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Feldkalkofen in Obereschenbach qualmt wieder


Autor: Gerd Schaar

Obereschenbach, Montag, 18. Juli 2016

Ein lang gehegter Wunsch des Obereschenbacher Gartenbauvereins ging in Erfüllung. Der Feldkalkofen ist feierlich entzündet worden.
Früher gehörte er zum Alltag, heute ist er eine Attraktion: Der Feldkalkofen in Obereschenbach.  Fotos: Gerd Schaar


Es qualmte ordentlich, als der Kalkbrennofen in Betrieb genommen wurde, und die Anwohner feierten die alte Tradition. Denn das Kalkbrennen war noch vor 100 Jahren nichts Ungewöhnliches, brauchte man doch den gebrannten Kalk als Mörtelbestandteil für das Bauen, für das so genannte "Weißeln" der Hauswände, oder zur Desinfektion der Hühnerhäuser.
Das Förderprogramm für das Live- und Naturprojekt "Main Muschelkalk" hatte es möglich gemacht. Der ansässige Obst- und Gartenbauverein und der Landschaftsschutz des Landratsamtes Bad Kissingen wurden aktiv. So konnte das Sanierungsprojekt für den Obereschenbacher Feldkalkofen im vergangenen Herbst auf den Weg gebracht werden.


Große Hilfe: Adam Laya

Freilich wäre es ohne finanzielle Hilfe für das Material durch das Landratsamt und die 750 Stunden Eigenleistungen engagierter Obereschenbacher nicht gegangen, sagt Georg Schuler, Schriftführer vom ansässigen Obst- und Gartenbauverein der Zeitung. Allen voran sei Facharbeiter Adam Laya beim Mauerbau mit den Natursteinen zur Stelle gewesen.
Stellvertretender Landrat Emil Müller ehrte die Obereschenbacher Reinhold Wilhelm, Wolfgang Uebel, Michael Müller, Günter Hauk, Gregor Reuter und Edgar Reuter sowie Planer Germann Zier vom Obst- und Gartenbauverein Machtilshausen. Dankend erwähnt wurde auch die Firma Rehwald, die das Holzdach errichtet und die Arbeitsstunden gespendet hatte. Bürgermeister Armin Warmuth erinnerte daran, dass die Stadt Hammelburg die Zufahrt zum Ofen extra hergerichtet hatte.
"Es ist ein Stück Heimatkultur", sagt Besucher Bernhard Reuter. Für die Nachwelt sollten solche Einrichtungen wie der Feldkalkofen erhalten werden. "Ein lang gehegter Wunsch ist endlich in Erfüllung gegangen", hörte man von der Vereinsbasis an den Biertischen.
Auf dem Flurstück "Bandel" zwischen Truppenübungsplatz und ehemaligem Weinberg, auf dem zurzeit die Ziegen des Bundes Naturschutz gegen die Verbuschung im Einsatz sind, lässt es sich gemütlich feiern. Weiter bergab steht das Bandel-Kreuz, eine beliebte Station für Prozessionen. Ein alter Eselspfad führt in Richtung Schloss Saaleck.


In den Berghang gebaut

Der frisch gebaute Feldkalkofen befindet sich genau dort, wo auch das Original gestanden hatte, von dem aber nur noch wenige Reste vorhanden waren. Die durch wuchtige Steinmauern umrandete Feuerstelle ist in den Berghang gebaut. So entsteht eine wärmeisolierende Wirkung, wie bei einer übergroßen Thermoskanne. "Um die Jahrhundertwende 1900 wurde mit dem gebrannten Kalk aus dem Vorgängerofen die St.-Georgs-Kirche Obereschenbach neu gebaut", erinnert Schuler.


Schon seit 15 Jahre eine Idee

Das Thema Wiederaufbau des Ofens sei nicht neu, denn vor etwa 15 Jahren habe sich der Verein schon Gedanken über eine Sanierung gemacht, so Schuler. Im März 2014 habe der Vorstand unter der Leitung von Vorsitzendem Edgar Reuter beschlossen, den Feldkalkofen wieder herzurichten. Hilfreich seien das Landesamt und Germann Zier vom Obst- und Gartenbauverein Machtilshausen für das Projekt gewesen.
Neu sei die Stützmauer außen am Hang und die hölzerne Dachabdeckung oberhalb des Ofens. Aus 2,5 bis 3 Kubikmeter gebrannten Kalksteinen im Ofen wird poröses Material, das dann mit Wasser übergossen und zerstampft wird. Es entsteht gelöschter Kalk.


Jedes Jahr ein Fest

Nach dem kirchlichen Segen durch Pastoralreferentin Lisa Werner wurde der Ofen feierlich entzündet und die Alphornbläser spielten auf. Jedes Jahr soll es künftig so ein Fest für den Feldkalkofen geben, haben sich die Gartenbauer vorgenommen. Das Interesse an dem gebrannten Kalk sei vorhanden. So werde er zum Beispiel für die anstehende Restaurierung der historischen Gebäude von Hammelburgs Kloster Altstadt gebraucht.