Hammelburg: Infanterieschule wandelt sich
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Freitag, 26. Dezember 2014
Ab Januar fasst das "Ausbildungszentrum Infanterie" drei Einrichtungen unter ein gemeinsames Dach. Der Hammelburger Standort gewinnt dadurch größere Bedeutung.
In den vergangenen anderthalb Jahren hat Brigadegeneral Gert-Johannes Hagemann 80.000 Kilometer mit seinem Dienstwagen zurückgelegt. Und die Fahrten nach Mittenwald, Altenstadt oder Lehnin werden künftig sicher nicht weniger: Die Bundeswehrstandorte Hammelburg, Mittenwald und Altenstadt rücken noch enger zusammen und verschmelzen zum "Ausbildungszentrum Infanterie". So heißt die Hammelburger Infanterieschule ab 1. Januar 2015.
Der Schriftzug "Infanterieschule" ist vom Gebäude der Hauptwache bereits verschwunden. An immer mehr Stellen auf dem Kasernengelände macht das Signet "IS" dem neuen, kürzlich präsentierten Wappen Platz. "Das neue Wappen ist nicht unwichtig", sagt Hagemann. Es versinnbildlicht für ihn die neue Struktur sehr gut.
Der Kommandeur erläutert: "Aus drei unabhängigen Schulen wird ein Ausbildungszentrum." Die Gebirgs- und Winterkampfschule in Mittenwald und die Luftlande- und Lufttransportschule in Altenstadt verlieren ihre Eigenständigkeit. Sie werden als Ausbildungsstützpunkte in das neue Ausbildungszentrum integriert.
Übt bald auch Seebataillon?
Mit der Umbenennung und dem neuen Wappen wird ab Januar nun auch nach außen sichtbar, wie sich der Hammelburger Standort in den vergangenen etwa zwei Jahren nach und nach verändert hat. So ist zum Beispiel bereits im Jahr 2013 die Ausbildung der Einzelkämpfer und die Führerausbildung der Fallschirmjäger auf den Lagerberg verlegt worden.
Für Hammelburg bedeutet der Umbau zum Ausbildungszentrum "mehr Lehrgänge und mehr Teilnehmer", wie Hagemann sagt. Die jährliche Zahl kann, abhängig von der Witterung, schwanken.
Die Kaserne auf dem Lagerberg kann aber bis zu 3000 Soldaten am Tag beherbergen. Das ist der Begrenzungsrahmen.
Die Lehrgänge dauern zwischen zwei Wochen und einem Jahr. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Ausbildung des Führungsnachwuchses - auch über die Grenzen der Teilstreitkräfte hinweg. "Alle infanteristischen Kräfte der Bundeswehr werden in Hammelburg ausgebildet", sagt Hagemann. So gibt es Bemühungen, dass auch Soldaten des neuen Seebataillons aus Eckernförde in Hammelburg üben. Das Seebataillon hat einen infanteristischen Charakter: Zu den Aufgaben gehört zum Beispiel die Verteidigung oder Eroberung von Hafenanlagen.
Wunsch nach Stetigkeit
Der Bereich der Einzelkämpfer wächst laut Kommandeur Hagemann um 20 bis 30 Ausbilder. Der Sanitätsdienst bekommt mehr überregionale Aufgaben.
Die Jägertruppe erprobt weiterhin die Einsatzmöglichkeiten des neuen gepanzerten Transportfahrzeugs "Boxer". Die Erfahrungen der Soldaten, wie sich das Fahrzeug in Gefechtssituationen taktisch am besten nutzen lässt, fließen in künftige Grundprinzipien ein.
Mit den neuen Aufgaben und Strukturen mussten sich die Angehörigen der Infanterieschule parallel zu ihrem Ausbildungsauftrag vertraut machen. Hagemann erwähnt daher ausdrücklich seinen Respekt vor allen Mitarbeitern, die in den vergangenen zwei Jahren die Infanterieschule im laufenden Ausbildungsbetrieb umgebaut haben. Nun wünscht sich der Brigadegeneral, dass nach den vielen Veränderungen in der Bundeswehr in den vergangenen Jahren eine Phase der Stetigkeit folgt.
Die Umbenennung der Infanterieschule hält er für durchaus passend. Es ist auch nicht die erste in der Geschichte des Standorts.
Besonders die älteren Soldaten erinnern sich im Gespräch ja noch an die "Kampftruppenschule I". Sie wurde von der "Infanterieschule" abgelöst, die nun wiederum im "Ausbildungszentrum Infanterie" aufgeht. Auch diese Bezeichnung wird sich irgendwann einprägen. Sie soll ausdrücken, dass der Hammelburger Einrichtung eine neue, größere Rolle zufällt. Der Brigadegeneral, der Leiter Lehre und Ausbildung, Oberst Hans Sahm, und möglicherweise auch einige weitere Führungs- oder Verwaltungspersonen erfahren das direkt, wenn sie künftig vielleicht noch häufiger zwischen den Standorten unterwegs sein müssen.