Hammelburg: Verband prüft die große Lösung
Autor: Ralf Ruppert
Hammelburg, Sonntag, 05. April 2020
Der Abwasserzweckverband Thulba-Saale kommt am 7. April zur letzten Sitzung der laufenden Amtszeit zusammen. Danach scheiden sechs der sieben Verbandsräte aus. Beraten wird auch über die gemeinsame Klärschlamm-Entsorgung.
Braucht es wirklich am 7. April eine Sitzung des Abwasserzweckverbandes (AZV) Thulba-Saale? Ja, sagt Geschäftsführer Burkhard Oschmann. "Die Zeit drängt uns richtig", verweist er vor allem auf die schwierige Lage beim Klärschlamm. In der vergangenen Woche habe er eine Warnung bekommen, dass das Zement-Werk in Karlstadt vielleicht schon bald keinen oder deutlich weniger Klärschlamm abnimmt. "Wenn kein Zement gebraucht wird, fällt auch der Bedarf an Sekundär-Brennstoff weg", erläutert Oschmann die Zusammenhänge. "Aber wir haben Klärschlamm mindestens in gleicher Menge." Deshalb muss nun schnell die neue Aufbereitung geplant werden. Unbedingt noch in der laufenden Amtszeit der Stadt- und Gemeinderäte, denn: Ende Mai scheiden sechs der sieben Verbandsräte aus.
Der Verbandsversammlung des AZV gehören die Bürgermeister von Hammelburg, Elfershausen, Fuchsstadt und Oberthulba sowie die Stadträte Elisabeth Wende, Walter Emmert und Thomas Brandenstein an. Ab dem 1. Mai ist als einziger von ihnen Armin Warmuth noch im Amt. Er hatte auch gleichzeitig als Vorsitzender der kommunalen Allianz Fränkisches Saaletal das wichtigste Projekt des AZV angestoßen: Weil es immer schwieriger wird, den Klärschlamm auf Feldern auszubringen oder fürs Verbrennen zu entwässern, soll eine große Klärschlamm-Behandlung nachgerüstet werden - am besten auch für die Bundeswehr und alle neun Allianz-Gemeinden.
Die bayerische Staatsregierung hat schon vor Jahren das Ziel ausgegeben, dass Klärschlamm nicht mehr auf Äckern landet. Rund 1500 Kubikmeter Klärschlamm fallen jährlich alleine in der Hammelburger Kläranlage an, 2019 konnte der AZV aber nur noch 400 Kubikmeter an Landwirte aus der Region abgegeben. Der größere Teil, rund 1000 Tonnen entwässerter Schlamm ging zur Verbrennung ins Zementwerk Karlstadt.
Der Preis dafür steigt stetig: 2018 lag er noch bei rund 62 Euro pro Tonne, 2019 bei 68 Euro pro Tonne und für heuer liegt das Angebot bei 82 Euro je Tonne entwässerten Schlamm.
Vorbehandlung notwendig
Die Verbrennung ist nicht nur teuer, sondern nur mit Vorbehandlung möglich. Dafür bestellt der AZV aktuell regelmäßig eine mobile Anlage, die aber immer teurer und immer schwieriger zu besorgen sei. Deshalb muss laut Oschmann eine stationäre Anlage auf der Kläranlage Hammelburg her. Weil die anderen Kommunen ähnliche Probleme haben, soll eine Machbarkeitsstudie klären, ob in der Anlage der Klärschlamm aller Anlagen in der Region behandelt werden könnte - und was es kostet.
"Alle Kommunen und die Bundeswehr haben zugestimmt", fasst Geschäftsführer Oschmann den aktuellen Stand zusammen. Mittlerweile habe er auch die Kosten für die Studie ermittelt und allen mitgeteilt, denn: Bezahlen müssen die Kommunen, die neu mitmachen wollen. Lediglich Oberthulba nimmt eine Sonderrolle ein: Der Markt ist Mitglied im AZV, hat aber bei Wittershausen noch eine eigene Kläranlage, die jetzt auch in der Studie untersucht werden soll. Dafür muss die Kommune extra zahlen.
"Jeder bringt unterschiedliche Schlämme", nennt Oschmann als eine der Herausforderungen. Belastet würde damit auch die Kläranlage insgesamt: Vor allem kommt stark belastetes Restwasser dazu, das so genannte Zentrat, das vor allem viel Stickstoff enthält. "Das alleine benötigt 20 Prozent unserer Reinigungsleistung", berichtet Oschmann.