Druckartikel: Die Kelten, ein Mord und die Saaletalbahn

Die Kelten, ein Mord und die Saaletalbahn


Autor: Winfried Ehling

Langendorf, Montag, 12. Juli 2021

Zu seinem runden Geburtstag machte Altbürgermeister Otmar Pfister seinem Heimatort ein Geschenk: Zwei dicke, sauber geführte Aktenorder, voll mit sauber recherchierten Ausführungen zur Geschichte Langendorfs.
Zum Geburtstag eine "Gegengeschenk". Otmar Pfister (links) übergibt seinem Nachfolger Bürgermeister Johannes Krumm (rechts) seine heimatgeschichtlichen Aufzeichnungen aus Langendorf.


Es war richtig Leben im Hause in der Julian-Breitenbach-Straße zum 80. Geburtstag von Altbürgermeister Otmar Pfister. Anlässlich seines Wiegenfestes wollte der Strom der Gratulanten nicht abreißen. Doch der Jubilar nahm nicht nur Geschenke entgegen, sondern gab ein ungewöhnliches zurück, das er selbst erarbeitet hatte.

Bei den "Heimatgeschichtlichen Aufzeichnungen aus einem unterfränkischen Dorf", so der Titel, handelt es sich um die Geschichte Langendorfs, die er beim Besuch von Bürgermeister Johannes Krumm überreichte. Der Rathausobere, der mit einem Präsentkorb seine und die Glückwünsche der Verwaltung aussprach, war offenbar überrascht von zwei dicken, sauber geführten Aktenordern, die ihm Pfister in Papierform und in digitaler Ausführung übergab.

"Es geht mir darum, die Langendorfer Vergangenheit zu archivieren. Denn die, die sie noch kennen, werden immer weniger", betonte das Geburtstagskind. Das heimatgeschichtliche Werk beginnt mit einem Rückblick in die Zeit, als vor rund 1250 Jahren die Kelten die Umgebung besiedelten. Das haben Ausgrabungen ergeben. Es folgen zahlreiche Luftaufnahmen, die in einer Beschreibung der Entwicklung Langendorfs münden.

Das Gemeindewappen mit dem schwarzen Kreuz und dem goldenen Mühlrad deutet auf die einstige Abtei Fulda und die Mühlen im Umfeld hin. Die rechte Seite des Emblems ziert der "fränkische Rechen". Die Spur führt weiter zu bedeutenden Langendorfern, Abt Valentin Hendinger , den Arzt und Benediktiner Matern Reuß, der die Kant'sche Philosophie an den Katholischen Universitäten einführte bis zu den Druckherren Heinrich, Johann und Adam Petri.

Zu lesen sind Kapitel über Türe und Porten, das "Grabenpfädchen" und den fränkischen Dreiseit-Hof sowie das älteste Haus im Dorf, das "Aschenhaus", in dem Pottasche hergestellt wurde. Das Anwesen in der Freihofstraße ist eines von drei Gebäuden, die im Schwedenkrieg verschont wurden. Pfister berichtet im weiteren Verlauf vom Dorfbrunnen und vom Marktflecken Langendorf , von Bränden im Ort sowie von den beiden Weltkriegen und den Deutsch-Französischen Krieg.

Auch Sagen und Legenden finden in seinem Werk Platz, zum Beispiel über den "Kesselschatz", das "Wilde Heer" und die "Feuermänner". Der Verfasser recherchierte zu den Holznutzungsrechten, über die Kinderspielplätze und über Kriminelles im Ort - dazu gehörte eine Frau, die ihren Mann ermorden ließ. Auch die gemeindlichen Einrichtungen, etwa Back-und Wieg-Häuschen, den Friedhof und den Handel und das Gewerbe in dem einst selbstständigen Dorf reißt der Autor an.

In jüngerer Zeit angelangt, schildert Pfister die Erschließung des Dorfes, die Saaletalbahn, die Poststelle, den Straßenbau und die Elektrifizierung des Orts, der 1972 Teil des Marktes Elfershausen wurde. Bürgermeister und Gemeinderäte, Ehrenbürgerschaften und Bürgermedaillen komplettieren die Aufzeichnungen der jüngeren Vergangenheit.

Der beeindruckte Johannes Krumm dankte dem Jubilar für die detailliert beschriebene und bebilderte Dorfchronik, die einen Ehrenplatz im Archiv des Marktes erhält.