Druckartikel: Hammelburger Paar reist ein Jahr um die Welt

Hammelburger Paar reist ein Jahr um die Welt


Autor: Arkadius Guzy

Obererthal, Donnerstag, 13. Sept. 2018

Lehrer Christoph Schönau und Jobcoach Annette Kolb müssen sich neu an den Arbeitsalltag gewöhnen: Sie waren ein ganzes Jahr rund um den Globus unterwegs.
Christoph Schönau und Annette Kolb haben ihr ganzes Gepäck auch am Strand von Koh Rong (Kambodscha) dabei.  Foto: Patrick Baier


Aus ihrer Reisefreude machen Christoph Schönau und Annette Kolb keinen Hehl. Eine kleine Weltkugel und der Schriftzug "Globetrotter" schmücken jeweils ihren rechten Unterarm. Die Tätowierungen haben sie sich vor ihrer Weltreise stechen lassen. "Sie ist überall aufgefallen, die Leute haben immer wieder darauf gezeigt", sagt Kolb. Nach einem Jahr Auszeit sind beide nun wieder zurück. Sie sind dabei, an das Leben, das sie bis vor einem Jahr geführt haben, anzuschließen und ihre Erlebnisse nach und nach für ihre Erinnerung aufzuarbeiten.

Dabei helfen ihnen der Internet-Blog, den sie während ihrer Tour führten, und die Tagebuchaufzeichnungen von Kolb. "Es waren so viele Eindrücke. Wir waren jeden Tag ab 6 oder 7 Uhr aktiv", erklärt Kolb. Im August 2017 startete ihr Trip - ausgestattet mit einem Round-the-World-Ticket, einem 17,5 Kilogramm-Rucksack, einem 13-Kilogramm-Rucksack und zwei kleineren Rucksäcken mit jeweils fünf Kilogramm Gepäck - mit einem Flug nach Sri Lanka.

"Das Reisen mit Backpack stand für uns von Anfang an fest, denn wir wollten uns in den Ländern frei bewegen können", sagt Kolb. Schönau hatte zuvor abendelang Bücher, Artikel und Internet-Blogs gelesen, um sich Tipps zu holen und die Route zu planen. So hatte das Paar auch eine Liste mit Orten und Ländern dabei, die es bereisen und sehen wollte.

Schönau beschreibt seine Vorgehensweise: "In meinem Kopf wuchs die Idee, immer ostwärts zu reisen, da wir für genau ein Jahr reisen wollten und es mein Wunsch war, dem Winter weitestgehend zu entkommen. Mit einem Round-the-World-Ticket, immer in östlicher Richtung bleibend, fingen wir im August 2017 in Sri Lanka an und buchten uns dann zusätzliche Flüge innerhalb von bestimmten Kontinenten dazu." Das Ticket galt 365 Tage, aber da sie unterwegs die Datumsgrenze überschritten und so einen Tag gewannen, waren die beiden sogar 366 Tage unterwegs.

Den Schwerpunkt legten sie auf die Länder Asiens beziehungsweise Südostasiens. Dort blieben sie sieben Monate ihres Reisejahrs. Von dieser Region ging es nach Australien, Neuseeland, in die Südsee, nach Amerika und Kanada und über England zurück nach Deutschland.

26 Flüge und 13 Länder können beide am Ende zählen. "Wir waren in 13 völlig verschiedenen Ländern und Kulturen, die uns alle auf unterschiedlichste Art und Weise beeindruckt haben. Zu jedem Land könnten wir Orte benennen, die uns für immer im Gedächtnis bleiben werden", sagt Kolb.

"Unsere Nächte verbrachten wir im Schnitt alle zwei Tage an einem anderen Ort, so dass für uns gefühlt wirklich alles dabei war: Wir schliefen in privaten Homestays, Hostels mit Mehrbettzimmern bis zu 16 Personen, Bambuszelten und Bambushütten, Bungalows am Strand, günstigen Hotels, im Campingbus, Katamaran, Zelt, Flugzeug, auf Campingplätzen, machten Couchsurfing und verbrachten unter anderem eine Nacht auf dem Boden eines Aufenthaltsraumes in Neuseeland, als uns bei Minus vier Grad die Heizung unseres Campers ausfiel", berichtet Schönau.

Ebenso vielfältig waren die Fortbewegungsmittel: "Während unserer Reise saßen wir in Bussen, Tuk Tuks, Rikschas, Booten, Fähren, Auslegerbooten, Tricicles, Propeller-Maschinen, Motorrollern, Mietwägen, Kanus, Fahrrädern, Offroad-Bussen oder Trampten mit Einheimischen", fast Kolb zusammen. Manches habe sie Überwindung gekostet, zum Beispiel wenn es auf ein überfülltes Boot mit einem betrunkenen Fahrer ging.

Ein besonderes Erlebnis war der mehr als dreiwöchige Segeltörn mit einem Katamaran-Skipper durch die Inselwelt von Französisch-Polynesien. Als Grenzerfahrung beschreibt es Kolb - vor allem das Segeln nachts, wenn bei starkem Wellengang Meer und Himmel nicht mehr voneinander zu unterscheiden gewesen seien.

Aus der Südsee hat Schönau auch eine Erinnerung an einen Schreckmoment mitgebracht: Narben und ein Ziehen in den Fingern der linken Hand stammen von einem Haibiss. Dank der Versorgung durch einen französische Arzt in einem Inselkrankenhaus musste das Paar trotz des Zwischenfalls nicht auf den Segeltrip verzichten und konnte die Weltreise fortsetzen.

Mit dieser hat sich Schönau einen Kindheitstraum erfüllt. Der 45-Jährige und seine 40-jährige Partnerin konnten sich dafür recht unkompliziert eine Auszeit nehmen. Schönau, Lehrer an der Hammelburger Mittelschule, hatte sich für ein Sabbatical freistellen lassen. Kolb, Jobcoach am Kolping-Bildungszentrum in Bad Kissingen, hatte unbezahlten Urlaub genommen. Beide können nun wieder in ihren Beruf einsteigen. Schwieriger sei es da gewesen, politisch in Deutschland anzukommen, spielt Kolb auf die aktuelle Stimmungslage an: "Wir haben überall auf der Welt sehr viel Gastfreundschaft erlebt."

So hält die Neugier auf ferne Länder bei beiden an, obwohl sie nun durch die Flut an Eindrücken erst einmal platt sind. Im Gespräch sprudeln aber die Erlebnisse und die Begeisterung. Der werden sie auch künftig nachgehen - dann aber im üblichen Urlaubsrahmen.

Videos Wer erfahren möchte, was Christoph Schönau und Annette Kolb an den einzelnen Stationen ihrer Weltreise erlebt haben, kann in ihren Internet-Blog auf www.wirzweiumdiewelt.de schauen. Dort finden sich auch Tipps und Anregungen für eigene Touren. Die beiden haben zahlreiche Videos eingestellt. Diese sind auch auf dem Youtube-Kanal von wirzweiumdiewelt zu finden: youtu.be/84YfAqerfa8.