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Fuchsstadt: Neue Formen für die Trauer?


Autor: Gerd Schaar

Fuchsstadt, Freitag, 22. November 2013

Ruheforst und Urnenfelder: Der Trend zur Feuerbestattung trifft auf kirchlichen Segen. In Fuchsstadt denkt die Gemeinde jetzt auch über einen eigenen Friedwald am Kohlenberg nach.
Liebevoll gepflegte Gräber auf dem Friedhof: Doch der Wunsch nach Urnengräbern oder anonymen Bestattungsformen etwa in einem Ruheforst oder Friedwald wird auch auf dem Land immer größer.  Fotos: Gerd Schaar


Seinen Körper nach dem Tode verbrennen zu lassen, liegt zunehmend im Trend. Die Begriffe Friedwald, Ruheforst und Urnenfeld gehören mittlerweile zu den kirchlich anerkannten Bestattungs-Orten für die Urnen, bestätigt Dr. Stefan Steger vom Würzburger Liturgiereferat. "Da konnte auch die katholische Kirche nicht mehr länger darüber hinweg sehen", gibt Steger offen zu.
"Ich könnte mir für Fuchsstadt zum Beispiel einen Friedwald am Kohlenberg rechts unterhalb der kleinen Kapelle vorstellen", meinte Bürgermeister Peter Hart (CSU). Im Pfarrheim hatten sich auf Einladung von Gemeindereferentin Beate Ritter-Schilling (Pfarreien-Gemeinschaft Saalekreuz) etwa 50 Interessierte eingefunden. Ja, das Thema "anonyme Urnenbeisetzung unter einem Waldbaum" bewegte die Gemüter sehr, war den Fragen und Reaktionen zu entnehmen. Jene alten Zeiten der herkömmlichen Erdbestattung und der regelmäßigen Grabpflege durch die Angehörigen sind längst im Umbruch.

Praktische Gründe

Hauptkampftag Allerheiligen: Solche Feiertage sind die Schaubühnen für den Wettbewerb schön hergerichteter Gräber auf den gut besuchten Friedhöfen. Unwillkürlich werden Vergleiche gezogen und vielleicht auch die Nase gerümpft, wenn ein Grab nicht in aller Pracht hergerichtet wurde. "Manchmal wohnen die nächsten Verwandten ein paar hundert Kilometer weit entfernt und können die Grabpflege nur gelegentlich wahrnehmen", bestätigte Steger die praktischen Gründe für den Wunsch zu einer Bestattung ohne Grabstein unter einem anonymen Baum. Vorbei sind offenbar die Zeiten der Gräber-Intensivpflege.
"Der Wille des Verstorbenen soll die wichtigste Rolle für eine solche Entscheidung spielen", wünschten sich die Zuhörer Roland Kippes (CSU/UWG) und zweiter Bürgermeister Manfred Öftring (CSU/UWG). Wenn Asche zu Asche zurück in die Natur zu den anonymen Baumwurzeln gegeben wird, dann sind oft noch Bedenken im Raum, ob das alles im Sinne der Amtskirche so richtig ist. "Ich habe die traditionelle Beerdigungsform immer noch im Kopf und möchte auf die konventionelle Grabpflege nicht verzichten", meinte Zuhörerin Elfriede Heilmann und wollte wissen, wie die Geistlichen darüber denken: "Kann ein Pfarrer die Bestattung der Urne im Friedwald verweigern?"
"In den Wäldern können seit den neuen Richtlinien von 2007 mit kirchlichem Segen die Urnen aller Verstorbenen beigesetzt werden, sogar jene Leute, die aus der Kirche ausgetreten sind", räumte Steger diese Bedenken aus. Lediglich wenn der Verstorbene noch zu Lebzeiten die kirchliche Begleitung seiner Beisetzung ablehnte, werde darauf verzichtet, um dessen Willen zu achten.
"Anfangs hatten die Pfarrer eine Zeit der Unsicherheit, heute aber längst nicht mehr", bestätigte Steger. So ein Friedwald oder Ruheforst werde allerdings nicht von der katholischen Kirche eingesegnet, weil diese Orte offen für alle Glaubensrichtungen bis hin zum Atheismus seien.
"Unseren Fuschter Friedhof sollten wir mit Urnenfelder-Flächen für die Erdbestattung erweitern", wünschte sich Anja Keller. Bürgermeister Hart bestätigte daraufhin, dass eine entsprechende Maßnahme gerade vom örtlichen Gemeinderat angestrebt werde. "Die Hospiz achtet den Wunsch des Sterbenden und dessen Angehörigen", wies Theresia Merz auf oft gewünschte Hinweise von Namen auf Gedenktafeln in erreichbarer Nähe von anonymen Grabstellen hin.
Dass die etablierten Bestattungsunternehmen seit Lockerung der Beisetzungsvorschriften flexibler, kostengünstiger und gesprächsbereiter geworden seien, konnte Steger durchaus bestätigen.