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Hindernisse für Behinderte


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Freitag, 19. Februar 2016

Rollstuhlfahrer kommen heute besser durch die Stadt als früher. Dennoch bleiben noch einige Problemstellen übrig.
Wilhelm Ganghammer probiert den neuen Seitenstreifen in der Kirchgasse aus. Foto: Arkadius Guzy


Schon eine Stufe bedeutet für Wilhelm Ganghammer das Aus. Er sitzt seit wenigen Jahren im Rollstuhl und ist auf einen ebenerdigen Zugang zu Geschäften, Arztpraxen und Gaststätten angewiesen. Doch so einfach ist es in Hammelburg nicht für ihn.

"Fast überall gibt es Stufen", sagt Wilhelm Ganghammer. Er hat sich die Mühe gemacht, für den Senioren- und Behindertenbeirat eine Aufstellung zusammenzutragen. Wilhelm Ganghammer suchte einfach alle relevanten Adressen aus dem Telefonbuch heraus und fuhr die Orte dann mit seinem Elektroscooter ab, wie er erklärt. Das Ergebnis: Nur wenige Örtlichkeiten haben einen barrierefreien Zugang - wenn überhaupt dann sind es vor allem Arztpraxen.

Doch auch da gibt es Probleme. Mitglieder des Senioren- und Behindertenbeirats kennen da einige Geschichten, zum Beispiel von einer Frau, die im Treppenhaus einer Arztpraxis behandelt wird.

Noch schlechter sieht es mit behindertengerechten Sanitäranlagen aus. Wilhelm Ganghammer fragte auch danach oder seine Frau schaute sich die Toiletten an. "Vieles wäre mir bis vor drei Jahren nicht aufgefallen", meint Josefine Ganghammer. Doch seitdem ihr Mann im Rollstuhl sitzt, geht sie mit einem anderen Blick durch die Straßen.

Die Liste von Wilhelm Ganghammer ist längst nicht vollständig. Einige Örtlichkeiten fehlen noch. Die Liste muss außerdem beispielsweise um die Belange von Sehbehinderten ergänzt werden. Sie ist aber schon ein erster Anhaltspunkt für die Arbeit des Senioren- und Behindertenbeirats. Am Ende könnte ein Wegweiser für Behinderte entstehen, wie es ihn schon in einigen Städten gibt.

Eine wichtige Verbesserung kann Wilhelm Ganghammer dennoch konstatieren: das neu gepflasterte Seitenstück der Kirchgasse. "Früher war der Gehweg so holprig, dass mir die Füße von den Rollstuhlstützen gerutscht sind."

Derzeit gehen die Arbeiten im zweiten Abschnitt der Kirchgasse weiter. Laut Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) soll später noch eine behindertengerechte Verbindung von den Parkplätzen am Pfarrzentrum zur Kirche angelegt werden. Und in den kommenden Wochen soll auch ein Blindenleitsystem für die Querungen in der Fuldaer Straße folgen. Bereits seit Herbst heben Markierungsstreifen die Stufen am Marktplatz besser hervor.

Vor mehreren Jahren hatte Winfried Schmitt, von 1999 bis 2010 Behindertenbeauftragter der Stadt, eine Mängelliste verfasst. Die sei reduziert, stellt er fest. Dennoch nennt Winfried Schmitt Hindernisse die ihn schon lange umtreiben. Dazu gehört der Parkplatz am Krankanhaus. Winfried Schmitt erklärt: "Der ist überhaupt nicht behindertengerecht. Ich kann nicht aus dem Auto aussteigen. In den Rasengittersteinen bleiben die Räder meines Rollstuhls hängen." Als großes Manko wertet er ebenfalls, dass es überhaupt kein behindertengerechtes Hotel gebe.