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Euerdorfer Imker verliert zahlreiche Bienen


Autor: Arkadius Guzy

Euerdorf, Freitag, 15. Mai 2015

Hobbyimker Jochen Huppmann verliert von einem Tag auf den anderen einen großen Teil seiner Völker. Er hat einen Verdacht, was die Insekten so stark dezimiert hat.
Jochen Huppmann und Matthias Kleinhenz (von links) inspizieren die erlahmte Flugtätigkeit an den Kästen. Foto: Arkadius Guzy


Für Jochen Huppmann ist es ein herber Verlust, der ihm immer noch zu schaffen macht. Als der Hobbyimker vor Kurzem seine Kästen inspizieren wollte, sah er ringsum am Boden nur reglose Bienen. Ein großer Teil seiner fleißigen Honigproduzenten war tot. Seitdem stimmt etwas nicht im Bienenstaat.

Zwar schwirren an den Einflugschneisen wieder Bienen, es sind bei Weitem aber nicht so viele wie gewohnt, erklärt Huppmann. An den Kästen krabbeln noch etliche der Insekten zuckend umher. "Die zittrigen Bewegungen deuten auf eine Vergiftung hin", sagt Matthias Kleinhenz. Huppmann hat den Bienengesundheitswart für den Landkreis Bad Kissingen eingeschaltet, um seinen Verdacht zu bestätigen: Der Imker vermutet ein Pflanzenschutzmittel als Ursache für das Sterben.

"Landwirtschaft, Imkerei und Jagd können nur im Einklang miteinander funktionieren, aber nie gegeneinander. Jeder braucht jeden", meint Huppmann, der zugleich Vorsitzender des Imkervereins Euerdorf ist. Er will den Vorfall zum Anlass für einen Appell an Landwirte und Gartenbesitzer nehmen, beim Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln an Bienen zu denken. Schließlich werden die Insekten als Bestäuber gebraucht, erinnert Kleinhenz.

Vier Kategorien

Pflanzenschutzmittel werden in vier verschiedene Kategorien eingeteilt, je nachdem wie gefährlich sie für Bienen sind. Die Bienenschutzverordnung schreibt vor, was bei der jeweiligen Kategorie zu beachten ist. So dürfen Landwirte manche Mittel erst abends spritzen, wenn die Bienen ihre Flugtätigkeit eingestellt haben. Selbst bei den so genannten bienenungefährlichen Mitteln sollten Anwender nach Ansicht von Kleinhenz und Huppmann die Flugzeit beachten. Denn auch diese Mittel wirkten sich auf die Insekten aus.

Ergebnis erst in einigen Wochen

Kommt eine Biene mit einem Stoff in Berührung verliert sie zum Beispiel den für ihren Bienenstock typischen Stallgeruch, erklärt Kleinhenz. Es stellt sich zudem die Frage, ob Kleingärtner im Gegensatz zu Landwirten überhaupt spritzen müssen.

Ob es tatsächlich ein Pflanzenschutzmittel war, das den Bienen geschadet hat, soll eine Untersuchung feststellen. Eine Probe der toten Insekten liegt beim Julius Kühn-Institut in Braunschweig.

An dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen gibt es eine zentrale Untersuchungsstelle für Bienenvergiftungen. Die Untersuchung ist umfangreich und beansprucht mindestens zwei bis drei Wochen, wie Maria Staufer vom Pflanzenschutzdienst am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg informiert, den Huppmann eingeschaltet hat.

Es wird ebenfalls einige Zeit dauern, bis Huppmanns Bienen den Verlust ausgleichen können. Kleinhenz beschreibt die aktuelle Lage: "Die Bienenvölker sind durcheinander und müssen sich neu organisieren." Zum Glück, sagt Huppmann, habe er nicht alle seine Kästen an einem Standort aufgestellt. Von den 22 Völkern stehen 18 in Euerdorf und vier in Ramsthal. Die Bienen in Ramsthal sind nicht betroffen.

Ertragsverlust

Der Hobbyimker wird dennoch weniger Honig produzieren und für dieses Jahr einen Ertragsverlust verbuchen müssen. Denn gerade jetzt bildet die Frühjahrsblüte eine wichtige Saison für die Imker, von denen es nicht mehr viele gibt.