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Die letzte Bleibe


Autor: Arkadius Guzy

Hammelburg, Freitag, 23. Dezember 2016

Seit rund einem halben Jahr ersetzen zwei Container die bisherige Obdachlosen-Unterkunft in der früheren Volksschule in Hammelburg.
Zwei Container am Parkplatz am Weihertorplatz dienen als Unterkunft für Obdachlose. Foto: Arkadius Guzy


Ein 2,4 Meter breiter und sechs Meter langer Container ist für ihn seit einigen Wochen das neue Zuhause. Darin ist Platz für ein Doppelstockbett, einen Tisch, zwei Stühle, zwei Spinde und eine kleine Kocheinrichtung. Dazu kommt eine Nasszelle mit Dusche, WC und Waschbecken. Den Raum teilt er sich mit einem Mitbewohner, der etwas schwierig sei. Seinen Namen will er nicht in der Zeitung stehen sehen, aber auf ein generelles Problem aufmerksam machen.


Odyssee hinter sich

Er hat eine Odyssee durch verschiedene Wohnungen hinter sich. Mit der Mietzahlung sei er ständig hinten dran gewesen. Nachdem er seine letzte Bleibe verlassen musste und einige Nächte im Freien verbracht habe, habe er sich wegen der dann beginnenden Kälte bei der Stadt obdachlos gemeldet. Die wies ihm dann einen der Containerplätze zu.
Die Stadt ist für die Unterbringung von Obdachlosen zuständig. Das gilt für akute Fälle, wenn es keine eigenen Möglichkeiten mehr gibt. Meist geht es um Personen, die zwangsgeräumt werden, wie Stefan Stöth vom Ordnungsamt auf Nachfrage bestätigt. Sie haben meistens schon verschiedene andere Wohnungen durchlaufen. Die von der Stadt Untergebrachten müssen ein Nutzungsentgelt zahlen. Sie haben dann aber auch eine meldefähige Adresse und können damit Sozialleistungen beantragen. Die Stadt hält die Betroffenen dazu an und unterstütze sie dabei, erklärt Stöth.


Derzeit sieben Personen

Außer den Containern, die vier Plätze bieten, stehen der Stadt noch Räume in Obereschenbach zur Verfügung, sodass derzeit insgesamt sieben Personen von der Stadt einquartiert sind. Bedarf nach den Unterkunftsmöglichkeiten ist da. "Alle vier Wochen fragt jemand nach", sagt Stöth.


Meist bleiben sie länger

Die Unterbringung wird generell für vier Wochen ermöglicht. Die Betroffenen sollen sich in der Zeit um eine eigene Wohnmöglichkeit kümmern. Doch meist bleiben sie länger, wie Stöth erwähnt.
Im geschilderten Fall will der Betroffene so bald wie möglich raus aus dem Container. Schließlich bietet er nicht den Komfort einer gebauten Behausung - zumal wenn man sich den knappen Raum mit jemand anderen teilen muss. Doch der Mann, der von einer unstetigen und wechselhaften Erwerbsbiografie, einer geringen Rente und Sozialleistungen erzählt, sieht ein Problem, auf das er aufmerksam machen möchte: "Es gibt keinen bezahlbaren Wohnraum in Hammelburg." So individuell dieses Schicksal auch sein mag, und welche anderen Dinge auch dazugekommen sein mögen - es gibt tatsächlich einen Mangel. Denn das Wohnungsangebot in Hammelburg hat eine Schlagseite: Es ist vor allem in der Zeit nach dem Krieg entstanden. Daher ist es auf Familien ausgelegt. Es fehlen kleinere Wohnungen für Alleinstehende, wie Kenner der Lage bestätigen.
Es gebe auch genügend ungenutzten Wohnraum, der aber nicht vermietet werde. Dieser müsste reaktiviert und auch neu zugeschnitten werden.