Frischer Wind weht für Sulzthal
Autor: Gerd Schaar
Sulzthal, Montag, 07. April 2014
Die Gemeinde Sulzthal will noch schnell auf den Erneuerbare-Energien-Zug aufspringen.
Die Windkraft kommt. Die Nutzung des Standortes WK 76 (Flur Hohenroth) soll baldmöglich wahrgenommen werden. Der Markt Sulzthal will zu Beginn der neuen Amtsperiode einen Vertrag mit Enercon GmbH und Axma Windprojekte GmbH unterzeichnen, wenn noch diverse Nachbesserungen erfolgen.
Die Stühle in der Mehrzweckhalle waren am Freitagabend fast bis auf den letzten Platz besetzt, als die Anwohner sich über das Projekt Windpark informieren ließen. "Wir sollten die Chance für Windkraftanlagen nicht verschlafen und möglichst bald handeln", regte Bürgermeister Konrad Weingart (CSU / WG) beim Informationsabend in der Mehrzweckhalle an. Damit hatte er die Nachbargemeinde Ramsthal im Blick.
Selbst wenn jetzt alles zügig vorangehe, so dauere es immer noch drei oder vier Jahre, bis der Windstrom geerntet werden könne.
Positive Grundstimmung
Die Grundstimmung im Saal war durchaus positiv, also für den Windpark. Wenngleich etliche Zuhörer wie zum Beispiel Bruno Herterich noch konkretere Informationen hätten hören wollen. "Ich bin für den Windpark und halte den Standort WK 76 für gut geeignet", sagte Ratsmitglied Ralf Ruppert (FWG). "Doch was ist los, wenn die Nachbardörfer Wasserlosen oder Machtilshausen Einwände haben? Wie sieht es mit dem Kündigungsrecht und eventueller Kostenerstattung im Rücktrittsfall aus?", wollte Ruppert die Katze im Sack vermeiden.
Freilich bemühten sich die Fachleute Andrea Raue und Christoph Boeffel von Enercon sowie Philipp Schmidt-Bovendeert von Axma, ausführlich über die Technik der im eigenen Haus
gefertigten Windradanlagen werbewirksam zu berichten. Sie stellten den wirtschaftlich wachsenden Anteil der Binnenwindnutzung dar. "Wir übertragen Ihnen das Windparkprojekt und Sie können entscheiden, ob es eine Bürgerbeteiligung geben soll", wies Raue hin. Auf die Marktgemeinde komme kein finanzielles Risiko zu. Klar stellte sie die weiteren Vorteile heraus: die Einnahmen des Marktes durch Pacht, Gewerbesteuer und die Aussicht auf regionale Arbeitsplätze.
Noch keine detaillierten Zahlen
Freilich, über Nachfragen aus dem Saal bezüglich gemessener Windprognose, konkreter Wirtschaftlichkeit für den Sulzthaler Standort oder Länge der Starkstromzuleitung zum nächsten Einspeisepunkt konnten die Experten noch nicht antworten. "Wir sind doch ganz am Anfang, und vieles ist offen", nahm Weingart Stellung.
Er geht jedoch davon aus, dass die Sache Hand und Fuß hat, wenn der Betreiber rund 200 000 Euro für Gutachten investiert. Den so genannten Disko-Effekt mit Schattenwurf auf das Dorf befürchtet Weingart nicht. Für die Zufahrten und Montageflächen rechnet er mit etwa 1,6 Hektar (= drei Fußballfelder) Fläche, die der Gemeindewald opfern müsse.
Keine weiteren Angebote
"Trotzdem hätte ich gerne mehrere Anbieter gehört", war sich Gabriele Dehmer (SPD) mit Ruppert und etlichen Zuhörern einig. "Was können andere Anbieter grundsätzlich anderes auf den Tisch legen als dieser Betreiber?", sprach sich Karl-Heinz Stahl (CSU / WG) für den baldigen Vertrag mit Enercon und Axma aus. "Die Zeit drängt, und der Markt Sulzthal sollte jetzt schnell handeln", empfahl auch Zuhörer Harald Tremer, der beruflich mit ähnlichen Verträgen oft zu tun hat. Alternative Standorte zu WK 76 im Sulzthaler Gemarkungsbereich sind nicht bekannt. Ruppert empfahl dem neuen Gemeinderat, mit den Nachbargemeinden nicht nur in Sachen Windkraft zusammenzuarbeiten und Wettrennen zu vermeiden.