Feuriger Flamenco-Tanz auf der Trimburg
Autor: Jacqueline Vera Mihm
Trimberg, Donnerstag, 24. Sept. 2015
Das Duo Café del Mundo entführte zusammen mit der Flamenco-Tänzerin Azucena Rubio auf der Trimburg gekonnt in wärmere Gefilde.
Ein kühler Lufthauch durchstreift die Trimburg. Hoch über dem Saaletal, im voll besetzten Raum erscheint blitzartig eine Fledermaus, eine mucieiélago, und verschwindet sofort wieder ... Die Vorankündigung eines Liedes, in der ihre insektenfressenden Artgenossen noch im Laufe des Konzerts gepriesen werden?
Kulturbunt hatte zu einem Konzert von Café del Mundo geladen, einem wahren Ohren- und Augenschmaus. Viele Musiklieberhaber strömten hoch zur Trimburg, um noch einen Platz zu ergattern. Café del Mundo, Jan Pascal und Alexander Kilian, brachten an diesem Abend dem musikalisch interessierten Publikum den Flamenco Nueva näher.
Die aus Sevilla stammende Flamenco-Tänzerin Azucena Rubio sorgte für eine gekonnte optische und rhythmische Darstellung des Flamencos. Mal dezent klatschend im Hintergrund, dann wieder intensiv und leidenschaftlich tanzend die Bühne einnehmend.
Rassige Rhythmen, einfühlsames und vollendetes Spiel, kristallklare Klänge schwebten und fluteten die Trimburg.
Gefühle werden lebendig
Ein Sprichwort sagt, dass es Musik gelingt, Gefühle entstehen zu lassen, die durch Worte nicht erreicht werden können. Eine solche Aktivierung der Gefühle möglich zu machen, war dem musikalischen und preisgekrönten Duo Alexander Kilian und Jan Pascal und der ausdrucksvollen Tänzerin Azucena Rubio ein Leichtes. Nicht allein großen Gefühlen wie Trauer oder Liebe wollten Café del Mundo einen musikalischen Platz in den Ohren und Köpfen ihrer Zuhörer einräumen. Vielmehr standen kleine, melodisch vertonte Alltagsgeschichten auf ihrem Programm. Zur Begeisterung des berührten Publikums, das sich während des Abends innerlich auf serpentinenreichen Straßen auf dem Weg in ein kleines andalusisches Fischerdorf oder am Rio Guadalest wähnte. Oder der musikalischen Bitte in "Tico Tico no fuba" an einen Vogel lauschend: "Kleiner Vogel friss nicht den Maismehlkuchen". Die besten Geschichten und Lieder schreibt eben das gelebte, alltägliche Leben.
Meister des Gitarrenspiels
Beide Meister der Flamenco-Gitarre lernten sich 2007 auf einem Gitarrenworkshop kennen und spielen seither zusammen. Jan Pascal war damals von der künstlerischen Perfektion des damals erst 20 Jahre alten Alexander Kilian sehr beeindruckt. Der heute 28-jährige Kilian und diplomierte Jazz-Gitarrist wird in den Medien als gitarristisches Wunderkind tituliert.
Eine treffende Bezeichnung, die Kenner des Flamenco und Konzertbesucher der Septemberveranstaltung von Kulturbunt sicherlich nachvollziehen konnten. Dass beide Gitarristen - trotz oder grade wegen ihrer Gegensätzlichkeit - viel Wertschätzung füreinander und für die Begabung des jeweils anderen empfinden, war nicht allein durch ihre Worte ersichtlich. Sie war regelrecht spürbar und sichtbar. Gekonnt spielten sie im dynamischen Wechsel, harmonisch und vollendet.
Ihre Eigenkompositionen begeisterten die Zuhörer, die dies durch frenetischen Applaus ausdrückten. Ob Andalusien, Südamerika oder Arabien: Es war eine wunderbare Reise durch die einzigartige Welt des Flamenco Nuevo ganz so, wie Jan Pascal und Alexander Kilian ihn von Herzen empfinden und virtuos und gekonnt auszudrücken vermögen.