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Familienwald in Hammelburg wächst und wächst


Autor: Winfried Ehling

Hammelburg, Montag, 29. April 2019

Auf dem Gelände an der "Lagerkreuzung" haben Spender zwölf neue Bäume gepflanzt, um an ein familiäres Ereignis zu erinnern. Inzwischen werden Sorten ausgesucht, die dem Klimawandel gewachsen sind.
Eine Patchwork-Familie startet mit einem Gedenkbaum. Mattias und Birgit haben zueinander gefunden und insgesamt sechs Kinder. Winfried Ehling


Die Erweiterung des Hammelburger "Familienwalds" belegt, wie Bäume als Wert an sich und als die Zeit überdauernde Denkmale für wichtige persönliche Ereignisse geschätzt werden - zumal die neuen Grünlinge extra ausgesucht und getestet worden sind, damit sie auch den Klimawandel überdauern. Ein Dutzend ausgewählter Exemplare, darunter Hopfenbuchen, echte Mehlbeeren, Schneefelsenbirnen oder Lederhülsenbäume , hatten städtische Mitarbeiter gemeinsam mit Mitgliedern des Bund Naturschutz ausgewählt.

"Es sind Zukunftsbäume, die einen Klimawandel besser vertragen. Sie wurden 20 Jahre lang erprobt", erklärt Stefan Stöth. Sie kommen aus einer Baumschule in Riedlingen bei Stuttgart, woher alle bisher 122 gesetzten Bäume des Hammelburger Familienwalds stammen, informiert Georg Pabst vom Bauhof und fügt hinzu: "Das sind die möglichen Kandidaten für die Zukunft, die Nachfrage ist groß".

Der Bauhof hatte das Gelände an der "Lagerkreuzung" vorbereitet, brachte die Setzlinge ein und versah sie mit einem Haltegerüst. Er übernimmt auch die Pflege.

Rund 40 Bürger schaufelten "ihren" Baum mit Erde und Mulch ein und versahen ihn mit einem gravierten Täfelchen mit Namen, Anlass und Datum. Die Stadt und die Spender arbeiten bei dieser Aktion Hand in Hand. Wer einen Baum möchte, bestellt und bezahlt diesen beim Einwohnermeldeamt. Alles weitere erledigen die Stadtangestellten.

Wie 2. Bürgermeister Reimar Glückler erklärte, wurde die "Aktion Familienwald" im Jahr 2013 gestartet. Zum 8. Mal wurden jetzt Bäume gepflanzt, an insgesamt drei verschiedenen Standorten: Zunächst am Hallenbad, dann auf dem Gelände zwischen Schwimmbad und Bundesstraße 287 und jetzt an der Lagerkreuzung. Letzteres hatte das Staatliche Bauamt für diesen Zweck zur Verfügung gestellt.

"Zwar sind noch einige Pflanzplätze frei, doch langsam bekommen wir Probleme", räumte Glückler ein. Benötigt würden Areale, die keine Bauplätze sind oder den Straßenverkehr behindern und sich möglichst im Besitz der Stadt befinden. Der 2. Bürgermeister setzt jetzt auf Verhandlungen mit dem Staatlichen Bauamt, der Besitzerin des Geländes hinter der Tennishalle, wo sich ein weiteres Stück Familienwald ansiedeln könnte.

Einem alten Brauch folgend widmen die Spender ihren Baum einem freudigen, manchmal auch traurigen Anlass. Die Hochzeit eines jungen Paares, die Geburt eines Kindes, der runde Geburtstag eines Verwandten aber auch die Erinnerung an einen geliebten, verstorbenen Menschen sind Anlässe, einen Baum zu pflanzen, wie den Schildern zu entnehmen ist. Der Baum soll die Nachkommen an ein prägendes Familienereignis erinnern, aber auch "das Stadtbild verschönern und ein Beitrag zur Ökologie sein", wie Glückler betonte. Wegen der Bienen und Insekten wurden möglichst Bäume gepflanzt, die blühen.

Die "grüne Feierstunde" umrahmte der Hammelburger Liedermacher Konrad Albert auf der Ziehharmonika: "Die Hammelburcher stähn do unn worde - auf wos worde se denn? Sie worde, dass die Bömm schö aufgähn", fabulierte der Bänkelsänger aus dem Stegreif. Getränke und Gebäckstücke dazu spendierte die Stadt.

In die heitere Morgenstimmung fließt manchmal auch Nachdenkliches ein. So meinte ein Spender: "Wir brauchen jeden Baum. Ich habe jetzt zwölf Freunde mehr."