Ein Leben für die Gemeinschaft
Autor: Robert Huger
Hammelburg, Donnerstag, 23. April 2015
Irmgard Heinrich aus Frankenbrunn ist für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Auch mit 74 Jahren ist sie täglich für die Dorfgemeinschaft im Einsatz.
Das Telefon klingelt. Irmgard Heinrich aus Frankenbrunn nimmt ab. Auf einem Formular fehlt eine Unterschrift von ihr, heißt es. Kein Problem, wird erledigt. Keine drei Minuten später klingelt das Telefon erneut. Diesmal kommt nur ein Fax. Doch der nächste Anruf lässt nicht lange auf sich warten. "Meine Handynummer gebe ich nicht raus, sonst habe ich nirgends Ruhe", sagt Irmgard Heinrich.
Für ihr unermüdliches Engagement rund um Frankenbrunn hat die 74-Jährige nun das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat es ihr in der Bayerischen Staatskanzlei übergeben.
Ein Brief, der überrascht
Als Irmgard Heinrich vor einem Monat das Einladungsschreiben von der Staatskanzlei bekam, konnte sie es kaum glauben. "Ich habe den Landrat angerufen und nachgefragt", erzählt sie.
Der hat ihr dann bestätigt, dass alles seine Richtigkeit hat. Sie konnte sich im ersten Moment aber keinen Reim darauf machen, warum sie die Auszeichnung erhalten solle. Dabei liegt das auf der Hand, wenn man sich die Vielzahl ihrer Tätigkeiten vor Augen hält (siehe Infokasten).
Irmgard Heinrich war 20 Jahre lang Vorsitzende des Gartenbauvereins, von dessen Wichtigkeit sie überzeugt ist: "Die Mitglieder tragen dazu bei, dass unsere Heimat lebens- und liebenswert ist und bleibt." Sie kümmern sich zum Beispiel um die Ortsbegrünung, die Gebäude und den Blumenschmuck.
Ausgeprägter "grüner Daumen"
Irmgard Heinrich versorgt sich weitestgehend aus dem eigenen Garten. "Ich bin sehr naturverbunden", sagt sie. Täglich sieht sie in ihrem Garten nach dem Rechten. Dort hat sie Obstbäume, Beerensträucher, Gemüse, Salat und Kräuter. Alles ohne Chemie.
"Es muss nicht üppig groß sein, es muss gut sein", begründet sie. Sie wolle sich gesund ernähren und kein Gift im Essen haben.
"Das ökologische Gleichgewicht stimmt bei mir", sagt Heinrich. Gemeint ist damit ihr Garten. Diese Aussage könnte man jedoch ebenso auf sie selbst beziehen. Trotz ihrer vielen Tätigkeiten kommt sie kaum in Stress. "Das ist Einteilungssache", sagt sie, "das geht ganz einfach, wenn man gut organisiert und vorbereitet."
Ruhe auf dem Jägerstand
Wenn Irmgard Heinrich doch einmal zu viel hat von all ihren Verpflichtungen, dann fährt sie in den Wald. "Auf dem Hochsitz habe ich immer die besten Gedanken", erzählt die Jagdaufseherin, "da stört mich keiner." Jeder brauche schließlich einen Platz, an dem er zur Ruhe kommt.
Seit 1972 betreut sie die Jagd in Hetzlos und war die erste Frau im Landkreis, die die Jägerprüfung ablegte.
Außerdem spielt sie seit 30 Jahren Jagdhorn. "Solange ich die Puste dazu habe, werde ich weiterspielen", sagt sie. Das gehöre zum Brauchtum dazu. Genau wie die sieben Vereine, bei denen sie Mitglied ist. "Ohne Vereine wären wir ein totes Dorf", weiß sie.
Sie schätzt das Miteinander
Neben der Natur und der Musik liegen Irmgard Heinrich vor allem die Dorfgemeinschaft und die Jugend am Herzen. "Es gibt ein gutes Miteinander zwischen Jung und Alt", freut sich Heinrich. Sie setzt sich für die Belange beider Altersgruppen ein. Für die älteren Dorfbewohner organisierte sie einen Stammtisch, der zweimal im Monat stattfindet.
Die Jugendlichen aktivierte sie für das Schmücken des Osterbrunnens, Ferienwanderungen und eine Theatergruppe.
Letztere gibt es derzeit allerdings nicht. Bis Ende der 90er wurde im Feuerwehrhaus Theater gespielt. Hauptsächlich volkstümliche, lustige Stücke. "Das Leben ist schließlich ernst genug", sagt Irmgard Heinrich, als das Telefon klingelt.