Die Mauersegler fliegen
Autor: Arkadius Guzy
Obereschenbach, Montag, 30. Juli 2018
Ende Juli, Anfang August verlassen sie ihre Nester: Die jungen Mauersegler starten durch. Die Tiere faszinieren viele Vogelfreunde.
Unter dem Dachvorsprung am Haus von Roland Bauer hängen Kästen für Schwalben und Mauersegler. Die künstlichen Nisthilfen sollen den Vögeln helfen. Bauer liefern die Tiere im Gegenzug jedes Jahr spannende Einblicke.
Seit zehn Jahren beobachtet Bauer mit einfachen, handelsüblichen Überwachungskameras, was sich in den Nestern tut. Diesmal steckten in zwei Mauersegler-Nestern Kameras, wie Bauer erklärt. So konnte er beobachten, wie in einem Nest drei und im anderen zwei Mauersegler schlüpften, gefüttert wurden und heranwuchsen.
"In diesem Jahr konnte ich zum ersten Mal filmen, wie sich Mauersegler gepaart haben", sagt Bauer. Meistens tun sie das in der Luft, doch in dieser Saison wählte ein Vogelpärchen dafür zufällig eines der überwachten Nistkästen.
Nun, nach mindestens drei Wochen Brutzeit und weiteren ungefähr 40 Tagen Nestzeit, sind die Jungvögel ausgeflogen oder dabei auszufliegen. "Wenn die Jungen das Nest verlassen, sind sie sofort auf sich gestellt. Schwalben dagegen füttern ihre Jungen noch weiter", erklärt Bauer.
Der 67-jährige, frühere Hauptschullehrer versucht beiden Arten zu helfen. Alles fing damit an, dass Schwalben von sich aus Nester an sein Haus bauten. Bauer unterstützte sie bald mit künstlichen Nistkugeln. Dann gesellten sich Mauersegler dazu. "Irgendwann waren große, schwarze Vögel an den Nestern. Ich wusste da noch nicht, dass es Mauersegler waren", berichtet Bauer.
Auch für sie hängte er Kästen auf. Denn gerade Mauersegler verlieren Nistmöglichkeiten, weil zum Beispiel bei Sanierungen Nischen und Spalten an Gebäuden verschwinden. Von 16 Nestern seien in diesem Jahr zwölf belegt gewesen.
Bei den Schwalben verzeichnet Bauer dagegen einen Rückgang. Schon im vergangenen Herbst, beim Reinigen der Kästen, hat er viele tote Jungtiere entdeckt. Bauer führt das auf ein knappes Nahrungsangebot zurück. Daher lässt er in der einen oder anderen Ecke seines Gartens Blütenpflanzen für Insekten stehen.
Auch Rudolf Hanke aus Hammelburg berichtet auf Nachfrage, dass das Vorkommen von Mehlschwalben regional sehr unterschiedlich ausfällt: Wo es zum Beispiel noch Viehbestände gibt, gebe es mehr Insekten und damit mehr Schwalben.
Merkmale Der Mauersegler ähnelt äußerlich zwar einer Schwalbe, doch die beiden Arten sind nicht miteinander verwandt. An einigen typischen Merkmalen lässt ein Mauersegler sich klar von einer Schwalbe unterscheiden: Charakteristisch ist die sichelförmige Silhouette. Die Flügelspannweite ist größer als bei den Schwalben. Der Schwanz ist gegabelt.
Foto Der Nürnberger Fotograf Rudi Ott erklärt sein Bild: Man nehme einen Ort, an dem Mauersegler sehr nahe fliegen, ungefähr 20 Stunden Zeit und genügend große Speicherkarten. Ein Objektiv mit 70 bis 200 Millimetern ist ratsam. Wichtig ist ein Referenzpunkt wie ein Baum oder eine Dachrinne, auf den man scharf stellen kann, denn die Vögel sind für Sucher und Autofokus zu schnell. Sehr kurze Belichtungszeit wählen, Kamera auf HiSpeed stellen, auf die Schulter nehmen und warten. Sobald die Vögel in die Nähe der Referenzentfernung kommen, auslösen, draufbleiben und mit der Schulter in Flugrichtung mitziehen. Für die Montage braucht man einen Himmel, in den die freigestellten Vögel eingefügt werden.