Helfer bauen alten Kalkbrennofen wieder auf
Autor: Arkadius Guzy
Obereschenbach, Montag, 21. März 2016
In der Obereschenbacher Flur gibt es ein außergewöhnliches Relikt aus vergangenen Jahrzehnten: einen alten Kalkbrennofen.
Schon seit mehr als zehn Jahren macht sich der Obst- und Gartenbauverein Gedanken über den alten Kalkbrennofen. Nun haben es freiwillige Helfer zusammen mit einem Fachmann geschafft das Bauwerk vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Der Ofen soll im Sommer zu Demonstrationszwecken sogar einmal in Betrieb gehen.
Der Ofen steht außerhalb von Obereschenbach an einem Flurweg Richtung Flugplatz. "In den 50er Jahren wurde darin noch Kalk gebrannt", weiß Edgar Reuter, kommissarischer Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins, aus Erzählungen älterer Bewohner. Viel mehr ist bisher nicht bekannt.
Die Anlage wurde irgendwann einmal aufgegeben. Sie verfiel. Gestrüpp überwucherte die Reste, bis sich eine kleine Gruppe aus dem Verein endlich der Sache annehmen konnte. Im Herbst 2014 legten die Helfer die Reste des Brennschachts erst einmal frei.
Im vergangenen Herbst starteten dann die Aufbauarbeiten.
Noch vor dem Wintereinbruch konnten große Teile fertig gestellt werden, auch wenn einige Tage Regen die Baustelle zwischenzeitlich stoppten. "Der Lehm ist einfach nicht trocken geworden", berichtet Reinhold Wilhelm. Er hat die Bauleitung übernommen. Zum festen Helferstamm gehören außerdem Wolfgang Uebel und Michael Müller. Adam Laja von der Firma Dill aus Weyersfeld unterstützt die Ehrenamtlichen als Fachmann für Natursteinarbeiten.
Probefeuer zur Einweihung
Der Ofen ist weitgehend wiederaufgebaut. Es fehlt nur noch das Dach, dass den Schacht künftig vor der Witterung schützen soll. Außerdem muss das Gelände außenrum noch befestigt werden.Der Lehm für die Maurerarbeiten stammt aus der ehemaligen Ziegelgrube in Untereschenbach, wie Reuter erklärt. "Normaler Mörtel würde bei den hohen Temperaturen reißen", ergänzt Wilhelm. Denn zur Einweihung soll der Ofen angeschürt werden, wie in vergangenen Zeiten.
Damals wurden in solchen Feldkalköfen Kalksteine bei Temperaturen von mehreren hundert Grad gebrannt. Dabei veränderte sich der Kalk chemisch: Kohlenstoffdioxid entweichte und es entstand Branntkalk, ein Grundstoff für Mörtel. Durch die Zugabe von Wasser konnte aus dem Branntkalk Löschkalk hergestellt werden. Der wiederum diente zum Beispiel als Düngemittel.
Roland Lenhart vom Landratsamt ist schon gespannt, ob der Brennvorgang funktionieren wird. "Von meinem Vater, der Verputzer war, weiß ich zumindest noch wie Branntkalk weiter verarbeitet wurde." Der Landkreis unterstützt den Aufbau finanziell. Er kaufte zudem das private Grundstück auf dem der Ofen steht. Lenhart geht davon aus, das der Ofen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammt. Die Steine seien aus der Umgebung geholt worden.
Reuter sieht den Ofen als kleine touristische Attraktion. So ist auch eine Tafel mit Erklärungen geplant. Dank eines Betrags aus dem Jagdpachtschilling soll der Flurweg dorthin durch die Stadt ausgebessert werden.
Bei den technischen Details unterstützte German Zier vom Verein für Gartenbau, Brauchtum und Heimatpflege Machtilshausen die Obereschenbacher. Er zeichnete die Baupläne. In Machtilshausen selbst gibt es ebenfalls einen alten, sogar noch besser erhaltenen Kalkbrennofen. Auch er soll demnächst einmal restauriert werden.