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Gemeinderat Euerdorf entscheidet über Radweg


Autor: Ralf Ruppert

Euerdorf, Dienstag, 20. April 2021

Mitte März stellte der Leiter des Staatlichen Bauamtes die geplante Trasse nach Bad Kissingen vor, der Beschluss wurde jedoch vertagt. Morgen steht das Thema erneut auf der Tagesordnung des Gemeinderates.
Links oder rechts der Saale? Die Wegeführung für den Radweg Euerdorf-Bad Kissingen ist umstritten.


Benjamin Bohl ist genervt: Der 37-jährige Familienvater aus Euerdorf verfolgt seit Jahrzehnten die Diskussionen über den Radweg von Euerdorf nach Bad Kissingen. Dass sich der Gemeinderat nun so schwer tue, der geplanten Trasse auf dem aktuellen Weg südöstlich der Saale zuzustimmen, kann er nicht nachvollziehen. "Wenn es jetzt nicht eingeplant wird, kommt die Maßnahme vielleicht auf Jahre nicht mehr in den Haushalt", gibt er zu bedenken.

Michael Fuchs, Leiter des Staatlichen Bauamtes Schweinfurt, hatte im März eine Lösung vorgeschlagen. Nach längerer Diskussion vertagte der Gemeinderat jedoch eine Entscheidung zum Vorschlag der Behörde. Die Stadt Bad Kissingen hatte der Planung dagegen bereits im November zugestimmt. Auf Nachfrage verweist Fuchs auf den jahrelangen Vorlauf: Im Rahmen einer Potentialanalyse gab es sogar eine Postkartenbefragung der Bevölkerung im Saaletal. 2016 wurde eine Version ausgearbeitet, die eine Saale-Brücke unterhalb des Golfplatzes enthielt. Das Problem: Es ging nicht um kleine Brücken, wie sie mehrfach zum Beispiel zwischen Westheim und Hammelburg gebaut wurden, sondern um eine 150 Meter lange Brücke durchs gesamte Tal. Aus Berlin kam deshalb eine Absage für diese Version, die allerdings mehr als ein Jahr lang nicht an die Gemeinden weitergeleitet wurde.

Mittlerweile steht für Fuchs fest, dass nur ein Ausbau des bisherigen Radweges möglich ist. Und die beste Nachricht sei, dass der Bund seit kurzem auch für Radwege, die erheblich von der Bundesstraße abweichen, die Baukosten voll übernimmt - auch für Mehrbreiten und Absicherungen am Golfplatz. "Das ist die optimale Lösung", betont Fuchs, der nach eigener Aussage selbst mehrfach vor Ort war, um Alternativen zu prüfen.

Widerstand aus dem Gemeinderat

Das Ergebnis ist aus seiner Sicht eindeutig: Bei einem Radweg entlang der B 287 seien die Eingriffe in den Natur- und Landschaftsraum deutlich größer, zudem wären Flächen des Golfplatzes und Bauwerke etwa für die Sicherung von Böschungen notwendig. Aus Sicht des Behördenleiters würde das Staatliche Bauamt damit nicht durch ein Planfeststellungsverfahren kommen: "Den Weg entlang der Bundesstraße kriegen wir nicht genehmigt."

Trotzdem gibt es Widerstand im Gemeinderat: Elmar Hofmann hat in einem offenen Brief an das Staatliche Bauamt angemahnt, dass "ein derartig angedachter Radwegebau nach veraltetem Muster weiterhin das Benutzen der B 287 zwischen Euerdorf und Bad Kissingen" befördere. Aus Hofmanns Sicht werde der motorisierte und der Rad-Verkehr nicht entflechtet. Darauf weist auch ein Blick in die üblichen Routenplaner hin: Ortsunkundigen Radfahrern wird für die Strecke von Euerdorf nach Bad Kissingen weder der Radweg durchs Saaletal, noch der durch "Breet" und "Heiligenholz" vorgeschlagen, sondern die Fahrt auf der Bundesstraße. Bauamtsleiter Fuchs geht jedoch davon aus, dass nach einem Ausbau des Radweges die Akzeptanz und auch die Sichtbarkeit in Routenplaner deutlich steige.

In seinem offenen Brief wehrt sich Hofmann auch dagegen, dass Unterhalts- und Sicherungspflicht nach dem Bau für immer auf die Kommune übergehen sollen. "Darüber müssen wir noch einmal reden", betont auch der Euerdorfer Bürgermeister Peter Bergel. Er wolle unbedingt einen Fall wie beim Radweg nach Wirmsthal verhindern: Dort hatte der Landkreis den Weg gebaut, aber die Kommune müsse sich nun nach wenigen Jahren mit den erheblichen Schäden beschäftigen. "Das können wir uns nicht ans Bein binden", sagt Bergel.

Auch beim Unterhalt kommt Widerspruch aus Schweinfurt: Die neue Regelung sehe eine Ablöse der Strecke durch den Bund vor, sprich: Die Kommune bekomme einmalig Geld dafür, dass sie die Unterhaltslast übernehme. Die Höhe stehe noch nicht fest, schränkt Fuchs ein, aber das Bauamt werde versuchen, den höchstmöglichen Satz auszuhandeln.

Teil der Trasse auf Privatgrund

"Letztendlich geht es um eine realistische Planung, die baurechtlichen Belangen standhält und mit vertretbaren Kosten baulich umgesetzt werden kann", erklärt Fuchs, und: "Wenn wir das Okay aus Euerdorf bekommen, werden wir sofort mit der Planung beginnen." Der Leiter des Bauamtes sagt auch zu, dass alle Details "in enger Abstimmung mit dem Markt Euerdorf und der Stadt Bad Kissingen" geplant würden. Seine Behörde sei offen für Anregungen. Er habe bereits in der Sitzung angeboten, dass das Bauamt zum Beispiel die Leitungen für eine Beleuchtung verlegt, wenn die Gemeinde dort Lampen aufstellen wolle. Und auch kleiner Abweichung von der aktuellen Trasse oder Abflachungen seien noch möglich.

Der Gemeinderat tagt morgen, Donnerstag, um 19.30 Uhr im Feuerwehrhaus. Erst nach der Abstimmung würden auch Grundstücksverhandlungen geführt, berichtet Fuchs. Ein Teil der aktuellen Trasse liegt nämlich auf dem Eigentum einer Stiftung. "Wir werden nicht das Land für den Radweg kaufen, den der Bund baut, da muss das Staatliche Bauamt schon eigene Verhandlungen führen", betont Bürgermeister Bergel.