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Fotovoltaik-Pioniere aus Hammelburg


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Montag, 20. Oktober 2014

Weit vor der gesetzlichen Förderung alternativer Stromerzeugung lieferte die Hammelburger Solarstromgesellschaft ein Modell für die Investition in Fotovoltaik. Nun, 20 Jahre später, läuft die Geschichte dieses Beispiel gebenden Projekts aus.
Auf Initiative von Hans-Josef Fell (rechts) entstand die Hammelburger Solarstromgesellschaft. Foto: privat


Auch nach 20 Jahren hat Friedbert Heckmann keine Probleme mit seiner Fotovoltaikanlage. Erst vor wenigen Tagen hat eine routinemäßige Inspektion gezeigt, dass alles funktioniert, erklärt Heckmann. So äußert er sich denn auch zuversichtlich, dass die Module noch die kommenden Jahre zuverlässig Strom produzieren werden. "Dabei war es gar nicht abzusehen, dass die Anlage so lange hält", sagt der 62-Jährige.

Heckmann gehört zu den Gründungsmitgliedern der Hammelburger Solarstromgesellschaft (HSG). Damit kann er sich zu einer Vorreitergruppe der Solarstromerzeugung in Deutschland zählen.

Die HSG wurde 1994 auf Initiative des späteren Grünen-Bundestagsabgeordneten Hans-Josef Fell gegründet. Hans-Josef Fell wollte beweisen, dass es genügend private Kapitalgeber gibt, um die damals noch teure Technik auf dem Markt einzuführen und die Solarstromproduktion auszubauen. Dreh- und Angelpunkt war dabei die Idee der kostendeckenden Vergütung für die Einspeisung, die einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen sollte.

Die Stadtwerke Hammelburg führten 1994 diese kostende ckende Einspeisevergütung ein: Für die vertraglich festgelegte Dauer von 20 Jahren gewährten sie der HSG 2 DM beziehungsweise 1,90 DM pro Kilowattstunde. So fanden sich rund 70 Gesellschafter aus der Region, aber auch aus ganz Deutschland, die mit einer Mindesteinlage von 2000 DM den Bau von insgesamt sechs Anlagen mit einer Gesamtleistung von 15 Kilowatt finanzierten.

Die Anlagen entstanden auf privaten Dächern wie dem von Heckmann, aber ebenso auf öffentlichen Einrichtungen wie dem Parkdeck. Es war gar nicht so einfach, einen Betrieb zu finden, der die Module liefert und installiert, berichtet Heckmann. Denn anders als heute gab es damals noch nicht allzu viele Anbieter. So habe er bei der Montage auf seinem Dach mitgeholfen, erklärt Heckmann.

Gesellschaft übergibt Anlagen

Alle Eigentümer der Gebäude verzichteten auf eine Pacht für die bereitgestellten Flächen. Dafür werden ihnen nach den 20 Jahren die Anlagen übergeben. Bei den ersten ist es bereits der Fall. Die Dacheigner bekommen noch bis 2020 eine Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2000 von etwa 50 Cent pro Kilowattstunde. Die Gesellschafter konnten nach Angaben der HSG jährlich etwa fünf Prozent Rendite erwirtschaften.

Doch vielen ist wichtiger, dass sie einen Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien geleistet haben. Für Heckmann war der Kampf gegen die Klimaerwärmung ein Motiv mitzumachen. Die Gesellschafter wussten anfangs ohnehin nicht, ob sich ihre Investition refinanzieren würde. Denn die Hammelburger Einspeisevergütung wurde erst 1996 vom bayerischen Wirtschaftsministerium zugelassen.

Später fand das Prinzip der kostendeckenden Vergütung auf Vorschlag von Hans-Josef Fell Eingang in den Entwurf des EEG. Es wurde Vorbild für andere Länder. Und Solarinitiativen aus ganz Deutschland holten sich in Hammelburg Rat und orientierten sich an den vertraglichen Regelungen der HSG. Denn auch die rechtliche Ausgestaltung war damals Neuland.

"Wir können stolz darauf sein, zu den Pionieren zu gehören", sagt Annemarie Fell, Geschäftsführerin der HSG. Die Gesellschaft befindet sich nach den 20 Jahren Laufzeit nun in Auflösung. Im kommenden Jahr soll das Ende des Beispiel gebenden Projekts aber noch mit einem Fest gebührend gefeiert werden.