Hügel mit Geschichte
Autor: Gerd Schaar
Neuwirtshaus, Mittwoch, 17. August 2016
Senioren aus der Wandergruppe des FC Alemannia Schwärzelbach haben einen Köhler-Meiler wieder hergerichtet. Eine kleine Feier gab es nun zum Dank.
Den offiziellen Dank für die ehrenamtlich erbrachte Sanierungsleistung am gemauerten Köhler-Meiler gab es jetzt vom Staatlichen Forstbetrieb Hammelburg und von der Gemeinde Wartmannsroth für die Helfer. Ein Dutzend Senioren aus der Wandergruppe des FC Alemannia Schwärzelbach hatte in rund 200 Arbeitsstunden das interessante Bauwerk wieder flottgemacht.
Noch in Aktion erlebt
"Ich habe diesen Meiler noch in den 1940er Jahren in Betrieb erlebt", erzählt Zeitzeuge Alfred Emmel. Damals sei er neun Jahre alt gewesen, und er erinnere sich, dass sein Vater Florian Emmel den Meiler zur Erzeugung der Holzkohle mit einem Klafter (=drei Ster) Holz pro Charge bestückt habe. "Nach der Schule habe ich meinem Vater das Essen gebracht", erzählt Emmel. In die Mitte des frisch geschichteten Meilers habe ein Strohbündel als Lunte zum Anzünden gedient.
Von den vier Kaminen, die auf dem Dach sichtbar sind, seien im Wechsel jeweils zwei als Zu- und Abluftkanal im Betrieb gewesen. "Alle halbe bis dreiviertel Stunde musste umgestellt werden", so Emmel. Denn die Verkohlung sollte ja gleichmäßig erfolgen. Tag und Nacht, eine ganze Woche lang. Dann ein paar Tage Ruhe zur Abkühlung. Die erzeugte Holzkohle sei anschließend mit einem Vierkanteisen in mühevoller Handarbeit zerkleinert worden.
Bis in die 50er Jahre
Dieser Meiler sei noch bis zum Anfang der 1950er Jahre betrieben worden, bestätigten verschiedene Anwohner. Die Sanierungsarbeiten fingen heuer am 29. Juni an und endeten am 20. Juli. Schlamm hatte sich im Meiler angesammelt. Die Stützmauern wurden abgebaut und deren Ziegelsteine vor dem Wiederaufbau gesäubert. Ebenso wurde mit den Lüftungsschächten verfahren.
Bedeckt ist der Meiler mit einer Schicht Hackschnitzel, was ihn optisch in das Waldgebiet des Neuwirtshauser Forstes integriert.Adolf Herr, Leiter des Staatlichen Forstbetriebes Hammelburg, bedankte sich bei den ehrenamtlichen Helfern: Theo Busch (Kirchenpfleger), Herbert Kohlhepp (Altbürgermeister), Peter Schühler, Walter Müller, Albert Müller, Georg Helmstädter, Gerhard Brust, Erich Reidinger, Jochachim Leitschuh, Roland Eusemann, Joachim Schmitt und Gottfried Vogler. Anerkennende Worte und den Dank der Gemeinde Wartmannsroth gab es von 2. Bürgermeister Roland Brönner.
Eine Sanierung des Kohlen-Meilers sei schon einmal ins Auge gefasst worden, blickte der stellvertretende Forstbetriebsleiter Gunther Hahner. "Historisch ist die Köhlerei zusammen mit der Zeidlerei (mittelalterliche Verwertung von Wildbienenhonig) und den Glashütten im Bereich Geschäftsfelder des Waldes anzusiedeln", so Hahner. Denn all diese Zünfte brauchten Holz. Die Köhlerei brauchte vor allem geeignetes Buchenholz, das möglichst glatt war. Dieser Kohlen-Meiler sei für die Versorgung von Fahrzeugen mit Holzvergaser zum Einsatz gekommen. Denn Benzin war in den Kriegsjahren und noch danach recht knapp.
Tafel geplant
"Viele Spaziergänger laufen hier vorbei und wundern sich über den Hügel, unter dem der Meiler ist", sagte Hahner. Es sei wichtig, in einer Chronik festzuhalten, was die Zeitzeugen berichten. "Sonst weiß einige Generationen später keiner mehr Bescheid."Auf eine Thementafel, die noch zu erstellen sei, wies Werner Ziegert hin. "Dieser gemauerte Ziegel-Kohlen-Meiler ist etwas Besonderes", so Ziegert. Eine erste Restaurierung sei 1981 unter der Leitung des damalig zuständigen Forstdirektors Dr. Hermann Bock erfolgt. Die Tafel soll auch an die rund 3000 Jahre alte Geschichte der Holzkohle erinnern. Die Köhler-Kunst bestehe vor allem darin, die Zu- und Abluft für den Meiler richtig zu steuern. Denn bei zu viel Luft verbrennt die Holzkohle vorzeitig, und bei zu wenig Luft geht der Ofen aus.