Fragwürdige Stellen in den Erinnerungen an Dr. Ludwig Anton Ewald
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Dienstag, 03. Januar 2017
Dr. Ludwig Anton Ewald zählt zu den Ehrenbürgern der Stadt Hammelburg. Doch in seiner Biografie gibt es einige Stellen, die Zweifel wecken.
Dass es bis heute keine großen Reaktionen gegeben hat, wundert Karl-Heinz Maul. Schließlich handelt sein Beitrag "Die Ewald Saga" im Buch "Hammelburg - Stadt mit Geschichte. Ein Streifzug durch zwei Jahrhunderte" von einem Ehrenbürger der Stadt. Dieser scheint nicht ganz die strahlende Figur gewesen zu sein, für die er lange Jahre gehalten wurde. "Es ist interessant, wie man mit Auftreten die Leute täuschen konnte", sagt Maul.
Es geht um Dr. Ludwig Anton Ewald. Er spendete eine Million Mark für Bedürftige in Hammelburg und stiftete die Bonifatiusglocke, was ihm die Ehrenbürgerschaft einbrachte. Für sein Engagement für die deutsch-amerikanische Freundschaft bekam er außerdem das Bundesverdienstkreuz verliehen. Doch als Maul tiefer recherchierte, fand er in der Erzählung über den am 13. Juni 1871 in Hammelburg geborenen Sohn des Bezirksamtsscribenten Georg Michael Friedrich Ewald einige Unstimmigkeiten.
An einigen Stellen sind Zweifel angebracht. Vor allem beruhe vieles auf Selbstangaben und Zeitungsartikeln, die voneinander abgeschrieben hätten, wie Maul feststellt.
Dabei suchte Maul ursprünglich im Stadtarchiv Quellen zu einem ganz anderen Thema: der Auswanderung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Maul erklärt: "Ich sollte für das Buch einen Beitrag über die Auswanderung schreiben. Da fiel mir die Familie Ewald ein."
Anschuldigungen gegen den Vater
Auf der Such nach einer Zeitungsannoncen über eine mit der Auswanderung verbundene Haushaltsauflösung stieß er im "Hammelburger Journal" vom 10. November 1886 auf einen Bericht über Anschuldigungen gegen Stadtkämmerer Michael Ewald und seine Suspendierung. Michael Ewald wurde einige Monate später wegen Urkundenfälschung und Unterschlagung verurteilt. Damit scheint die Auswanderung in die USA ganz eigene Gründe gehabt zu haben. Und so forschte Maul auch über den Sohn genauer nach.
Ludwig Anton Ewald, bliebt zunächst in der Heimat, machte Abitur am Gymnasium in Münnerstadt und studierte Medizin in Würzburg. Für die Annahme, dass Ludwig Anton Ewald dort später Assistenzarzt von Conrad Röntgen gewesen wäre, findet sich laut Mauls Recherche allerdings keine Primärquelle - auch nicht im Universitätsarchiv. Somit studierte Ludwig Anton Ewald wohl nur unter Röntgen.
Im Jahr 1898 folgte Ludwig Anton Ewald seinen Eltern in die USA. Dort übernahm er verschiedene Stellen an Krankenhäusern und Universitäten. Der Titel Professor beruht aber wohl nur auf einer "Stellenbenennung", wie Maul in seinem Beitrag schlussfolgert, "denn Informationen zu einer Habilitation sind nicht auffindbar".
Suspendierung für den Sohn
Im Jahr 1914 kehrt Ludwig Anton Ewald nach Deutschland zurück. Zuvor war er in New York aus medizinischen Gesellschaften ausgeschlossen und für ein Jahr aus dem Krankenhaus suspendiert worden, schreibt Maul. Denn Ludwig Anton Ewald hatte mit einem Kollegen Operationsberichte gefälscht.Im Ersten Weltkrieg war er an der Westfront als Arzt tätig, später in einem Lazarett in Bayreuth. Nach dem Krieg zog er nach Düsseldorf und kehrte 1921 nach New York zurück. Dort starb er am 16. Januar 1958.
Ihn Erinnerungen an Ludwig Anton Ewald, ist vor allem immer von seiner Spende die Rede. Ludwig Anton Ewald spendete 1923 eine Million Mark für Bedürftige in Hammelburg. Das ist "zweifellos als selbstlose Geste zu sehen" und sie "soll nicht herabgewürdigt werden". Doch macht Maul darauf aufmerksam, dass die Spende "weniger großzügig war, als man in vielen Nachrufen oft annahm". Der Autor verweist auf die damalige Inflation und zieht den Preis für ein Liter Milch und ein Pfund Butter als Vergleich heran.
Besonders kam Ludwig Anton Ewald auch durch seine Spende für die Kirche an. Er habe sich dadurch Verdienste für die Stadt erworben, "dass er bei Anschaffung des neuen Glockengeläutes unserer altehrwürdigen Stadtpfarrkirche die Bonifatiusglocke stiftete", hieß es im Antrag für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts von 1953.
Der Einsatz in Vereinigungen zur Verbesserung der deutsch-amerikanischen Freundschaft brachte Ludwig Anton Ewald im selben Jahrzehnt das Bundesverdienstkreuz ein - auf Vorschlag der diplomatischen Vertretung der Bundesrepublik. Die Verleihung bezog sich auch auf die Tätigkeit an Krankenhäusern und die wissenschaftliche Arbeit.
Doch hierbei entdeckte Maul ebenfalls Unstimmigkeiten: Die in diesem Zusammenhang genannte Forschung zur Bauchhöhlendrainange stammte von einem anderen Mediziner mit zufälligerweise ähnlichem Namen: Dr. Carl Anton Ewald.
Durch den Buchbeitrag soll die Person des Hammelburgers Ludwig Anton Ewald "nicht völlig ins Negative verkehrt werden". Mauls Beitrag deutet allerdings auf Lücken und fehlende Belege hin. Ludwig Anton Ewald hatte keine Nachkommen. Es gibt lediglich einen Urgroßneffen, den Maul aufspürte. Er habe ihm ein Exemplar seiner Arbeit geschickt. Der Neffe habe sich gefreut und sei gar nicht böse gewesen.