Es besteht Handlungsbedarf
Autor: Gerd Schaar
Euerdorf, Freitag, 06. März 2015
Über die Sanierung des Euerdorfer Friedhofs wurde schon öfter beraten. In der Bürgerversammlung zeigte ein Experte jetzt verschiedene Möglichkeiten auf.
Der Tod, ein würdevoller Umgang mit den Verstorbenen und ganz praktische Gründe für eine Friedhof-Sanierung waren an Donnerstagabend die Themen der Bürgerversammlung. Bürgermeisterin Patricia Schießer wies die Interessierten im vollen Saal des Feuerwehrhauses einfühlsam auf den von Emotionen beladenen Themenbereich hin.
Was in früheren Gemeinderatsgenerationen zwar angedacht, dann aber doch immer wieder verschoben wurde, ist jetzt zu erledigen. Spätestens als drei Versuchsgrabungen und eine Bodenuntersuchung jüngst zeigten, dass hier gehandelt werden muss. Das Gesundheitsamt war präsent und die Maschinerie der gesetzlichen Vorgaben läuft. Der Veitshöchheimer Experte Dipl.-Ing. Thomas Struchholz informierte über die Situation im Euerdorfer Friedhof und zeigte darüber hinaus auch gestalterische Möglichkeiten zur Friedhofsplanung auf.
Zunächst war Stille unter den Zuhörern.
Grabsenkungen auf dem Friedhof ließen es im Vorfeld vermuten - hier muss etwas getan werden. Zumal auch so genannte Wachsleichen in den bestehenden Gräbern zu erwarten sind. Wegen des nahezu undurchlässigen Bodens staut sich das Oberflächenwasser in verschiedenen Gräbern und dies hat eine über Jahrzehnte lange konservierende Wirkung. Die Verstorbenen sehen aus, als wären sie erst vor kurzem beerdigt worden. "Hier müssen Grabkammern samt geeignetem Bodenuntergrund her", erklärte Struchholz.
Dass die Friedhofswege, in denen Rollatorenbenutzer und Rollstuhlfahrer oft stecken bleiben, einer Aufbesserung bedürfen, war unter den Zuhörern unstrittig. Auch war nachvollziehbar, dass wegen der Hanglage die Treppe von der Ringstraße hinauf zur Willibrod-Kapelle nicht auf kurzem Wege behindertengerecht umgangen werden könne.
Ein solcher Zugang sei nur von oben (Parkplatz an der Bahnhofstraße) auf langem Wege möglich, so Struchholz.
Ein langes Projekt
Vorbei war es mit der Totenstille im Publikum, als es um die zukünftige Gräbernutzung inklusive der anstehenden Gräberverlegung ging. Anhand eines Plans der bestehenden Grabbelegungen zeigte Struchholz auf, wie bunt die momentanen Belegungszeiten für die Gräber sind. Man ahnte es: die zeitliche Lösung bis zur perfekten Friedhofsumgestaltung dauert Jahrzehnte, ja vielleicht ein halbes Jahrhundert. Und bis zur Amortisation der noch unbekannten Kostenrechnung dauere es laut Struchholz bestimmt eben so lange.
Der Gemeinderat werde sich in Kürze mit dem Thema beschäftigen, versprach Bürgermeisterin Schießer.
Wie ein Musterfriedhof der heutigen Zeit aussieht, zeigte Struchholz anhand eines Veitshöchheimer Friedhofs auf, der eher an einen Park erinnerte. Vorbei sind die Einheitsgräber von Reih und Glied. Aufgelockerte Landschaftsgestaltung mit Inseln, in denen die kreisförmig angeordneten Stelen der Urnengräber an das historische Stonehenge (Südengland) im Kleinformat erinnern, und sinnvoll angeordnete Ruhebänke laden zum meditativen Verweilen ein.
Trend geht zur Urne
"Der Trend geht zur Urne, weil die Hinterbliebenen oft weit weg vom Heimatort der Verstorbenen wohnen, oder weil sie aus anderen Gründen die regelmäßige Grabpflege nicht vornehmen können", sagte Struchholz. Er blicke dabei auf bundesweite Erfahrungen zurück.