Integrationsprojekt an der Musikakademie
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Mittwoch, 18. November 2015
Kinder verschiedener Migrantengruppen bereiten an der Musikakademie Hammelburg einen internationalen Konzertabend vor. Die Anschläge von Paris spielen dabei auch eine Rolle.
Die aktuelle Flüchtlingssituation geht auch an der Musikförderung nicht vorbei. Integration durch Musik ist seit Anfang des Jahres zu einem wichtigen Thema geworden, erklärt Peter Näder. Daher hat der Popularmusikbeauftragte des Bezirks Unterfranken eine ganz spezielle Initiative für einen mehrtägigen Workshop an die Musikakademie Hammelburg geholt.
Seit Montag üben 20 Schüler und Dozenten für ein Konzert, das am Donnerstag, 19. November, ab 19 Uhr im großen Saal der Musikakademie zu hören sein wird. Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Ländern. Sie sind zwischen zwei Wochen und elf Monaten in Deutschland, wie Jonas Hermes erklärt. Betreut werden sie von Musikern und Musikstudenten der Initiative "Willkommen mit Musik", einem Projekt des Theaters am Neunerplatz in Würzburg.
"Beim Musizieren gibt es keine Sprachprobleme. Fürs Musizieren braucht man keine Sprachkenntnisse", sagt Hermes.
So organisiert die Initiative "Willkommen mit Musik" in Würzburger Unterkünften musikpädagogische Angebote, bietet Individualförderung an und betreut eine Schulband an der Mönchbergschule Würzburg, die Übergangsklassen für Schüler ausländischer Herkunft zur Verfügung stellt.
Die Bandmitglieder nutzen den vom Bezirk geförderten Aufenthalt in Hammelburg nun, um einmal intensiv musikalisch arbeiten zu können. Unter ihren Dozenten sind auch zwei syrische Musiker.
Kern der Darbietung soll ein extra für das Konzert geschriebener und einstudierter Pop-Song werden. Eigentlich sollte es in dem Lied um Liebe gehen, wie Gesangstrainerin Shanti Robert erklärt. Doch die Anschläge von Paris warfen die Planung durcheinander.
Sie erzwangen, dass sich die Teilnehmer mit den Ereignissen beschäftigen und sie in ihrem Song verarbeiten.
"Was ist mit uns passiert, so viele Kriege ohne Sinn", heißt es nun im Refrain. Den singen die Schüler auf Deutsch. Die einzelnen Strophen bilden eine bunte Mischung aus Sprachen: Unter anderem kommen Rumänisch, Spanisch und Tschechisch vor. Das Intro ist arabisch, erklärt Shanti Robert. "Es ist ein Multikulti-Lied."
Die Sozialpädagogin findet die einzelnen Muttersprachen wichtig. Man brauche sie, weil aus ihnen heraus Kreativität entsteht. Erst im zweiten Schritt kommt die deutsche Sprache dazu. So fragten die Schüler beim Texten nach Wörtern. Auf diese Weise fördert das Musizieren letztlich die Sprachkenntnisse. Für Shanti Robert ist Musik auch die beste Methode um Traumata zu behandeln.