Druckartikel: Die Weinlese beginnt

Die Weinlese beginnt


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Dienstag, 13. Sept. 2016

In diesen Tagen beginnen die Winzerbetriebe mit der Lese. Dann arbeiten sich wieder zahlreiche Helfer Zeile für Zeile durch die Rebhänge.
Nadine Hauk greift zwischen Blättern nach den Trauben.Foto: Arkadius Guzy


Die Sonne scheint, schon am Vormittag ist es warm. Ideales Wetter für die Weinlese. "Es ist eine nette Atmosphäre", meint Nadine Hauk. Sie versucht sich zum ersten Mal als Erntehelferin. Die Lese bring jedes Jahr verschiedene Leute in den Weinbergen zusammen - auch solche, die bisher noch nie etwas mit Weinbau zu tun hatten.

Hauk ist eigentlich Redakteurin im Regionalstudio Mainfranken des Bayerischen Rundfunks. Da der Rediosender BR 2 am 2. Oktober einen Beitrag zum Thema Wein ausstrahlen wird, wollte sie die Arbeit im Weinberg einmal selbst ausprobieren.

Mit der Schere trennt Hauk eine Traube nach der anderen von den Zweigen und lässt sie aus der Hand in eine Plastikbox gleiten. "Es ist nicht kompliziert. Man kriegt es hin. Manchmal nur sind die Trauben etwas verheddert ", sagt Hauk.

So bewegt sie sich den Rebhang oberhalb von Obereschenbach aufwärts. Aus den Ortega-Beeren, einer früh reifenden Sorte, macht das Weingut Schloss Saaleck Federweißer. Das Wein- und Federweißerfest in Diebach am kommenden Wochenende braucht ausreichend Vorrat. Die Beeren haben 80 Grad Oechsle, erklärt Ulrike Lange: "Das ist sehr gut. Das ist fast schon Kabinett."


Test für die Kondition

Die Haupternte fängt aber erst einige Tage später an - wohl so um den 20. September herum, wie ihr Mann Thomas Lange schätzt. Dann werden wie jedes Jahr etwa 14 bis 16 Personen für den Betrieb im Einsatz sein. Jetzt ist es noch eine kleinere Gruppe.

Es gibt einen festen Kern und immer wieder neue Helfer. Wenn jemand von den Stammleuten bei der Lese nicht mitarbeiten kann, sucht er schon mal nach einer Ersatzperson. Er habe schon bei der Kartoffel- und der Obsternte mitgemacht, aber noch nie bei einer Weinlese, sagt ein Helfer der für eine Bekannte eingesprungen ist. "Ich teste aus, wie lange ich die Anstrengung durchhalte", meint der 59-Jährige. Auch wenn er selbst mit Weinbau bisher nichts zu tun hatte und kein Weintrinker ist, weil sein Magen die Säure nicht verträgt, hat ihn die Sache interessiert.

Bei der Lese helfen zum Beispiel Leute mit, die es einmal ausprobieren oder etwas zu ihrer Rente dazu verdienen wollen, sagt Thomas Müller. Beim Weingut Müller beginnt die Erntezeit in dieser Woche. Auch bei dem Betrieb sind dann 15 bis 20 Leute im Einsatz. Sie kommen aus der Region. Über die Jahre habe sich ein Stamm aufgebaut. Einzelne wechselten immer wieder.

Wie Müller berichtet, haben nicht alle neuen Interessenten realistische Vorstellungen von der Arbeit. Denn die Helfer müssen auch kurzfristig parat stehen. Mit Leuten, die nur zwei, drei Stunden Zeit haben, können die Winzerbetriebe auch nichts anfangen.

Den Neuen werden anfangs immer erfahrene Weinleser an die Seite gestellt, sagt Müller. Wichtig ist vor allem zu wissen, dass die, zumeist kleineren und unreifen, Trauben an den Geiztrieben ausgelassen werden sollen.
Wenn beim Weingut Schloss Saaleck die Haupternte im Gang ist, will ein Kunde aus Mittelfranken mit seinem Wohnmobil abreisen, um drei Tage lang mitzuarbeiten. Er hat schon einige andere Weinbaugebiete in Deutschland auf diese Weise kennengelernt.