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Hammelburg will Fairtrade-Stadt werden


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Freitag, 28. März 2014

Die Kommune bewirbt sich für das Siegel "Fairtrade-Stadt". Viele Vereine und Geschäfte nutzen bereits fair erzeugte Produkte.
Kaffee als klassisches Fairtrade-Produkt (von links): Annemarie Fell, Pfarrer Thomas Eschenbacher und Rita Scholl im Weltladen.Foto: Arkadius Guzy


Es gibt bereits viele nachhaltige Angebote. "Wir mussten aber viel laufen, um alles zusammenzutragen", sagt Rita Scholl. Sie hat gemeinsam mit Annemarie Fell und weiteren Unterstützern aus dem Weltladen aufgelistet, welche Geschäfte und Vereine Fairtrade-Produkte in ihrem Sortiment haben.

Das Team ist selbst begeistert und teilweise überrascht, wie breit die Angebotspalette an nachhaltigen, gerecht hergestellten Artikeln außerhalb des Weltladens bereits ist. So verkaufen zwei große Lebensmittelmärkte und ein Drogeriemarkt Fairtrade-Produkte. In einer Gärtnerei in der Innenstadt gibt es fair gehandelte Rosen, eine andere schenkt ihren Kunden fair gehandelten Kaffee aus. Auch in einem Hotel am Marktplatz und in einem Gasthaus in Untererthal stehen Fairtrade-Kaffee und Tee auf der Karte. Neue Anbieter können ständig dazukommen.

Pfarrer predigt für fairen Konsum

Bei den beiden Pfarrgemeinden oder im Lehrerkollegium des Gymasiums wird Fairtrade-Kaffee gekocht, ebenso seit mehreren Jahren im Rathaus. "Kaffee ist ein Allerweltsprodukt geworden. Viele trinken ihn am Tag in großen Mengen, ohne zu beachten, was für eine Kostbarkeit es ist", sagt Bürgermeister Ernst Stross (SPD). Er begrüßt die Initiative der Weltladen-Gruppe und unterstützt das Engagement. Daher gibt es auch einen offiziellen Beschluss des Stadtrats, sich als Kommune für das Siegel "Fairtrade-Stadt" zu bewerben.

Einen begeisterten Fürsprecher haben die Engagierten im neuen Hammelburger Pfarrer, Thomas Eschenbacher, gefunden. Vor Kurzem predigte er im Gottesdienst über Gerechtigkeit und fairen Handel. "Ich habe versucht deutlich zu machen, dass man konkret handeln muss", sagt Eschenbacher. Für ihn persönlich sei es schon seit den 80er Jahren ein Thema. 2005 war Eschenbacher Mitbegründer des Hilfsprojekts "Main-Spessart für Peru". Ausgangspunkt war damals die Idee, Jugendliche aus Lima, der Hauptstadt Perus, einzuladen, am Weltjugendtag in Köln teilzunehmen.

Es gibt bereits erste Überlegungen für gemeinsame Veranstaltungen der Pfarrgemeinde und des Weltladenteams. Dieses versucht immer wieder, mit originellen Aktionen auf sich aufmerksam zu machen. Im Herbst umwickelten die Helfer den Marktbrunnen mit Stoffteilen, um auf die globalen Konsumbeziehungen hinzuweisen.

Die Idee für die Zertifikatsbewerbung ist anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Weltladens im vergangenen Jahr entstanden, wie Scholl erklärt. In der Region zählen Bad Brückenau und Schweinfurt bereits zur Gruppe der Fairtrade-Städte. "Wir erwarten von den Hammelburgern natürlich nicht, dass sie jetzt alles nur im Weltladen kaufen", sagt Annemarie Fell. Aber einmal pro Monat ein Artikel könnte es schon sein. Damit unterstützten die Kunden die Menschen in armen Ländern "auf Augenhöhe".