Energie sparen auch im Bestand
Autor: Ralf Ruppert
Hammelburg, Montag, 09. März 2020
Stadtbaumeister Detlef Mohr berät Bürger bei der Revitalisierung in Altorten und hat selbst den ehemaligen Bahnhof Morlesau saniert. Volkshochschule und Kommunale Allianz organisieren zwei Vorträge zur Innenentwicklung.
Eher durch Zufall kamen Andrea und Detlef Mohr 1989 zum ehemaligen Bahnhof von Morlesau: Eigentlich begleitete Detlef Mohr den Umbau des Gebäudes als Architekt für einen Bekannten. Als der nicht mehr weiterbauen wollte, kaufte das Paar die Immobilie kurzerhand selbst und richtete sie als Wohnhaus für sich und die vier Kinder ein. "Ich würde es auf alle Fälle wieder machen", betont Mohr heute, rund 30 Jahre später, aber: "Vermutlich anders, weil sich seitdem ja auch vieles verändert hat."
Individuelle Lösungen wichtig
Der Bahnhof ist mit viel Liebe zum Detail hergerichtet: Alte Fenster sind restauriert, Schriftzüge weisen auf den Bahnhof oder das Dienstzimmer hin. Trotzdem mussten die Mohrs viel umkrempeln: "Die Böden mussten raus, dabei haben wir gleich nach unten abgedichtet", nennt Mohr als Beispiel. Die Dämmung zum Erdreich und nach oben hält er für die wichtigsten Maßnahmen, wenn ein altes Haus saniert wird.
Oft müssten auch Fenster ausgetauscht werden, aber die Mohrs haben das zum Teil anders gelöst: An zwei Seiten sind große Wintergärten vorgebaut, undichte Fenster und die Sandstein-Fassade rücken dadurch in den Innenraum. Positiver Nebeneffekt: Die Familie hat mehr und lichtdurchflutete Räume dazu bekommen. Zudem spare auch die Erhaltung alter Bauteile viel Energie.
Bei der Heizung haben sich die Mohrs 1989 noch für eine herkömmliche Öl-Heizung entschieden: Rund 5500 Liter jährlich hätten sie zunächst benötigt, durchs Dämmen und die Umbauten reduzierten sie den Verbrauch auf gut 3000 Liter im Jahr. Außerdem stehe bereits jetzt fest, dass bei der nächsten Umrüstung eine Pellet-Heizung eingebaut wird. Aktuell steht ein Pellet-Ofen in der Wohnung.
Keine Dreifach-Verglasung
Wichtig war Mohr in seinem Haus und ist ihm bei der Beratung anderer, dass die einzelnen Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind: Beim jüngsten Umbau des Rathauses etwa seien die Fenster zwar erneuert, aber lediglich Zweifach-Isolierglas verwendet worden: "Bei den Sprossen-Scheiben wäre das sonst zu wuchtig geworden", betont Mohr. Bei großen Maßnahmen, wie dem bevorstehenden Bau des Bürgerhauses, sei heute ein Energieberater unverzichtbar. Außerdem verweist er auf individuelle Lösungen sogar innerorts: In der Hammelburger Altstadt etwa gebe es mehrere kleinere Nahwärmenetze, unter anderem eines für Rathaus, Alte Volksschule, Verwaltungsgebäude und Bürgerhaus.
"Unsere Wohnhäuser verbrauchen viel und teure Energie", sagt Diplom-Ingenieur Stefan Reith. Er ist Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern und kommt am Mittwoch zu einem Vortrag nach Fuchsstadt (siehe Info-Kasten unten). Eine gute Wärmedämmung zum Beispiel verhindere im Winter Wärmeverluste und halte im Sommer die Hitze draußen. Und: Anfang 2020 sei die Förderung für die Sanierung von Häusern deutlich verbessert worden.
Aus dem Programm der Volkshochschule