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Ganz Ramsthal ist eine Galerie


Autor: Arkadius Guzy

Ramsthal, Sonntag, 12. Juli 2015

Die Kunstwoche in Ramsthal hat begonnen. Bilder, Skulpturen und Installationen sind in ungewöhnlichen Ausstellungsräumen zu sehen. Die Besucher können auf Entdeckungstour gehen.
Die meisten Arbeiten sind in den Räumen der früheren Schule, dem Haus "erLebenskunst", zu besichtigen. Foto: Arkadius Guzy


Die Erleichterung und Freude darüber, dass alles doch noch geklappt hat, konnte Thea Keßler vor dem Publikum nicht verhehlen. "Sie strahlt ja richtig", meinten Besucher beim Auftakt der Kunstwoche. Schließlich liefen die Tage kurz vor Eröffnung für sie und Mitorganisator Bernhard Gößmann-Schmitt nicht ganz so reibungslos.
"Für uns war der Ausgangspunkt, vielfältige und spannende Kunst zu bieten", sagte Keßler.

Auch wenn die Kunstwoche ihrem Anspruch nach kein Kunsthandwerkermarkt ist, wollten die beiden keinen Unterschied zwischen akademisch ausgebildeten Künstlern und Laien-Kunstschaffenden machen. Doch nicht alle Künstler wollten sich damit arrangieren. Es bedurfte einiger Gespräche, wie Keßler am Rande berichtete. Das Team vom Haus "erLebenskunst" fand bei den Vorbereitungen im 14-jährigen Tim sowohl einen moralischen als auch tatkräftigen Unterstützer.

Man muss sich als Künstler auf so eine Veranstaltung eben einlassen können, meinte Helmut Droll zu dem Konflikt. "Ansonsten darf man nur in Galerien ausstellen." Droll sprach von Dünkel mancher Kollegen.

Harmonie und Kontraste

Und dass die Zusammenstellung mehrerer Künstler auf je eigene Art funktioniert, kann der Besucher insbesondere im Haus "erLebenskunst" in der ehemaligen Schule erfahren. Die bunten Holz-Skulpturen von Natalie Schmitt harmonieren dort wie selbstverständlich mit den Bildern von Petra Vorndran. Nicht ohne Grund präsentieren die beiden Künstlerinnen ihre Arbeiten nicht zum ersten Mal gemeinsam. In einem anderen Raum bilden monochrome Metall-Plastiken dagegen einen wichtigen Kontrast zu den farbigen Bildern an den Wänden.

Die Kunst hängt nicht isoliert. Sie korrespondiert mit der Umgebung und bezieht die Ausstellungsorte in ihre Wirkung mit ein. Das führt zum Beispiel die Klanginstallation im Sitzungssaal im Rathaus vor: Eine Spielzeuglokomotive kreist dort unter der Zimmerdecke. Mit Hilfe einer Schnur und einer Glasperle schlägt sie während ihrer Runden Weingläser an, die auf den Tischen stehen. Der düstere, muffige Rathauskeller ist die passende Räumlichkeit für eine Lichtinstallation.

Zur Kunstwoche gehört aber mehr dazu als nur die Ausstellungen im ganzen Ort. Gößmann-Schmitt sprach von einem Zusammenspiel von Wein, bildender Kunst und Konzerten. Mit der Kunstwoche schließt sich eine Lücke. Die nächstgelegene derartige Reihe gab es bisher in Kleinsassen, erinnerte die stellvertretende Landrätin Monika Horcher bei der Eröffnung. Franz Büttner, früherer Bürgermeister von Ramsthal, zog sogar den gewagten Vergleich zum Künstlerdorf Worpswede.