Jugendsozialarbeit an Hammelburger Schulen
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Dienstag, 08. November 2016
Seit einem Jahr gibt es die Jugendsozialarbeit an der Grund- und an der Mittelschule in Hammelburg.
Grundschulrektorin Simone Albert und Ingeborg Hoffmann, Leiterin der Hammelburger Mittelschule, möchten Natalie Gerbersdorf nicht mehr missen. Sie ist Ansprechpartnerin für Schüler, Eltern und Lehrer da. Seit einem Jahr gibt es die Jugendsozialarbeit an den beiden Schulen, die den Alltag entlastet.
Die Lehrer könnten sich auf den Unterricht konzentrieren und müssten nicht versuchen noch andere Dinge zu lösen, meint Albert. Denn bei Erziehungs- und anderen Problemen aus dem familiären Umfeld, die auf die Schule durchschlagen, kann Gerbersdorf helfen.
"Eltern kommen von sich auf mich zu oder die Lehrer weisen die Eltern auf die Beratungsmöglichkeit hin", erklärt Gerbersdorf. Auch Schüler wenden sich direkt an sie. So berichtet Albert von zwei Mädchen, die in Streit gerieten und die daraufhin meinten, sie gingen erst einmal zu Frau Gerbersdorf.
Sie ist keine Lehrerin, ist zu Verschwiegenheit verpflichtet und hat damit eine besondere Vertrauensstellung. Wenn nötig, besucht sie Eltern auch mal zu Hause. Gerbersdorf schließe eine Lücke zwischen Schule und Elternhaus, sagt Hoffmann. Die Grundschule und die Mittelschule teilen sich die Stelle. Die Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) organisiert als freier Träger die Jugendsozialarbeit an Schulen. Neben einem Zuschuss vom Freistaat übernehmen Stadt und Landkreis die Kosten.
Gerbersdorf berät nicht nur und vermittelt weitere Hilfen, sie bietet Schülern auch spezielle Kurse an. Den Fünftklässlern erläutert sie, wie sie sich effektives Lernen und strukturiertes Arbeiten angewöhnen können. Es gehe zum Beispiel darum, auf seinen Arbeitsplatz zu achten, sagt Gerbersdorf.
Für fünf Jungs aus der Mittelschule organisierte sie im vergangenen Schuljahr ein Kompetenztraining, in welchem diese einen respektvollen Umgang miteinander übten. Ein erlebnispädagogisches Wochenende sollte dagegen einigen Mädchen zu mehr Selbstwertgefühl verhelfen. In der Grundschule lernen die Kinder der ersten und zweiten Klasse auf gewaltfreie Kommunikation zu achten und Konflikte zu lösen.
Freizeitangebote am Nachmittag
Zusammen mit der Mittagsbetreuung organisiert Gerbersdorf Projekte für die Schüler. So bezieht sie zum Beispiel im Laufe des Jahres den Schulgarten mit ein. Und sogar in den Ferien gibt es vereinzelt Freizeitangebote. So bastelte Gerbersdorf jüngst in den Herbstferien jeweils an einem Tag mit den Grund- und Mittelschülern.Gerbersdorf denkt über weitere Angebote nach - speziell für Eltern. So kann sie sich einen Elternabend zum Thema Pubertät vorstellen. Viele interessiere, was in Kindern abläuft.
Gerbersdorf ist selbst Mutter zweier Kinder. Die 36-Jährige arbeitete im Bereich Ausbildung und Arbeitsmarktförderung und studierte dann soziale Arbeit an der Fachhochschule Würzburg. Durch ihre freundliche, sympathische Art hat sie das Vertrauen der Schüler, Lehrer und Eltern gewonnen. Dass sie Anfang der 1990er Jahre als Russlanddeutsche aus Kasachstan gekommen ist, hilft ihr außerdem die spezielle Situation von Einwanderern zu verstehen - auch wenn die Arbeit mit den Flüchtlingen kein Schwerpunkt ist.
Die beiden Schulleiterinnen sind jedenfalls überzeugt, dass es eine sehr gute Entscheidung der Stadt war, die Jugendsozialarbeit an Schulen einzuführen.