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Hammelburg: Kreuzwegsanierung ist Herzenssache


Autor: Winfried Ehling

Hammelburg, Freitag, 10. April 2020

Restaurator Clemens Muth und Stadtbaumeister Detlef Mohr inspizierten die Hammelburger Kreuzigungsgruppe, die schon im vergangenen Jahr im Fokus stand.
Die Testauflage aus dem vergangenen Jahr gibt Clemens Muth Aufschluss über das geeignete Material und die richtige Farbe. Foto: Winfried Ehling


Soll der älteste, mit Figuren bestückte, Kreuzweg Süddeutschlands fürderhin ein Zeugnis des Glaubens und eine Attraktion der Saalestadt bleiben, ist eine jährliche Inspektion Gebot der Stunde. Jedes fünfte Jahr ist am Saalecker Berg eine Hauptinspektion, fällig die Schadstellen aufdeckt und ins Visier nimmt, um schlimmeres zu vermeiden.

Den Erhalt und die Pflege der 14 Kapellenhäuschen einschließlich der des Heiligen Grabes im Klosterhof und der Kreuzigungsgruppe auf dem Bergkamm, die 1970 sogar Filmkulisse für Hans W. Geißendörfers Horror-Streifen "Jonathan" diente, verdankt Hammelburg der Initiative von Rainer Baden.

Dem ehemaligen Stadtbauamt-Angestellten war und ist der fast 300 Jahre alte Gebetsweg eine Herzenssache. Er konnte seinen Arbeitgeber, die Stadt, für die Idee einer regelmäßigen Prüfung - gegebenenfalls nebst Ausbesserungen - gewinnen. Die Sanierungen benötigten jedoch Geldgeber wie die Stadt Hammelburg und eine Reihe von Spendern um die fachlich ausgeführten Arbeiten finanziell zu decken.

Zahlreiche Schäden zu beseitigen

Vor Restaurierungsbeginn befanden sich die meisten Stationen in einem bejammernswerten Zustand. Es galt zuvorderst enorme Witterungs- und Vandalismus-Schäden zu beseitigen. In Zusammenarbeit mit dem Steinrestaurator Clemens M. Muth aus Ebensfeld ergab sich Schritt für Schritt wieder ein würdiges Bild, das dem von Johann Jakob Faulstieg und Franziskaner Wenzeslaus Marx geschaffene Glaubenszeugnis an der Klostermauer und dem sich anschließenden Waldweg zum Schloss Saale gut tat. Heute kann sich das Kleinod christlicher Prägung - einst ein bekanntes Wallfahrtsziel - wieder "sehen lassen" - dank der versierten Arbeit Muths.

Restaurator Muth und Stadtbaumeister Detlef Mohr inspizierten diesmal speziell die Kreuzigungsgruppe, die schon im vergangenen Jahr im Fokus stand. An ihrer Rückseite wurde 2019 eine Mischung mit verschiedenen Nuancen von Buntsandsteinfarben als Testtafel aufgebracht. Daraus konnte Muth jetzt seine Schlüsse ziehen, welche Materialien und Farben er bei den Ausbesserungsarbeiten der größten Station verwendet.

Diverse Materialien im Einsatz

Silikonharz auf Silizium-Basis, mit oder ohne Steinmehl, scheinen dem Experten als geeignetes Mittel um beispielsweise die stark beschädigten Füße der drei Gekreuzigten vor weiterem Verfall zu bewahren. Im fein ziselierten Sandstein fangen sich kleine Niederschlagsmengen, die der Verwitterung Vorschub leisten. Das Aufbringen von Silikonharz verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit in den Stein, lässt aber Feuchtigkeit aus diesem entweichen.

"Das Verfahren hat sich bereits bei anderen Objekten bewährt wie am Dresdener Zwinger", weiß der Restaurator aus eigener Erfahrung. "Mit dieser Methode ist nicht zu unterscheiden ob es echter Sandstein oder Reparatur ist", fügt er hinzu. Sie bringt zudem den Vorteil mit sich, dass der Schutz etwa 18 bis 20 Jahre währt.

Des weiteren will Muth die betende Figurengruppe am Fuß der Kreuze begutachten und überlegen, welche Maßnahmen an den beiden Putten vornimmt. Alle vorgeschlagenen Arbeiten werden mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt. Im Spätsommer will der Restaurator mit der Reinigung beginnen, der die Restaurierung folgt. Stadtbaumeister Mohr übergab Muth dafür den schriftlichen Auftrag mit den Worten: "Die Teile, für die es zutrifft, sollte man schützen statt auszutauschen".

Bereits im vergangenen Herbst erledigte Clemens Muth die Arbeiten an zwei Flurdenkmalen in Obereschenbach, einer Rundsäule mit Marien-Figur und ein Kreuzbildstock. Reinigung, Klebungen, Festigung mit Steinergänzungsmörtel und eine Anböschung zum Schutz offener Stellen waren hier notwendig. Die Maßnahmen schlugen mit insgesamt 4600 Euro zu Buche. Die Obereschenbacher Vereine und die Stadt übernahmen dafür die Kosten.