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Hobbyforscher suchen Spuren alter Siedlungen


Autor: Arkadius Guzy

Gauaschach, Donnerstag, 02. März 2017

Etliche Spuren der Frühgeschichte im Saaletal warten nur darauf entdeckt zu werden. Ein Gang über einen Acker reicht oft schon aus, um sie zu finden.
Bernd Marquard, Roland Heinlein und Wilfried Weidner suchen den umgepflügten Acker ab. Foto: Arkadius Guzy


Den vier Männern reichen zehn Minuten auf einem Feld, um eine Handvoll Scherben und ein bearbeitetes Stück Feuerstein aufzulesen. Dank ihres geschulten Blicks entdecken sie ohne Graben historische Artefakte zwischen den Furchen.

Bernd Marquard, Wolfgang Glaser und Roland Heinlein gehören zu einer Gruppe von etwa zehn Hobbyforschern, die regelmäßig die Felder der Gegend abschreiten - immer auf der Such nach Hinterlassenschaften alter Siedlungen. Landwirt Wilfried Weidner macht das auch schon immer so auf seinen Feldern. In der Flur am Ortseingang von Gauaschach haben sich die vier zu einem Erfahrungsaustausch getroffen.

Die Bedingungen an dem Nachmittag sind günstig: Der Acker ist gepflügt, es hat am Vormittag leicht geregnet, und die Sonne steht im Rücken. So fallen Objekte leichter auf.

Marquard und Glaser haben vor allem die Gegend zwischen Fuchsstadt und Gauaschach zu ihrem Revier gewählt. Dieser Teil des Saaletals ist ein weißer Fleck, wie Kreisheimatpfleger Heinlein erklärt.

Er ist noch nicht gründlich erkundet. Heinlein macht an einem konkreten Beispiel deutlich, weshalb aber solche Begehungen wichtig sind: Just in dem Bereich zwischen Fuchsstadt und Gauaschach, wo vier neue Windräder entstehen sollen, haben Marquard und Glaser jüngst Hügelgräber festgestellt. "Wir werden die Stelle weiter im Auge behalten. Das Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ist eingeschaltet", sagt Heinlein.

Das Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege nutzt im Rahmen des Projekts Archäologie und Ehrenamt das Engagement der Hobbyforscher. Es gibt einen extra Betreuer, der solche Gruppe wie die um Kreisheimatpfleger Heinlein, besucht und schult.

Den Blick fest auf die Erde gerichtet schreiten die Hobbyarchäologen die Felder ab. Sie lesen auf, was Maschinen bei der Arbeit auf dem Acker an die Oberfläche wühlen. Sie graben nicht und zerstören damit keine Bodendenkmäler.

Bandkeramik-Scherben und Steinwerkzeuge lassen sich zum Beispiel finden, erklärt Glaser. Jetzt im Ruhestand habe er Zeit für dieses Hobby. "Es macht Spaß", meint der frühere Sparkassenangestellte. Man komme schließlich automatisch an die frische Luft.

Nicht alle Stellen sind potenzielle Fundorte, denn nicht alle Stellen waren einst für eine Besiedelung günstig. Kleiner Täler, etwa mit einem Bach in der Nähe, boten aber gute Voraussetzungen für Hofstellen. In deren Umfeld gab es meistens auch Erdlöcher, in die Müll geworfen wurde: Quellen vieler heutiger Funde.

"Im Herbst, wenn die Felder abgeerntet sind, geht es los", beschreibt Marquard die Vorgehensweise. "Man schaut, ob gepflügt wird und Regen vielleicht etwas frei gewaschen haben könnte." Wenn die Bedingungen stimmen, macht sich der Ingenieur aus Sulzthal, der früher schon in einer ähnlichen Gruppe in Karlstadt mitgemacht hat, auf den Weg.

Optimale Gelegenheiten für die Suche lassen sich aber immer schwieriger abpassen. Heinlein erklärt: "Die Phasen, in denen Felder brach liegen, werden immer kürzer."


Jahrtausende alte Scherben

Eine der jüngsten Begehungen fiel Landwirt Wilfried Weidner auf. Er sprach die seltsamen Feldgänger an und erfuhr was sie da treiben. So kamen per Zufall die richtigen Leute zusammen: Weidner selbst interessiert sich für die Vorgeschichte von Gauaschach. "Schon als kleiner Bub habe ich mich auf den Feldern umgeschaut", erzählt er. Und noch heute prüft er nach dem Pflügen, ob etwas ans Tageslicht gewendet wurde. Über die Jahre trug Weidner auf diese Weise eine Sammlung an Scherben zusammen. Die will er bald den anderen zur Begutachtung zeigen.

Um zwischen den Erdkrumen etwas zu entdecken, braucht es Übung. Bandkeramik - Herkunftszeit grob um etwa 5000 vor Christus - sei wegen des charakteristischen Musters am leichtesten zu erkennen, weiß Heinlein. Davon seien auch meist größere Stücke erhalten. Alle Funde werden anhand von Literatur identifiziert und an das Landesamt für Denkmalpflege gemeldet. Sie haben rein materiell keinen Wert, ergänzen allerdings das Bild der lokalen Siedlungsgeschichte.