Geschichten von Reisen
Autor: Arkadius Guzy
Sulzthal, Mittwoch, 20. Sept. 2017
Ihre Kindheit erlebt Anika Landsteiner in Sulzthal. Doch danach zieht es sie schnell hinaus aus der dörflichen Enge. Daraus ist nun ein Buch entstanden.
Ein Teil der Familie lebt in Sulzthal, ein Teil in Wasserlosen. Daher ist Anika Landsteiner immer mal wieder in der Gegend, die Verbindungen hat sie nie komplett gekappt - auch wenn sie eine ganz eigene Sicht auf die Heimat hat.
"Meine Kindheit und Jugend habe ich in einem Dorf verbracht, durch das man innerhalb von 30 Sekunden durchfahren kann. Die nächstgrößere Stadt ist Würzburg, danach kommen Frankfurt und Nürnberg. Kein Wunder also, dass eine, die vorhat, neben Nordbayern den Rest der Welt zu sehen, im Alter von 19 Jahren nach München gezogen ist. Was für die einen unausweichlich scheint wegen Studium oder Ausbildung, war für mich ein Befreiungsschlag", heißt es in ihrem Text "Stadt, Land, Flucht, Gedanken." Etwas weiter im ihrem Blog anidenkt.de schreibt sie: "Heimat kann man meiner Meinung nach einpacken und mitnehmen."
Und so reist Landsteiner viel - je nachdem, wie sie es stemmen könne und wie sie es beruflich hinbekomme, erklärt die 30-Jährige. Im vergangenen Jahr sei sie drei Monate unterwegs gewesen. Sei reise weltweit "ohne Präferenzen", allein mit dem Partner, mit Freunden. Die Mischung spielt eine Rolle - auch bei den Zielländern. So finden sich auf ihrer Reiseliste zum Beispiel auch Benin oder Malawi: nicht gerade touristische Destinationen.
"Ich bin auf alle Fälle kein All-inclusive-Tourist, da ich sonst nicht viel erzählen könnte", sagt Landsteiner. Ihre Erlebnisse, Begegnungen und Betrachtungen veröffentlicht sie in ihrem Blog. Der sei aus einem Hobby heraus entstanden. Die Texte richten sich nicht an jemanden, der einen Reiseführer sucht. Sie sind nicht neutral, sondern autobiografisch, persönlich und subjektiv, wie Landsteiner ihren Stil beschreibt. "Es sind meine Meinungen und Empfindungen."
Nun hat sie 15 Reisegeschichten aus 15 Ländern in einem Buch zusammengefasst: "Gehen, um zu bleiben". Eigentlich will Landsteiner Romane schreiben, aber mit der Geschichtensammlung habe es zuerst bei einem Verlag geklappt. Ihr Erstlingsroman steht trotzdem als nächstes an.
Er spielt in Süditalien, verrät Landsteiner, und hat auch etwas mit Reisen zu tun. Für die Recherche sei sie viel in der Region gewesen.
Zum Schreiben ist Landsteiner als Quereinsteigerin gekommen, wie sie sagt. Nach dem Abitur am Hammelburger Gymnasium und einem FSJ bei der Lebenshilfe zog sie vor mittlerweile zehn Jahren von Sulzthal nach München. Dort besuchte sie eine Schauspielschule. Nach der Ausbildung habe sie vier Jahre lang als Schauspielerin gearbeitet.
Doch sie gab den Beruf auf. Die Rollen haben ihr nicht zugesagt. So begann Landsteiner für verschiedene Magazine und Publikationen zu schreiben. Dabei flocht sie ihre Leidenschaft fürs Reisen mit ein.
Die für Donnerstag, 21. September, geplante Lesung musste kurzfristig an einen anderen Ort verlegt werden. Sie findet nicht in der Buchhandlung Schöningh in Bad Kissingen, sondern im Art-Irene Fotostudio in Großenbrach statt. Beginn ist um 19 Uhr. Das Buch von Anika Landsteiner ist im Goldmann Verlag erschienen.