Kampf mit Säge und Axt
Autor: Gerd Schaar
Oberthulba, Sonntag, 03. Juli 2016
In Oberthulba bewarben sich Waldarbeiter um den Meistertitel. Beim Wald- und Holztag ging es unter anderem um den Forst als Wirtschaftsfaktor.
Die 13. Bayerische Waldarbeiter-Meisterschaft lieferte den spektakulären Auftakt für den 5. Wald- und Holztag, wie er im Zweijahrestakt in Oberthulba stattfindet. Und dieses Ereignis stößt auf großes Interesse. Schätzungen sprechen von zwischen 5000 und 8000 Besuchern.
Bundesweit und aus einigen Nachbarländern waren die 74 Wettkampfteilnehmer angereist. "Ohne das Engagement des Marktes Oberthulba und den persönlichen Einsatz von Bürgermeister Gotthard Schlereth wäre so eine Veranstaltung wie diese nicht denkbar", bedankte sich 2. Vorsitzender "Gottl" Schwender im Namen des Vereins der Bayerischen Waldarbeiter-Meisterschaft.
Rund zwei Dutzend Schiedsrichter und zahlreiche Helfer aus der Region garantierten einen gerechten und zügigen Ablauf des Wettkampfes. Schlereth wiederum lobte die gute Kameradschaft der Waldarbeiter.
Aus dem Landkreis Bad Kissingen waren allerdings keine Wettkampfteilnehmer angetreten.
Die Sekunde zählt
Die Leistungsdichte im vorderen Bereich ist mittlerweile so eng, dass beim Zielfällen der Baumstämme jeder Zentimeter, beim Kettenwechsel an der Motorsäge und beim Entasten der Baumstämme jeder Sekundenbruchteil und beim Kombinationsschnitt oder Präzisionsschnitt jeder Millimeter zählt.Gerhard Briechle, Vorsitzender des Vereins der Bayerischen Waldarbeiter-Meisterschaft, wies auf das 20-jährige Bestehen dieser Einrichtung hin. Kommissions-Vorsitzende ist Sandra Schwender. Sohn Julian Schwender hat die Bayerische Goldmedaille in der Königsdisziplin "Zielfällung" und die Europameisterschaft 2015 schon in der Tasche.
Auswirkungen des Klimas
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Waldsituation hatte Dr.
Ralf Petercord während seines Festvortrags im Blick. Der Leiter der Abteilung Waldschutz in der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) Bayern machte den Zuhörern bewusst, dass die heimischen Wälder keine Urwälder, sondern nachhaltige Wirtschaftswälder seien. "Wir verzichteten in den Schutzgebieten ganz bewusst auf Pflanzenschutz, um Rückschlüsse auf die Selbstheilungskräfte des Waldes zu ziehen", so Petercord. Reiche dies allerdings nicht aus, dann komme der Forst um den Aufbau klimastabiler Wälder nicht herum."Der Wald ist in wenigen Jahren weg, wenn wir nicht aufpassen", sagte Petercord, wobei er unter anderem empfahl, die vom Borkenkäfer befallenen Bäume rechtzeitig zu fällen und aus dem Wald zu entfernen. Dabei sah er keinen Widerspruch zum Kernzonenwald, in dem das Holz liegen bleibt.
Weitere Referenten widmeten sich den Fachthemen "Strategien zur Ertüchtigung der Wälder" und "Chancen für neue Baumarten" als Reaktion auf den Klimawandel. Aber auch der Luchs und das Niedrigenergiehaus gerieten in den Fokus der Fachleute.
Arbeitsplatz Wald
Landrat Thomas Bold (CSU) sprach von einem riesigen Markt, viele Arbeitsplätze hingen vom Holz an. Er wies auf den hohen Waldanteil im Landkreis hin und empfahl ein kommunales Netzwerk in Sachen Holzvermarktung.
Luchs ist angekommen
In Namen des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bad Neustadt betonte Bernhard Zürner, dass der Klimawandel angekommen sei. 2015 sei es zu trocken gewesen, heuer zu nass.
Auch er wies darauf hin, dass sich der Luchs in der Rhön etabliert habe.Bürgermeister Gotthard Schlereth schließlich forderte, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen, als da seien Ökologie und Ökonomie, Freizeit, Jagd und Forstwirtschaft.
Betriebe präsentierten sich
Auf dem Parkplatzgelände an der Mehrzweckhalle präsentierten sich wie gewohnt die regionalen Betriebe der Holzverarbeitung. Im Flur des Schulgebäudes Thulbatal standen die Ämter und Sachverständigen aus den Bereichen Forst, Wasserwirtschaft und Ländliche Entwicklung bereit. Die ansässige Forstbetriebs-Gemeinschaft und die Allianz Kissinger Bogen hatten ihre Infostände aufgebaut. Auch der Vogelschutz und das Biosphären-Reservat Rhön waren zur Stelle.An den Abenden sorgten DJ Ewald und der "Holzer-Ball" für gute Stimmung. Den musikalischen Rahmen des Festteils am Sonntag bot der Musikverein Oberthulba. Die Besucher konnten den Harvester im Einsatz beobachten und bewunderten auch historische Waldmaschinen.