Flüchtlinge ziehen in die frühere Gaststätte in Hassenbach
Autor: Arkadius Guzy
Hassenbach, Freitag, 18. Sept. 2015
Das Netz von Unterkünften für Asylbewerber wird immer enger: Nun kommen in Hassenbach und Hetzlos zwei unterschiedlich große Einrichtungen dazu. Die Bürger der Gemeinde Oberthulba haben sich darauf schon vorbereitet.
Im Gasthaus Bergstraße am Ortseingang von Hassenbach genossen einst viele Wanderer die Bewirtung. Nun kommen Einwanderer. Der Landkreis Bad Kissingen hat das Gebäude als dezentrale Unterkunft für Asylbewerber angemietet.
Etwa 45 bis 50 Flüchtlinge will der Landkreis ab Anfang Oktober in der früheren Gaststätte einquartieren, wie Stefan Seufert erklärte. Der Leiter der Koordinierungsstelle für Asylangelegenheiten am Landratsamt erläuterte das Vorhaben in einer Bürgerversammlung.
Bereits seit einigen Tagen baut Edwin Hergenröther die Gaststätte für die Flüchtlinge um. Jede Wohneinheit solle unter anderem mit einem eigenen Bad mit Dusche und WC ausgestattet werden. Hergenröther, Elektrounternehmer aus Morlesau, ist seit Kurzem neuer Eigentümer der Gaststätte, die seit etwa sieben Jahren geschlossen ist.
In dieser Zeit gab es offenbar bereits mehrere - letztlich ergebnislose - Anläufe das Gebäude zu veräußern. "Es ist ein Objekt, dass man auch später nutzen kann. Ich bin letztlich Unternehmer", antwortete Hergenröther auf die Frage nach seiner Motivation für den Kauf.
Wie andere Eigentümer dezentraler Unterkünfte wird er einen Betreuer "für die ersten zehn bis zwölf Wochen" für das Haus einstellen. Außerdem sei ein Auto angeschafft worden, mit dem die Flüchtlinge zum Beispiel zum Einkaufen nach Oberthulba gefahren werden können. Denn Hassenbach hat keinen Laden und - noch für eine längere Zeit - keine Rad weganbindung in den Hauptort.
Ein Problem für die Asylbewerber, die auf Mobiltelefone als einzige Kontaktmöglichkeit in die Herkunftsländer angewiesen sind, könnte auch der schlechte Handyempfang werden, den Hergenröther im Bereich der Gaststätte festgestellt hat.
In Hetzlos will Bernd Pfülb eine Wohnung in seinem Haus, die er "schon länger vermieten wollte", für eine Flüchtlingsfamilie dem Landkreis anbieten. "Ich habe mit den Nachbarn bereits darüber gesprochen und recht positive Reaktionen bekommen, obwohl ich mit Widerstand gerechnet hatte", berichtete Pfülb. Er versicherte, dass er seine Scheune nicht umbauen möchte und darin auch keine 50 Menschen unterbringen will. Denn es kursieren offenbar derartige Gerüchte.
Da Hassenbach nur rund 500 Einwohner zählt, schluckte bei der Bürgerversammlung zunächst der eine oder andere Zuhörer angesichts von 50 Flüchtlingen.
Doch die Stimmung war allgemein positiv. Alfons Hausmann, der Leiter der Hammelburger Polizeiinspektion, berichtete von seinen Erfahrungen. Und Albin Friedrich kassierte für seinen Appell Beifall: "Wir sind eine Großgemeinde. Alle Ortsteile müssen sich für die Flüchtlinge einbringen, nicht nur Hassenbach." Wie Bürgermeister Gotthard Schlereth (CSU) als historische Kuriosität anmerkte, habe die Gaststätte früher ja auch zu Oberthulba gehört. Erst mit der Flurbereinigung sei die Gemarkungsgrenze neu gezogen worden.
Dass im Gemeindegebiet irgendwann Flüchtlinge aufgenommen werden, ist schon länger im Gespräch und bekannt. Den Ort trifft es also nicht ganz unvorbereitet. Im Hintergrund warten bereits einige Bürger aus der Gemeinde darauf, sich als Freiwillige für die Flüchtlinge zu engagieren. Nach der Bürgerversammlung konnte Mario Götz weitere Meldungen sammeln. Der Ortsbeauftragte von Hassenbach koordiniert die Hilfe und ist Ansprechpartner für Ehrenamtliche und Vereine.