Für Falter und Fledermaus
Autor: Sigismund von Dobschütz
Hammelburg, Freitag, 08. November 2019
Maßnahmen für das Naturschutzgebiet Sodenberg-Gans wurden bei einem Runden Tisch im Landratsamt Bad Kissingen vorgestellt. Das Gebiet ist Teil des europäischen Netzes Natura 2000.
Seit Frühjahr 2017 arbeitete die unterfränkische Naturschutzverwaltung im Rahmen des EU-Netzes Natura 2000 an der Kartierung des Schutzgebietes Sodenberg-Gans und an einem Maßnahmenkatalog zur Sicherung oder Wiederherstellung günstiger Erhaltungszustände der dortigen Pflanzen- und Tierwelt sowie deren Lebensräume. Die Ergebnisse wurden von der Höheren Naturschutzbehörde der interessierten Öffentlichkeit zur Diskussion vorgestellt.
Natura 2000 ist ein 1992 von der Europäischen Union beschlossenes Schutzgebietsnetz zum Erhalt besonders schützenswerter, wild lebender Pflanzen- und Tierarten, deren natürliche Lebensräume durch das Schutzgebietssystem gesichert werden sollen. Das Gesamtareal ist nach Aussage der bei der Regierung von Unterfranken verantwortlichen Projektleiterin Celine Sorgatz das größte Naturschutzgebiet der Welt.
"Wir haben ein massives Artensterben und müssen dringend Gegenmaßnahmen ergreifen", leitete die Biologin ihren Vortrag über den Managementplan für das fast 500 Hektar große Schutzgebiet Sodenberg-Gans ein, für das die Landkreise Main-Spessart und Bad Kissingen über die zuständigen Gemeinden Gräfendorf und Hammelburg verantwortlich sind.
Anhand der in den vergangenen zwei Jahren vorgenommenen Kartierung stellte Sorgatz sieben verschiedene Lebensräume innerhalb des Schutzgebietes vor, zu deren Erhalt jeweils bestimmte Maßnahmen notwendig oder zumindest empfehlenswert sind. So sei zum Beispiel eine Entbuschung und Gehölzrücknahme bei den Wacholderheiden auf einer Gesamtfläche von nur 0,9 Hektar ebenso notwendig wie eine einmalige Sommermahd oder ersatzweise eine Beweidung.
Einen entsprechenden Maßnahmenkatalog trug sie für die Lebensräume Kalkpionierrasen (1,2 Hektar), Kalkmagerrasen mit wilden Orchideen (23,9), Magere Flachland-Mähwiesen (14,4), Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation (1,7), Waldmeister-Buchenwälder (230) sowie die Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder (25) vor. Zu Letztem gehören neben notwendigen Maßnahmen auch empfohlene wie die Sicherung der Eichen-Naturverjüngung, die Reduzierung von Wildschäden an lebensraumtypischen Baumarten, der Verzicht auf das Einbringen gesellschaftsfremder Baumarten und die Erhaltung und Förderung der struktur- und artenreichen Waldränder. Zusätzlich wurden mit Schnittfluren und Blockhalden (7,4 Hektar) sowie Orchideen-Kalk-Buchenwald (17) zwei Lebensräume ergänzt, die nicht näher untersucht wurden.
Am Beispiel des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings, einer im untersuchten Gebiet schützenswerten Schmetterlingsart, zeigte Sorgatz den Mehrwert des Naturschutzes auf. Dieser Schmetterling ist in seinem Lebenszyklus auf das Vorkommen des Großen Wiesenknopfs, eines wilden Rosengewächses, und der Roten Knotenameise angewiesen.
"Wir schützen also gleich dreifach - den Falter, die Ameise und die Pflanze." Mit der Mopsfledermaus, dem Großen Mausohr und der Bechsteinfledermaus leben drei schützenswerte Fledermaus-Arten im Schutzgebiet. Sorgatz: "Sie sind angewiesen auf ein bestimmtes Mikroklima. Kleinste Störungen führen zu ihrem Aussterben."