Druckartikel: Hühner im Weinberg

Hühner im Weinberg


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Mittwoch, 24. August 2016

Die Winzer werden zunehmend experimentierfreudig, wenn es um unkonventionelle Anbaumethoden geht.
Die Hühner sind sehr neugierig. Noch gewöhnen sie sich auf einer Wiese außerhalb der Weinberge an das Leben in freier Natur.Foto: Arkadius Guzy


Früher boten die Weinberge, abgesehen von den Rebpflanzen selbst, eher ein karges Bild. Heute gehört Einsaat und Begrünung zwischen den Zeilen zum Standard - gerade bei Winzern, die mit natürlichen Methoden arbeiten möchten. Und nun halten auch die ersten Tiere Einzug in die Weinlagen.

Bis die sieben Hühner der Rasse Antwerpener Bartzwerge zu ihrem Einsatz kommen, wird es aber noch etwas dauern. Noch scharren und picken die Tiere auf einem eingezäunten Wiesenstück am Keltereigebäude des Weinguts Schloss Saaleck.

Sie sollen sich an die freie Natur gewöhnen, da sie bisher vorwiegend im Stall lebten, erklärt Ulrike Lange. Den Tieren scheint es draußen Spaß zu machen. Sie sind sehr neugierig und vorwitzig. "Gleich in der ersten Woche war der Hahn weg", erzählt Lange. Sie und ihr Mann hätten schon gedacht, der Fuchs habe sich ihn geschnappt. Doch der Hahn hatte im wahrsten Sinne des Wortes nur einen Ausflug gemacht.


Kampf gegen Erdraupen

Die Hühner der Rasse Antwerpener Bartzwerge stammen von einem Züchter aus dem Landkreis Bad Kissingen. Sie sind kleiner als die üblichen Haushühner. An ihren blau gefärbten Läufen und dem Backen- und Kinnbart sind sie unzweifelhaft zu erkennen.

Doch die Familie Lange hat die Tiere nicht deshalb gekauft, weil sie so lustig aussehen. Die Hühner sollen dem Bio-Weinbetrieb im Frühjahr bei der Bekämpfung der Erdraupen helfen.

Die Larven der Eulenfalter halten sich tagsüber am Boden auf und krabbeln abends, im Schutz der Dunkelheit die Rebstöcke hoch. Dort fressen die Erdraupen die zarten, frischen Knospen, um für die Verpuppung genug Energie zu haben.

Winzern bleibt nichts anderes übrig, als die Raupen per Hand abzusammeln, vor allem wenn sie auf Schädlingsbekämpfungsmittel verzichten müssen oder wollen. Wenn die Hühner die Raupen aber rechtzeitig vom Boden picken, ist die Gefahr für die Knospen gebahnt, so die Überlegung. Ein befreundeter Winzerbetrieb in Südtirol setze Hühner schon länger ein, sagt Lange. So ist auch das Weingut Schloss Saaleck auf das Federvieh gekommen.

Im Jahr 2014 gab es die letzte größere Welle von Erdraupen. Einige Winzer im Saaletal hatten mit den Raupen zu kämpfen und mussten nachts raus, um sie von den Reben zu sammeln.

Hühner sind nicht die einzigen Tiere, die für den Einsatz im Weinberg ausprobiert werden. So hält der Weinbaubetrieb Six in Wirmsthal seit vergangenem Jahr einige Schafe. Die sollen beim Entblättern helfen. Die Tiere sollen dem Betrieb Arbeit abnehmen, indem sie das Grün im unteren Teil der Rebstöcke einfach fressen.
Ob sich die Schafe bewährt haben, kann Daniel Six noch nicht sagen. Der Feldversuch läuft quasi noch. Der Weinbaubetrieb experimentiert weiter mit dem Einsatz der Tiere.