Gutes Klima am Stammtisch
Autor: Gerd Schaar
Obererthal, Dienstag, 07. Februar 2017
"Klimawandel - Was wird von der Landwirtschaft erwartet?", darüber diskutierte der Stammtisch junger Landwirte in Obererthal.
"Klimawandel - Was wird von der Landwirtschaft erwartet?", lautete am Montagabend das Thema für den Stammtisch junger Landwirte, zu dem Vorsitzende Laura Greubel in das Gasthaus Brust hochkarätige Gesprächspartner aus der Politik eingeladen hatte.
Eines war von vornherein völlig klar: Was die Politik bislang mit Konferenzen im Großen kaum schaffte, das konnte hier im Kleinen nicht gelöst werden. Und doch war das Zusammentreffen von Landwirten und Politikern offensichtlich ein richtiger Schritt, blieb man doch im Gespräch. MdL Sandro Kirchner (CSU), Kreisrat Dr. Robert Römmelt (SPD), Bundestagskandidatin Dr. Manuela Rottmann (Bündnis 90/Die Grünen), Agrarpolitischer Sprecher MdL Dr. Leopold Herz (Freie Wähler) und Bundestagskandidat Nicoloas Thoma (FDP) vertraten die Aspekte der Politik und stellten sich den Fragen.
Was erwarten die Landwirte?
"Klimawandel - Was erwarten hierzu die Landwirte von der Politik?", drehte Kirchner den Spieß um. Auf ein Zitat von Staatsminister Helmut Brunner (CSU) verweisend sagte Kirchner: "Das Problem Klimawandel wird in Zukunft noch enorm größer werden." Ohne den Schulterschluss mit der Landwirtschaft gehe es nicht. "Es ist eine ernste Geschichte", bestätigte Römmelt. Als gelernter Agrar-Ingenieur könne er die Lage einschätzen. Schon anfangs der 1990er Jahre habe es entsprechende Literatur mit Handlungshinweisen gegeben. "Wir haben im Jahr 2020 mit dem CO2 -Gehalt das vereinbarte Pariser Ziel erreicht", sagte Rottmann. Sie lobte die Verwertung von Biomasse und sie wolle sich für bessere Rahmenbedingungen einsetzen. Gegen die deutsche "Überbürokratisierung" bei der Umsetzung der EU-Ansätze wehrte sich Herz, der in Südbayern auch die eigene Landwirtschaft betreibt. Thoma appellierte an die Eigenverantwortlichkeit der landwirtschaftlichen Betriebe.
Die rund 70 Zuhörer mussten all diese Statements erst einmal gedanklich verdauen. Doch nach einer Weile kam Leben in die Diskussion. Nein, in die Mobbing-Rolle als Verursacher des Klimawandels wollte kein Landwirt schlüpfen. "Wir sind flexibel und gehen so weit mit, dass es unsere betriebliche Existenz nicht gefährdet", formulierte es ein Zuhörer.
Jedenfalls sollten die politischen Rahmenbedingungen so vernünftig gestaltet werden, dass diese nicht zum Selbsttor werden, erinnerte Rudi Weber an die Geschichte vom Biodiesel, der letztlich aus Südamerika kam. "Wir Landwirte brauchen Verlässlichkeit von der Politik!", erntete Weber Applaus aus dem Saal.
Unterstützung ist nötig
"Warum muss ich für die Verwendung eigener Hackschnitzel und eigenen Photovoltaik-Stroms noch extra Steuern zahlen?", ertönte eine Stimme aus dem Saal. Anhand der Beispiele von der Methan-gasenden Kuh und vom Stickstoff im Acker forderte Zuhörer Manfred Greubel: "Wir Landwirte brauchen die Unterstützung der Wissenschaft für Dünger und Pflanzen. Bei der Zuckerrübe hat man das doch auch geschafft."Weitere Schlagworte für den konstruktiven Schlagabtausch waren zum Beispiel die landwirtschaftliche Überproduktion, der Nitratgehalt in altem Grundwasser und die Vermarktungspolitik regionaler Produkte, die hinterfragt wurde. Nein, perfekte Lösungen gab es am Stammtisch nicht. Doch sind sich die Politiker und Landwirte ein Stück näher gekommen, und sie wollen in Zukunft besser aufeinander zu arbeiten statt aneinander vorbei.