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"Fünf Wunden" in Obererthal: Zwei Männer sanieren ein Kleinod


Autor: Winfried Ehling

Hammelburg, Montag, 22. März 2021

Runde Tafeln zeugen von Jesus' Malen - der Zahn der Zeit hat sehr an ihnen genagt
In vielen Arbeitsstunden bemalte und reparierte Bruno Weigand die Rundtafeln des "Fünf-Wunden-Wegs" in Eigeninitiative. Foto: Winfried Ehling


In vorösterlicher Zeit soll der Obererthaler Weg "Fünf Wunden" runderneuert werden. Nach 75 Jahren sei es an der Zeit, die Stationen, die auf steilem Weg zur Marienkapelle führen, gründlich zu renovieren. Das befanden Bruno Weigand und Georg Brust und machten sich ans Werk. Denn die Bildnisse auf den Steinquadern haben augenscheinlich unter dem Einfluss der Witterung und des Materialverschleißes gelitten.

Dächer für die Marterln

Besagte Wundmale sind den Wunden Christi am Kreuz, je zwei durchbohrte Füße und Hände und ein getroffenes Herz, nachempfunden. "Sie waren verblichen und teils zerbrochen. Ich habe die Bemalung komplett erneuert und zusätzliche Träger-Platten auf der Rückseite aufgeleimt", berichtet Weigand. Der Seniorchef der gleichnamigen, heimischen Spenglerei, Georg Brust, steuerte neue und verbreiterte Giebeldächer über den Marterln, um Niederschläge möglichst abzuhalten.

Wer im Stadtteil die Thulba-Brücke überquert und den "Erthaler Berg" ersteigt, trifft auf halber Höhe auf den Fünf-Wunden-Weg, der sich bis zum Bergrücken hinaufzieht und an einem großen Holzkreuz endet. Den mehr als 100 Jahre alten Weg säumten seinerzeit die erhabenen, aus Eichenholz geschnitzten Wundmale, die - von einem runden Kranz eingefasst - auf Holzpfosten befestigt waren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ der Obererthaler Kilian Nöth zum Dank für seine Rückkehr aus dem Krieg neben dem Holzkreuz eine Kapelle errichten. Diese Arbeiten führte seinerzeit Engelbert Sitzmann aus, der später auch den Bildstock am Weg nach Hetzlos erschuf. Ende der 90er Jahre schändeten Unbekannte die Kapelle - zeitgleich mit der Steinthal-Kapelle in Hammelburg. Die Fenster und die Heiligenfiguren wurden zerschlagen, das Holzkreuz umgesägt. Die Täter wurden bis heute nicht gefasst.

Stein statt Holz

Schon damals nahmen sich Bruno Weigand und Norbert Schneider, die Jahre zuvor den Kapellen-Dachstuhl erneuert hatten, des Schadens an. "Mit viel Zeitaufwand restaurierten wir die Figuren und stellten die Fenster wieder her", erinnert sich Weigand. Mit dem Bau der Kapelle, 1947, ging auch eine Erneuerung der Stationen einher. Die Holzpfosten ersetzten jetzt Steinquader. Die Kunstspenglerei Emil Kirchner aus Hammelburg fertigte Blechgehäuse mit Giebeldächern, in denen sie die Wundmale befestigte.

Stadt zahlte die Farbe, alles andere war "Gottes Lohn"

Schon vor einigen Wochen nahm sich Weigand vor, den kleinen Kreuzweg in Eigenregie zu restaurieren. Als Mitstreiter fand er Georg Brust, der sich erbot, die Überdachung zu fertigen. Lediglich die Kosten für die Farbe erhielt Weigand von der Stadt. Die vielen Stunden für das Malen und die Reparaturen waren für "Gottes Lohn", wie auch die Arbeit und das Material, das Georg Brust stellte. "Die Erhaltung der Kulturgüter unserer Vorfahren ist uns eine Verpflichtung", erklärten beide unisono.

Zur Fertigstellung freute sich auch Ortsbeauftragte und Stadträtin, Maria Pfaff, über die Stationen, die wieder in gutem Zustand sind. Mit einem Lob für das uneigennützige Engagement dankte sie beiden Initiatoren mit den Worten: "Das ist wirklich schön geworden und wieder ein ansehnliches Kleinod für unser Dorf".