Die Narren haben jetzt den Hammelburger Rathausschlüssel
Autor: Gerd Schaar
Hammelburg, Sonntag, 11. Januar 2015
Der Rathaussturm in Hammelburg ist in diesem Jahr etwas anders abgelaufen. Schuld war nicht etwa das 55-jährige Bestehen der Ha-Ka-Ge, sondern das stürmische Regenwetter, das die Narren ins Innere des Gebäudes trieb.
Die Narren haben in der Jubiläumssession nach 55 Jahren seit Bestehen der Hammelburger Karnevals-Gesellschaft (HA-KA-GE) die närrische Macht in Hammelburg errungen. Für Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) war die symbolische Schlüsselübergabe eine Premiere in seiner Amtszeit. Prinz Sebastian I "von Strom und Licht" erkämpfte sich unterstützt von Präsident Markus Daum, den Garden und dem Elferrat, den überdimensionalen Rathausschlüssel.
Der geplante Fackelumzug durch die Hammelburger Altstadt fiel ins Wasser. War es doch niemand zuzumuten, sich dem peitschenden Regen unnötig auszusetzen. So fand auch die Übergabe des Rathausschlüssels in diesem Jahr im Innern des Amtsgebäudes statt. Nach und nach trafen gegen Freitagabend immer mehr Narren auch von den befreundeten Vereinen der HA-KA-GE im Rathausdurchgang ein. Stark vertreten war Künzell, das mit der großen Musikkapelle "Blaue Dragoner" für Stimmung sorgte. Aber auch aus Fuchsstadt, Gauaschach, Elfershausen, Untererthal, Euerdorf, Bad Neustadt und Ebenhausen waren die Narren angereist.
Wortgefechte auf der Treppe
Bürgermeister und Stadtrat hatten sich auf die Rathaustreppe begeben, um ihr Reich zu verteidigen. Von unten drängten die fordernden Narren nach. Die närrische Kanone wurde abgeschossen, und verbale Gefechte wurden ausgetragen. "Das Rathaus wird eingenommen", sprach Präsident Daum ins Mikrofon. "Die Viehmarkt-Millionen, die hier liegen, und die Macht wollen wir Narren gern übernehmen und ein Vereinsheim bauen", kündigte Daum an. - "Das mit den Millionen ist nicht richtig. Es sind die Schulden, die uns plagen. Drum können wir nur kleine Schritte wagen", entgegnete Warmuth. Auf eigene Ideen des Stadtrates statt auf die Ausschreibung von Wettbewerben wollte der närrische "Herold" Franz Kraus, ehemaliger HA-KA-GE-Präsident, die Hammelburger Plätze aufgebaut wissen.
"Heuer läuft alles ein wenig anders", verkürzte Daum die Begrüßungsprozedur und ersparte den Gastvereinen die Ansprachen. Denn schließlich drängte es die Narren zum gemütlichen Feiern mit Weinschoppen im Rathauskeller. Allerdings blieb noch die Zeit, den treuen Narren für 55 Jahre HA-KA-GE offiziell zu danken. Darüber freute sich auch die neue Vorsitzende Julia Keidel.
Nicht fehlen durfte die Traditionsfigur "Arwes"-Bär, mit dessen Hilfe zum Ende der Session der Hammelburger Fasching in der Saale ertränkt wird.
Schaufenster-Ausstellung
Zum Urgestein der HA-KA-GE zählen Josef Keidel und Gründungsmitglied Konrad Herold. "Ich habe einiges an alten Fotos und Orden zum 55-jährigen Bestehen der HA-KA-GE zusammengetragen", weist Keidel auf seine Schaufenster-Ausstellung bei Stockheimer in der Bahnhofstraße hin. "Dort ist auch die Gründungsfahne zu sehen", sagt er. "Ich habe nach 55 Jahren immer noch Spaß am närrischen Treiben", bestätigt Herold. Gern erinnert er sich noch an die Tanzgarde der HA-KA-GE aus dem Gründungsjahr 1960, der er damals angehörte.