Hammelburger Gymnasium: Kleine Klasse mit Super-Noten
Autor: Ralf Ruppert
Hammelburg, Sonntag, 19. Juli 2020
Wegen "Mittelstufe plus" erhielten heuer nur 14 Schüler ihre Abitur-Zeugnisse, trotzdem gab es zwei Mal die Note 1,0 und einmal die Note 1,1. Trotz Einschränkungen und weniger Reden wurde auf einige Traditionen nicht verzichtet.
Keine Redezeiten für die 2. Bürgermeisterin und den Landrat, jeder Abiturient durfte nur zwei Begleit-Personen mitbringen und die Abschluss-Zeugnisse wurden ohne Handschlag übergeben: Vieles war in diesem Jahr ganz anders als in den Vorjahren bei der Verabschiedung der Hammelburger Abiturienten. Trotzdem war es der Schulleitung wichtig, auch Traditionen weiterzuführen: Jeder Schüler lief einzeln zu seinem Lieblingssong ein, Andreas Strehler, Raphael Stibor und Philipp Kirchner begleiteten die Feier musikalisch, sie fand in der Aula statt, weil es in diesem Jahr einen historisch kleinen Abschluss-Jahrgang mit nur 14 Abiturienten gibt.
Gerade einmal 14 Abiturienten haben am Freitag offiziell das Hammelburger Frobenius-Gymnasium verlassen. Das liegt daran, dass die Schule 2016 zu den 47 Pilot-Gymnasien in Bayern zählte, in denen "Mittelstufe plus" eingeführt wurde. Noch vor der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium im Freistaat konnten die Schüler an diesen Schulen ein zusätzliches Schuljahr in der Mittelstufe wählen. Auf der anderen Seite hatten sie dadurch keinen Nachmittagsunterricht. Die Eltern mussten ihre Wahl deshalb unter anderem mit sportlichen und anderen Aktivitäten in der Freizeit der Kinder begründen.
Die Ergebnisse in den Pilot-Schulen waren eindeutig und trugen auch erheblich dazu bei, dass der Freistaat Bayern wieder zum G 9 zurückkehrte: In Hammelburg hatte der diesjährige Abi-Jahrgang 2016 eigentlich noch 64 Schüler, aber mehr als 70 Prozent entschieden sich für die verlängerte Mittelstufe und legen deshalb frühestens im kommenden Jahr ihre Abitur-Prüfung ab.
Laut Kultusministerium gibt es aktuell noch 45 Mittelstufe-Plus-Gymnasien in Bayern, in denen im Jahr 2025 laut einer Prognose des Ministeriums rund 2900 Schüler das Abi ablegen. Zum Vergleich: Heuer gibt es rund 35 000 Abiturienten in Bayern. Für Unterfranken rechnet das Kultusministerium im Jahr 2025 mit rund 450 Abiturienten, in Hammelburg werden in der 8. Plus-Klasse aktuell 27 Schüler unterrichtet. Sie legen 2025 ein Abi ab, während es an den anderen drei Gymnasien im Landkreis Bad Kissingen wegen der Umstellung von G 8 auf G 9 keinen Abitur-Jahrgang 2025 geben wird.
Nur Frauen im besten Drittel
"Diese kleine Gruppe hat einen großen Jahrgang vollkommen abgebildet", fasste Oberstufen-Koordinator Werner Seitz die Leistungen der Schüler zusammen. Zudem hätten sich die Schüler trotz Corona-Einschränkungen ihr Abitur genauso verdient wie in den vergangenen Jahren. Die Abitur-Prüfungen seien vergleichbar mit den Vorjahren gewesen. Trotz Änderungen beim Noten-Spiegel seien die Noten "über jeden Zweifel erhaben", betonte Seitz.
Der Gesamt-Notendurchschnitt von 2,32 am am Frobenius-Gymnasium Hammelburg (FGH) liegt laut Schulleiter Matthias Ludolph ganz leicht über dem Schnitt der vergangenen Jahre. Fünf Schülerinnen hätten einen Notendurchschnitt von unter 2,0, für besonders herausragende Leistungen ehrte der Freundeskreis der Schule Eline Vervoort und Constanze Binder (jeweils Note 1,0) sowie Hannah Stürzenberger (Note 1,1). "Da haben es die Mädchen den Jungs aber ganz schön gezeigt", kommentierte Ludolph die gute Leistung der Schülerinnen. Eine Jahrgangsbeste wurde nicht gekürt, weil Eline Vervoort nur einen einzigen Punkt vor Constanze Binder lag - bei insgesamt 900 Punkten ein hauchdünner Vorsprung.
Erstmals wurde in diesem Jahr auch ein von der ehemaligen Lehrerin Jutta Staub gestifteter Preis für soziales Engagement in der Schule vergeben: Er ging an Laura Neubauer und Maria Schuhmann, die sich beide besonders für ihre Mitschüler eingesetzt hätten. Laura Neubauer bezeichnete Seitz wertschätzend als "Mutter der Kompanie", Maria Schuhmann war unter anderem als Jahrgangsstufensprecherin und im Fair-Trade-Team aktiv.