Ein Fingerzeig auf die Geschichte
Autor: Winfried Ehling
Hammelburg, Montag, 12. Sept. 2016
Facettenreich präsentierte sich der "Tag des offenen Denkmals" in Hammelburg. Die Eröffnung des Baderturms vollzog Bürgermeister Armin Warmuth.
Am "Tag des offenen Denkmals" präsentierte die Saalestadt ihren Besuchern insgesamt ein Dutzend Gebäude und Objekte als Relikte heimischer Geschichte. In dieser Auswahl fanden sich die drei letzten, erhaltenen Wehr- und Wachtürme der Stadt sowie das den meisten Gästen nicht bekannte Geburtshaus der Apothekerfamilie Boxberger. Dieses steht in der Dalbergstraße, direkt gegenüber dem Gebrüder-Schnack-Haus, und ist im Besitz von Helmut Emmert, der die Historie des Hauses in Bildern und Schriftdokumenten darlegte. Hier erblickte Georg Anton Boxberger das Licht der Welt, der die Heilkraft der Bad Kissinger Quellen entdeckte.
Geschichtliche Relikte
"Für die sich anschließende Zeit verfüge ich leider über keinerlei Informationen", bedauerte Emmert, der im Jahr 1937 wieder ansetzt, als Franz und Anna Emmert, seine Eltern, die einstige Bäckerei begründeten.
Der Vater, der zunächst die frühere Bäckerei Schäfer in der Weihertorstraße führte, starb 1960. Sohn Helmut führte die Bäckerei in der Dalbergstraße bis 1971 weiter. "Dann begann das große Bäckersterben in Hammelburg. Eine nach der anderen der elf Bäckereien in der Stadt schloss ihre Türen (darunter auch die eigene Backstube)", erinnert er sich.
Heute Rentner, kann Emmert als Antiquariats-Sammler auch andere geschichtliche Relikte aus der Vergangenheit der ältesten Weinstadt Frankens vorweisen, zum Beispiel Kanonenkugeln aus dem Bayerisch-Preußischen Gefecht am Seeberg, zahlreiche Zinnteller und Ähnliches.
Die offizielle Eröffnung des Baderturms vollzog Bürgermeister Armin Warmuth, der von dem inzwischen sanierten Stadtturm behauptete: "Es hat sich gelohnt, zu warten und die sich dann bietende Förderkulisse zu nutzen." Das dem Verfall preisgegebene spätmittelalterliche Gebäude konnte in einer Gemeinschaftsleistung und mit stattlichen Mitteln aus dem Leader-Fördertopf und der Regierung von Unterfranken und einer Erbschaft der Stadt als Kulturerbe erhalten und durch eine Stahltreppe begehbar gemacht werden.
Partnerschaftliches Miteinander
Im Beisein zahlreicher Anwesender bilanzierte Warmuth zufrieden: "Das Projekt Bader-turm ist gelungen." Im Zuge der Eröffnung kündigte der Rathausobere auch barrierefreien Zugang des Rathauses an, der bevorsteht. Dem Dank des Bürgermeisters an alle unterstützenden Einrichtungen ließ Dr. Adina Rösch, verantwortlich für die Neukonzeptionierung des Stadtmuseums, eine Grußadresse folgen. Sie unterstrich das gezeigte partnerschaftliche Miteinander - getreu dem Motto "Gemeinsam Denkmale erhalten" - und schloss sich dem Dank Warmuths an die Beteiligten an.
Die Geschichte des Baderturms und den Ausbau zum Aussichtsturm, der jetzt einen interessanten Panorama-Blick über die Stadt erlaubt, liegt übrigens im Stadtmuseum aus. Zudem wies Rösch auf den "Hammelburger Treppenlauf" hin, ein Gewinnspiel, das noch andauert und sicherlich auch Bewegung schafft.Nur einen Steinwurf entfernt steht der mehrgeschossige Bau des Hüterturms, der ebenfalls in jüngerer Zeit restauriert wurde. Es ist etwas mühsam, die steilen Stufen bis unter das Dach zu erreichen, doch die St.-Michael-Pfadfinder (und Ehemaligen) des Stammes Schloss Saaleck kennen diese "Beinmassage". Die im 13. Jahrhundert erbaute Befestigung dient den Scouts noch heute als Hort und war sogar bis 1951 bewohnt.