Druckartikel: Franz Sickert ist Graveur mit Leib und Seele

Franz Sickert ist Graveur mit Leib und Seele


Autor: Markus Reeh

Hammelburg, Freitag, 07. März 2014

Franz Sickert hat das Gravieren zu seinem Beruf gemacht. Unter seinen geschickten Händen entstehen Tag für Tag Unikate. So hat er auch den "krummen Hammelburger" erfunden.
Kreativer Graveur: Unter Franz Sickerts Händen werden Flaschen und Gläser zu Kunstwerken. Foto: Markus Reeh


Seine künstlerische Ader entdeckte Franz Sickert schon in jungen Jahren. "In meiner Schulzeit habe ich gemalt und Gedichte geschrieben", erinnert sich der heute 52-Jährige. Die Kreativität liegt der Familie wohl auch im Blut, seine ältere Schwester widmet sich nämlich der Malerei.

Sickerts Berufsweg war zunächst aber ein ganz anderer. Er absolvierte eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann - für das Hobby Kunst fehlte bald die Zeit. Viele Jahre war er dann in der Speditionsbranche tätig, bevor er sich mit 35 beruflich völlig neu orientierte. Er fing bei seinem Schwager an, in der Brennerei Jobst, wo er in Büro und Verkauf arbeitete. Die vielen Flaschen, die er in der Brennerei täglich zu sehen bekam, brachten ihn auf eine Idee. "Mit Flaschen mit normalen Etiketten konnte ich nichts anfangen. Da habe ich mir ein Graviergerät gekauft, um sie zu verzieren", erzählt er.

So entstanden besondere Flaschen für besondere Anlässe, zum Beispiel Schnaps oder Likör zum Geburtstag oder für eine Hochzeit. "Als ich gemerkt habe, dass mir das sehr gut gelingt, habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt", schildert er. Eine Aus- oder Fortbildung hat er nicht gebraucht. Alles, was er heute kann, hat er sich selbst beigebracht.

Im Laufe der Zeit beschäftigte er sich immer intensiver mit den Möglichkeiten des Geräts, bearbeitete neben Glas auch andere Materialien wie Holz, Edelstein, Metall und Kunststoff. So wurde sein Repertoire stetig größer.

Vor zehn Jahren bezog Franz Sickert dann einen kleinen Laden in der Dalbergstraße, wo die Kunden ihm auch bei der Arbeit zuschauen können. "Leider kommen nur wenige aus Hammelburg und Umgebung", bedauert der Glaskünstler.

Benefizaktionen auf Märkten

Um auf sich aufmerksam zu machen, reist Sickert auch zu Märkten der Region und stellte so seine Kunst zum Beispiel in Würzburg und Schweinfurt, Bad Neustadt und Bad Kissingen vor. Hier führt er Benefizaktionen mit Kindern und Jugendlichen durch. "Für den symbolischen Betrag von einem Euro können sie einen Glasstein gravieren und mit nach Hause nehmen", erläutert der Hammelburger. Das Geld spendet er dann für einen guten Zweck. Über seine Zuwendungen freuten sich schon unter anderem die "KinderKiste" und die Station Regenbogen in Würzburg.

Durch die Aktionen auf den Märkten hat er schon einige neue Kunden gewonnen und damit auch zusätzliche Einnahmen. "Aber ausschließlich von meiner Kunst leben könnte ich noch nicht", bekennt er. Doch allmählich spricht sich seine Arbeit auch in der heimischen Gegend herum, und so konnte er kürzlich ein Wappen für die Gemeinde Elfershausen gravieren.

Stolz ist Franz Sickert auf seine Gläser mit gebogenem Stiel, wie den "krummen Hammelburger", den er mit Zertifikat verkauft. "Ich erhitze den Stiel direkt mit dem Brenner und biege ihn, wobei der Schwerpunkt des Glases erhalten bleiben muss, damit es nicht umkippt", erläutert der Künstler.

In seinem Laden sind die unterschiedlichsten Gläser und Flaschen zu finden, viele mit typischen Hammelburger Motiven. Auch an die Soldaten ist gedacht, so gibt es zum Beispiel gravierte Gedenksteine zur Infanterie und zum Jägerregiment. Seine Materialien, möglichst fair gehandelt, bezieht er meist über größere Lieferanten, die auch Flaschen in originellen Formen im Angebot haben. "Die Kunden können aber auch ihre eigenen mitbringen und von mir gravieren lassen", erklärt er.

Ein weiteres kleines Standbein Sickerts ist die Malerei mit einer besonderen Technik. Er zeichnet mit Graphit oder Kohle und bearbeitet die Striche anschließend mit einem Glasfaserradierer, wie ihn früher auch Architekten benutzten. So entsteht eine außergewöhnliche Oberflächenstruktur. "Mit dieser Technik bin ich ein bisschen konkurrenzlos", schmunzelt der einfallsreiche Künstler. So fertigt er auch Auftragsarbeiten an, gestaltet zum Beispiel mit einer Fotovorlage ein Porträt.
Welche Ziele hat sich Franz Sickert gesteckt? "Ich hoffe, noch mehr Menschen zu finden, die sich für meine Kunst begeistern können", sagt er. Wer sich selbst hiervon ein Bild machen möchte, findet weitere Infos und Kostproben seiner Werke auch unter www.glaskunst-hammelburg.de im Internet.