Experimente im Garten
Autor: Arkadius Guzy
Oberthulba, Sonntag, 11. Juni 2017
Norbert Schmälings Garten weckt mehr und mehr Neugier. Ganze Gruppen besuchen ihn, um seine Philosophie zu lernen.
Als Norbert Schmäling sich vor drei Jahren ein 800 Quadratmeter großes Gartengrundstück kaufte, stand er vor einem Problem, mit dem viele Hobbygärtner zu kämpfen haben: schlechter Boden. "Ich habe einen miserablen Lehmboden vorgefunden", sagt Schmäling. Trotzdem kann er auf der zum Nutzgarten umgewandelten Teilfläche üppig ernten. Schmäling schafft das mit eigenen Mittel. Wie das geht, wollen immer mehr Leute erfahren. Nicht nur mit Info-Veranstaltungen in seinem Garten wirbt Schmäling für seine Methode.
Er muss nicht säckeweise Erde und Dünger aus dem Gartencenter herbeikarren. Das hält er sowieso für einen Wahnsinn. Er will es so natürlich wie möglich halten. Für ihn gibt es nicht Besseres. "An die Frische und den Geschmack kommt kein gekauftes Gemüse heran", meint Schmäling.
Seine Philosophie ist es, den Pflanzen das zu geben, was sie brauchen, um gesund und robust zu wachsen. Darum konzentriert er sich im Garten auf das Wesentliche, das "Kerngeschäft": Kompost machen.
Rasen und Heckenschnitt vermischt Schmäling mit Lehmboden und gibt noch etwas Kalk dazu. Seiner Erfahrung nach ist 95 Prozent Biomasse und fünf Prozent Kalk die richtige Mischung. Das Substrat, das durch Kompostierung daraus entsteht, bildet die Grundlage für seinen Gemüseanbau.
Bereits nach drei Jahren hat Schmäling eigenen Angaben nach die Humusschicht im Boden von mageren fünf Zentimetern auf 20 Zentimeter vertieft. Er erklärt: "Ich habe nicht gegraben. Der Garten hat keinen Spaten gesehen." Schmäling hat einfach seine Kompostmischung über die Beete verteilt.
Nachbarn liefern Rasenschnitt
Großzügig. Sehr Großzügig. Schmäling hält nichts von den Vorgaben, die für gewöhnlich in Ratgebern zu lesen sind - dass man vorsichtig mit Kompost sein soll, um den Garten nicht zu überdüngen. Zumindest in seinem Fall habe sich viel Kompost bewährt.Schmäling gärtnert eigentlich weniger, vielmehr produziert er hauptsächlich Kompost. In großen Mengen. Dafür braucht er auch große Mengen Rasenschnitt als Ausgangsmaterial. Er habe Liefervereinbarungen mit zehn Nachbarn ringsum, sagt Schmäling mit einem Schmunzeln.
Der Hobbygärtner experimentiert gerne, um die optimale Mischung für seine Pflanzen zu finden. In dieser Saison versucht er es zum ersten Mal mit Terra preta. Die "schwarze Erde" gilt bei Gärtnern seit einigen Jahren als das schwarze Gold. Zumindest wird viel darüber geschrieben. Terra preta wird als natürliches Mittel hochgehalten, das den Boden mit ordentlich Nährstoffen anreichern kann.
Entdeckt wurde die "schwarze Erde" vor Jahrzehnten im Amazonas. Aus Pflanzenresten, Dung und Holzkohle war dort ein fruchtbares Substrat entstanden, dass die Ureinwohner für ihren Anbau nutzten.
Nach dem Vorbild mischt Schmäling jetzt selbst gemachte Holzkohle unter das zu kompostierende Material. Einfach mal die ausgebrannte Kohle vom Gartengrill übers Beet zu kippen bringt nämlich nichts. Denn die Holzkohle muss sich erst mit Nährstoffen "aufladen", wie es Schmäling beschreibt.
Im Komposthaufen bindet die Holzkohle dann vor allem das Wasser, dass sonst durchsickert und die Nährstoffe ausspült. So "aufgeladen" können die Pflanzenwurzeln die Holzkohle in der Kompostmischung als Reservoir anzapfen.
Aus dem angereicherten Kompost, lockerem Material und Erde formt Schmäling Hügelbeete - ein weiteres Geheimnis seines gärtnerischen Erfolgs. Diese bepflanzt er vielfältig gemischt. Danach deckt er die Hügel sowie alle anderen Beete mit Grasschnitt ab, um die Erde vor Austrocknung zu schützen. Schmäling berichtet, dass er seinen Garten so gut wie nicht gießt.
Daher kann er auch mal getrost einige Tage in Urlaub fahren. Außerdem spart das Aufwand. Sowieso gehört es zu Schmälings Philosophie, dass man sich im Garten nicht Überarbeiten muss. Wenn alles stimmt, die Pflanzen gut mit Nährstoffen versorgt sind, können sie sich selbst überlassen werden. Und in wenigen Jahren kann Schmäling auch mal pausieren, weil er im Boden genug Nährstoffreserven geschaffen hat, so sein Ziel.