Entwürfe für das Bürgerhaus
Autor: Arkadius Guzy
Hammelburg, Mittwoch, 10. Mai 2017
Kaum ist der Siegerentwurf für den Kaufhausumbau gekürt, gibt es Kritik. Zum Vergleich zeigen wir, was andere Büros geplant haben.
Parallelen zum Viehmarkt-Umbau drängen sich auf. Wie beim damaligen Architektur-Wettbewerb vor drei Jahren, so ruft auch heute der Siegerentwurf für den Umbau des früheren Hammelburger Kaufhauses Kritiker auf den Plan.
Sie stören sich vor allem daran, dass der erstplatzierte Entwurf von Raum3 Massari und SRAP Sedlak Rissland Architekten Partnerschaft dem künftigen Bürgerhaus einen Giebel zum Marktplatz hin verpasst. Die Kritiker halten das für einen Fremdkörper, wie unter anderem im Gästebuch zur Entwurfsausstellung in der Markthalle zu lesen ist. Denn das frühere Kaufhaus und das Nachbarhaus haben ein Walmdach.
Doch die Architekten wollen mit der neuen Dachform nicht nur die Belichtungssituation im Dachgeschoss verbessern. Das Bürgerhaus soll vielmehr optisch eine Einheit mit dem Rathaus bilden. Mit Bibliothek und Tourist-Info sollen dort schließlich städtische Einrichtungen untergebracht werden. Die Entwürfe sehen zusätzlich die Absenkung des Firsts vor, um dem Rathaus noch mehr Geltung einzuräumen.
Der Wettbewerbsbeitrag von Bär, Stadelmann, Stöcker - einem der beiden zweitplatzierten Büros - erhält das Walmdach. Giebel oder Traufe? - "das ist immer eine Abwägung", erklärt Friedrich Bär. Das Umfeld biete sich für ein Wechselspiel von Alt und Neu an.
Die Gestaltungsidee des Büros will die "Sprache der Gegenwart" sprechen, heißt es in der Beschreibung. Außenliegende Fenster, in die Laibung gesetzte Zugänge und eine ockerfarbene Fassade in Anlehnung an die Ornamentfarbe des Rathauses charakterisieren das Äußere.
Der zweite zweitplatzierte Vorschlag des Büros umarchitekt will das Dach ebenfalls zu einem Giebel umformen. Das soll eine "neue Platzsilhouette" für den Marktplatz zeichnen. Im Gegensatz zum Sieger positioniert dieser Beitrag den Veranstaltungs- und Sitzungssaal nicht im Erdgeschoss, sondern im Obergeschoss des Bürgerhauses - neben der Frage der Dachform war die Aufteilung im Inneren die zweite gestalterische Entscheidung, die die Architekten treffen mussten.
Der Siegerentwurf sowie die beiden zweiten Preisträger nehmen nun an der Verhandlungsrunde um den Planungsauftrag teil. Ulrich Manz vom Büro umarchitekt meint allerdings, dass schon allein die Fairness gebiete, dass das erstplatzierte Büro den Zuschlag bekomme. Manz räumt dem Konkurrenzentwurf vom Büro SRAP auch die gefälligere Außenwirkung ein.
Heribert Schilling ist ganz anderer Meinung. Er gehört zu den vehementesten Kritikern, weil er vor allem eine Beschattung seines Nachbarhauses fürchtet. Doch René Rissland vom Büro SRAP beruhigt: Die Regeln für Satteldächer seien eingehalten. Der Giebel werde nicht zur Beschattung führen, weil er im Norden liegt. Im hinteren, südlichen Teil des Bürgerhauses bleibt es beim Walmdach.
Es gebe außerdem keine Dachaufbauten. "Kubatur und Geometrie sind so gewählt, dass die Nachbarbelange berücksichtigt sind", betont Rissland. Das neue Bürgerhaus müsse sich aber deutlich zeigen. Rissland setzt darauf, dass die Bürger im Laufe der weiteren Planung mit dem Entwurf besser vertraut werden.