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Frobenius-Gymnasium Hammelburg: Frühstudium parallel zur Schule


Autor: Ralf Ruppert

Hammelburg, Donnerstag, 23. Juni 2022

Drei Abiturienten haben bereits Erfahrungen an der Universität Würzburg gesammelt. Das Frobenius- Gymnasium hat sich in der Begabten-Förderung neu aufgestellt.
Schulleiter Matthias Ludolph (2. von rechts) freut sich über die zusätzliche Wissbegierde und die Erfolge der Abiturienten (von links) Chantal Sophie Genzler, Melvin Paul und Elias Schrapel im Frühstudium.


Informatik-Vorlesung nach dem Unterricht in der 10. Klasse, praktische Philosophie oder Biologie als zusätzliche Herausforderung in der Oberstufe: Gleich drei Schüler des aktuellen Abschluss-Jahrgangs am Frobenius-Gymnasium haben ein Frühstudium an der Uni Würzburg absolviert. Das ist außergewöhnlich, auch vom Koordinator der Hochschule kam die Rückmeldung, dass das Hammelburger Gymnasium besonders stark vertreten ist. In den Jahrgängen davor und danach gab es diese Art der Begabtenförderung gar nicht. Zudem hat die Schule die Beratung seit zwei Jahren bei einer Lehrkraft gebündelt.

Am frühesten hat Melvin Paul mit dem Studium begonnen. "Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens", blickt der 18-Jährige aus Elfershausen zurück. Eigentlich habe er in der 8. Klasse eher durchschnittliche Noten geschrieben. Obwohl er Informatik bereits abgewählt hatte, erkannte seine damalige Mathematik-Lehrerin seine besondere Begabung. "Ich bin in Mathe den Stoff der 12. Klasse schon mal durchgegangen und habe mich natürlich gefragt, was soll ich jetzt in den kommenden fünf Jahren", berichtet der 18-Jährige.

Scheine fürs Mathematik-Studium

Also begann er 2019 neben dem normalen Unterricht ein Frühstudium an der Uni Würzburg: Seine erste Vorlesung war theoretische Informatik, damals noch in Präsenz. "Ich schreibe nichts mit in Vorlesungen, sondern mache eher im Kopf mit", berichtet er von den Vorlesungen. Ihm sei aber auch schnell klar geworden, dass er eben eher "singuläre Begabungen" habe: "Ich bin mit gutem Gefühl aus der ersten Vorlesung raus, wollte mir einen Kaffee holen, konnte aber den Automaten nicht bedienen", berichtet er lachend.

Mittlerweile hat Melvin Paul seine eigene Lern-Strategie: "Ich kann mir gut selbst Dinge beibringen", berichtet er vom Alltag in der Uni. Deshalb seien ihm auch die Online-Vorlesungen durch die Corona-Pandemie eher entgegengekommen: Der Autodidakt besteht die Prüfungen auch nach wenig Austausch mit anderen, in den sieben Semestern Frühstudium habe er bereits rund 20 Scheine erfolgreich abgelegt, in Linearer Algebra und Stochastik schrieb er sogar jeweils die besten Abschluss-Arbeiten.

Dankbar ist Melvin Paul seinen Eltern und Lehrern, die ihn alle gut unterstützt hätten. Im normalen Mathe-Unterricht zum Beispiel konnte er oft Vorlesungen nachbereiten, den Lehrern reichten Stichproben seines Könnens. Das Abitur hat der 18-Jährige mit einem Schnitt von 1,8 bestanden, aktuell hat er auch noch Vorlesungen, im Herbst will er sich dann für ein Mathematik-Studium in Würzburg einschreiben.

Erst in der Oberstufe sind Chantal Sophie Genzler und Elias Schrapel auf die Möglichkeit eines Frühstudiums aufmerksam gemacht worden. Die 18-Jährige Chantal Sophie Genzler aus Pfaffenhausen besuchte in der 11. Klasse Verlesungen in Mikro- und Human-Biologie. Ihr eigentliches Wunschfach Medizin werde leider nicht im Frühstudium angeboten.

Weil es bei Medizin besonders hohe Anforderungen gab, entschied Chantal Sophie Genzler vor einem Jahr, das Frühstudium zu beenden und sich lieber aufs Abitur zu konzentrieren. Mit großem Erfolg: Ihr Noten-Durchschnitt von 1,1 ist eine gute Voraussetzung, um im Herbst den erhofften Studiengang in Medizin zu bekommen. "Ich kann es trotzdem empfehlen", wirbt die 18-Jährige fürs Frühstudium. Es gebe eine gute Orientierung, welches Fach man studieren wolle, oder welches vielleicht auch nicht. Zudem hofft sie, dass sie zumindest den Schein in Humanbiologie für ihr Studium gebrauchen kann.

Vor allem mit praktischer Philosophie hat sich Elias Schrapel aus Fuchsstadt in den vergangenen beiden Jahren parallel zum Unterricht beschäftigt. "Philosophie war das Einzige, was mich wirklich interessiert hat", erinnert er sich an die Anfänge. Sein damaliger Religionslehrer habe ihn ermutigt und durch ein Gutachten unterstützt. In Philosophie habe es überhaupt nur zwei Schüler gegeben, die zu einem Frühstudium an der Uni Würzburg eingeschrieben waren. Zum Vergleich: In Mathematik war Melvin Paul immerhin einer von zehn aus ganz Unterfranken. Bis auf zwei Einzel-Termine hat Elias Schrapel nur Online-Seminare miterlebt, aber: "Es wird erwartet, dass man aktiv mitmacht", berichtet er vom Ablauf. Drei Scheine hat er bereits, ein Seminar laufe derzeit noch. Heute erhält Elias Schrapel sein Abi-Zeugnis mit einer glatten 1,0 als Gesamtnote. Damit will er sich im Herbst für ein Philosophie-Studium einschreiben.

"Es ist wichtig, dass die Schule Angebote für das untere Drittel des Leistungsspektrums, aber auch für das obere Drittel hat", kommentiert Schulleiter Matthias Ludolph die Bedeutung von Begabtenförderung. Die Schule sei in diesem Bereich breit aufgestellt: In der 6. bis 9. Klasse gebe es sogenannte Enrichment-Kurse, bei denen Schüler Wissen über den Unterricht hinaus erwerben könnten. Ferienakademien, Fach-Wettbewerbe und eben auch das Früh-Studium in Würzburg würden die Angebote ergänzen. Es gehe dabei vor allem um "Schüler mit freien Kapazitäten". Und die Begabtenförderung wirke auch auf die Schule zurück, etwa weil die Schüler ausgeglichener sind und lernen, sich selbst besser zu organisieren.

In der aktuellen 10. und 11. Jahrgangsstufe gebe es leider noch kein Interesse an einem Frühstudium. Im künftigen G 9 sei dann bereits an der Schule die "Überholspur" etabliert. Unter dem offiziellen Namen "individuelle Lernzeit-Verkürzung" können Schüler in der 9. und 10. Klasse zusätzliche Stunden belegen und eigenverantwortlich Stoff erarbeiten, um dann entweder die 11. Klasse zu überspringen oder zum Beispiel ein Jahr ins Ausland zu gehen. Einen Überblick über alle Angebote gibt es auf der Homepage unter der Rubrik "Schule".