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Gedenkort Obertulba: Rucksack zieht an neuen Standort um


Autor: Hilmar Ruppert

Oberthulba, Sonntag, 09. Oktober 2022

Das Gepäckstück zum Gedenken an die Deportation jüdischer Mitbürger wird versetzt. Durch neue Quellen gibt es mittlerweile fundierte Namenslisten.
Bei einem Ortstermin im August beschäftigten sich die Gemeinderäte mit dem Standort des Rucksacks, der an die Deportation jüdischer Mitbürger erinnert. Jetzt fiel in der Sitzung die Entscheidung zum Umzug. Foto: Hilmar Ruppert/Archiv


Der Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit zwölf zu sechs Stimmen für den neuen Standort des Gepäckstücks im Rahmen der Aktion "Denkort Aumühle" entschieden. Danach verbleibt er am Rotkreuzheim, wird aber von der Ledergasse Richtung Kirche verlegt. Zum Thema fand eine rege Diskussion statt, Kreisarchivpfleger Roland Heinlein wurde in der Sitzung angehört. Er hatte auch die Recherchen für die neuen Hinweis- und Namenstafeln durchgeführt, die zusammen mit dem Rucksack angebracht werden sollen.

Probleme aus dem Jahr 2003 mittlerweile gelöst

Schon 2003 hätte die Geschichte um einen Jüdischen Gedenkort begonnen, das Projekt sei aber aufgrund von nicht korrekten Namenslisten gescheitert, berichtete Heinlein. Mittlerweile seien die Daten viel leichter zu verifizieren. "Ein Gedenken ohne Namen dahinter ist nicht vorstellbar, nur wenn ein Name genannt wird, bleibt die Person unvergessen", war er sich sicher. Er beschäftige sich mittlerweile über zwei Jahre mit dem tiefgreifenden Thema, und immer wieder tauchten neue Sachverhalte auf. In dem Areal an der Ledergasse komme man nicht wirklich zur Ruhe, sprach sich auch der Kreisarchivpfleger für den neuen Ort aus.

Alexander Schlereth sprach die Gefahr von Vandalismus im hinteren Bereich an und konnte sich ein Parkverbot auf dem Platz an der Ledergasse vorstellen. Margot Schottdorf bezeichnete den unteren Bereich als "Platz ohne Seele". Er habe nichts Gedenkwürdiges und sei kein Platz zum Verweilen, deshalb bevorzuge sie den hinteren Bereich. Die Aktion mit den Gepäckstücken habe man sofort unterstützt und die seiner Meinung nach äußerst gelungenen Rucksäcke anfertigen lassen, fand auch Jürgen Kolb den oberen Ort ruhiger und besinnlicher.

"Die Gestaltung ist nicht das beherrschende Thema", warf Bürgermeister Mario Götz ein. Der Platz, den man heute festlege, bleibe dann über Jahrzehnte der würdige und mahnende Gedenkort. Mit überschaubarem finanziellem und baulichem Aufwand sei dies zwischen Kirche und Synagoge zu bewerkstelligen.

Götz gab außerdem die in der letzten Sitzung beschlossenen Auftragsvergaben und Informationen zum Ferienprogrammpunkt "Brunch mit dem Bürgermeister" bekannt. Der Auftrag zur Errichtung eines Wasserabgabeschachtes für die Ortsanbindung Schlimpfhof ging an die Firma Zehe GmbH aus Premich, die hydraulische Ausstattung des Schachtes übernimmt die Firma Lippolt GmbH aus Weidenberg. Besonders freue ihn die Vergabe für den Neubau eines Geh- und Radweges entlang der St2290 von Oberthulba nach Hassenbach. Den Auftrag erhielt die Firma Stolz GmbH & Co. KG aus Untererthal.

Am Brunch hätten Kinder aus fast allen Ortsteilen teilgenommen, informierte Götz das Gremium. Es seien Wünsche nach Wasserstellen, Seitenwänden an den Bushaltestellen und nach Spielgeräten wie Seilbahn, Trampolin oder Drehscheibe geäußert worden. Jugendräume für alle Altersstufen und eine gemeinsame Müllsammelaktion seien noch Themen gewesen. Das Treffen sei bei allen gut angekommen, berichtete Götz. Für das nächste Mal hätten sich die Jugendlichen keinen Brunch, sondern ein Pizza-Essen gewünscht. Nach Möglichkeit soll eine solche Zusammenkunft einmal im Jahr stattfinden.

In Zeiten des Klimawandels und zunehmender Naturkatastrophen werde es immer wichtiger, sich um den Schutz der eigenen Gemeinde Gedanken zu machen und sinnvolle Schutzmaßnahmen auszuarbeiten. Der Markt Oberthulba habe sich dem angenommen und ein Konzept zum Sturzflutmanagement erarbeitet, welches im Rahmen einer Bürgerversammlung präsentiert werden soll. Die außerordentliche Bürgerversammlung "Sturzflutrisikomanagement" findet am Dienstag, 11. Oktober , um 19.00 Uhr in der Mehrzweckhalle Oberthulba statt. Daneben finden diesen Monat auch noch die regulären Bürgerversammlungen in Oberthulba (19. Oktober), Thulba (20.Oktober), Wittershausen ( 24. Oktober) und Reith (25. Oktober) statt.