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Hammelburg zeigt Solidarität


Autor: Jacqueline Vera Mihm

Hammelburg, Dienstag, 16. Dezember 2014

Kameras, Kerzen und Blitzlichter erhellen den Hammelburger Marktplatz: Rund 50 Bürger bewiesen ihre Anteilnahme am Schicksal von Flüchtlingen und unterstützen damit das Würzburger Bündnis für Zivilcourage.
Mit Kerzen in den Händen zeigten die Menschen auf dem Marktplatz ihre Solidarität.  Foto: Jacqueline Vera Mihm


Es muss ja nicht ein Treffen zu einer Aktionsstunde in Würzburg sein, um sich demonstrativ mit dem weltoffenen Dresden zu solidarisieren und um die Verbundenheit mit dem Grundgesetz zum Ausdruck zu bringen, dachte sich Beate Ritter-Schilling vom Hammelburger Freundeskreis für Flüchtlinge. Am eigenen Wohnort eine spontane und kreative Aktion ins Leben zu rufen lag nahe, und aktiv setzte sie diesen Impuls um.

Erfolgreicher Aufruf

Ihr Aufruf war erfolgreich: Es kamen über fünfzig junge und ältere Hammelburger am Montag um 18.30 Uhr auf dem Hammelburger Marktplatz zusammen um ihre Solidarität mit den Flüchtlingen zu zeigen und somit auch die Aktion des Würzburger Bündnisses für Zivilcourage mit zu unterstützen. Viele hatten Kameras, Kerzen und Blitzlichter dabei, um ein Zeichen der Verbundenheit mit den Flüchtlingen zu setzen. Ein "Flashmob", um die aktuelle Situation zu erleuchten.

"Pegida sind patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes. In dieser Gruppierung finden sich Leute, die sehr rechts sind, aber es finden sich dort auch Leute, denke ich, die einfach ihre Ängste, ihr Unbehagen über viele Dinge zum Ausdruck geben wollen", so Ritter-Schilling zu den Aufmärschen, die am Montag zum zweiten Mal stattfanden. "Ich möchte hier keine Feindbilder aufbauen", betont sie, "denn das ist unser größtes Problem im Moment, dass über die Polarisierung Feindbilder aufgebaut werden, die gar nicht nötig wären."

Unverständnis

"Wenn man Kindern die Weihnachtsgeschichte erzählt, so erlebt man immer wieder die gleiche Reaktion: Die hochschwangere Maria und Josef suchen Herberge, und die Kinder reagieren immer sehr empört darüber, dass die beiden immer wieder von Unbarmherzigen weggeschickt werden. Man hat hier eine solche Situation vor der eigenen Haustüre", sagt sie. Unter den Flüchtlingen vor Ort seien einige Schwangere. Frauen, die in ihrer Schwangerschaft geflohen sind und lange unterwegs waren zu einem nicht bekannten Ziel. "Ich persönlich kann nicht verstehen, wie man die Weihnachtsgeschichte hören und nicht gleichzeitig die Bilder der vielen Menschen vor Augen haben kann, die auf der Flucht sind," so Ritter-Schilling. Froh ist sie, dass es in Hammelburg nur wenige Menschen gibt, die fremdenfeindlich auftreten. "Was wir allerdings immer wieder erleben, sind subtile Angriffe, Vorurteile und Gerüchte, die in die Welt gesetzt werden. Äußerungen, die "zündeln", meint sie. "Ich habe heute zum Beispiel gehört, dass eine Dame an der Kasse für einen Flüchtling etwas bezahlen wollte und die Verkäuferin ihr entgegnete, dass sie das nicht machen müsse. Flüchtlinge bekämen 4000 Euro Begrüßungsgeld und auch sonst alles bezahlt, behauptete die Verkäuferin weiter. Mich macht so etwas sprachlos". Sie hat bei der Sozialberaterin der Caritas nachgefragt und erhielt gänzlich andere Zahlen. Die Flüchtlinge erhalten 136 Euro für die Teilhabe am sozialen Leben und 135 Euro Essensgeld, zwei Mal im Jahr 160-Euro-Gutscheine für Kleidung und Schuhe und kostenlose Unterbringung. Von dem Geld müssen sie sich voll verpflegen und sonst alles wie Handygebühren, Anwaltskosten usw. selber bezahlen. "271 Euro im Monat, das ist nicht Hartz 4", erklärt sie.
Am Montag wurde dazu aufgerufen, sich mit dem Plakat "Wir sind Dresden - wir sind bunt! Hammelburg zeigt Solidarität mit einem weltoffenen Dresden", ablichten zu lassen. Diese Bilder werden dann auf die Facebook Seite des Bündnisses für Zivilcourage gesetzt.

Plakat-Aktion geplant

Des Weiteren ist es Beate Ritter-Schilling wichtig, der Solidarität mit Flüchtlingen ein Gesicht zu geben. Unter dem Motto "Herbergssuche Weihnachten 2014 - Solidarität mit Flüchtlingen unter uns", plant sie ein Plakat. Viele Hammelburger meinten "Ja, ich stehe dafür" und ließen sich ablichten. Es ist geplant dieses Plakat zeitnah in der Stadt und in den Stadtteilen aufzuhängen, berichtete die Initiatorin.

Pastoralreferent Markus Waite verlas das Grußwort von Bürgermeister Armin Warmuth, dem eine Teilnahme aufgrund der Stadtratssitzung nicht möglich war. Pfarrer Thomas Eschenbacher ermutigte alle, weiterhin so konstruktiv im Umgang mit der Flüchtlingsthematik zu bleiben. Dankbar war er auch, dass sich immer wieder neue Helfer finden, die diese Arbeit unterstützen.