriffe mehr stattfinden?