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Die erste Destillathek in Wartmannsroth


Autor: Arkadius Guzy

Wartmannsroth, Mittwoch, 14. Dezember 2016

Aus landwirtschaftlicher Tradition als zweites oder drittes Standbein gestartet, wagen nun die ersten Brennereien den Schritt zur Professionalisierung.
Der Rohbau der Destillathek für die Brennerei Bischof steht schon.Foto: Arkadius Guzy


Immer mehr Winzer im Saaletal haben Vinotheken als repräsentative Verkaufs- und Verkostungsräume für ihre Weine. Jetzt machen es die Brenner ihnen nach: In Wartmannsroth entsteht die erste Destillathek.

Zwar haben viele Brenner bereits Verkaufsräume oder kleine Läden in ihren Häusern, aber ein Neubau dezidiert für die Direktvermarktung der hochprozentigen Produkte ist ein neuer Schritt. Im Laufe des kommenden Jahres, spätestens zum Tag der edlen Brände, will die Edelbrennerei Bischof ihre Destillathek eröffnen.

Bisher findet der Verkauf im Wohnhaus statt. Im Keller gibt es einen Probierraum. Der ist eng und fasst maximal zwölf Personen, erklärt Anton Bischof. Mit der neuen Destillathek kann der Betrieb künftig auch mal eine Busladung von Besuchern für Verkostungen empfangen.

Mit dem Neubau wagt Tochter Franziska Bischof den Schritt in den Haupterwerb. Sie gibt ihre Stelle bei "Frankens Saalestück" auf, um sich ab dem neuen Jahr ganz auf die Brennerei zu konzentrieren. "Es ist viel Arbeit bis eine Flasche fertig ist", sagt die 30-Jährige.


Whisky aus der Rhön

Danach kommt noch der Aufwand für Werbung und Vermarktung sowie die Organisation von Veranstaltungen rund um die Brände. Das kostet alles viel Zeit und geht nicht mehr nebenbei. Franziska Bischof ist bereits Edelbrandsommelière und setzt im kommenden Jahr einen Abschluss als staatlich anerkannte Brennerin drauf. Genug Praxiserfahrung hat sie bereits durch die Mitarbeit beim Vater.

Die Brennerei Bischof hat schon früh Neues ausprobiert. So produziert sie zum Beispiel seit Ende der 1990er Jahre Rhöner Whisky. Der Anfang verlangte viel Pionierarbeit. Der Übergang von der Brennerei als landwirtschaftliche Tradition zur Edelbrennerei fand im Jahr 1995 statt. "Damals ging die alte Brennerei kaputt. Wir standen vor der Frage, was wir nun machen sollen", erzählt Anton Bischof. Die Familie entschloss sich, eine Spezialitätenbrennerei zu kaufen. Anton Bischof erklärt: "Mit dieser Anlage waren bessere Qualitäten möglich."

Den Schritt in den Haupterwerb hat Andreas Lutz, Inhaber der Genussbrennerei Lutz im Ortsteil Windheim, bereits hinter sich. Im Sommer gab er seine Stelle bei einem großen Industriebetrieb auf, um sich ganz auf die Entwicklung neuer Produkte verlegen zu können. Auch er berichtet, dass der Punkt erreicht war, an dem der in den Betrieb gesteckte Aufwand diese Entscheidung abverlangte.

Lutz investiert ebenfalls in ein neues Gebäude, ein neues Betriebsgebäude. Aufgrund des derzeitigen Wetters wird sich die Fertigstellung wohl bis Frühjahr hinziehen. Lutz kann nicht auf fertige Konzepte zurückgreifen, sondern muss die Ausgestaltung des Brennereigebäudes zusammen mit den Handwerkern selbst entwickeln, wie er erklärt.

Mit der Eigeninitiative der Brenner ist die einstige Idee, eine zentrale Destillathek in der Gemeinde einzurichten, vom Tisch, wie Bürgermeister Jürgen Karle bestätigt. Der im Frühjahr eröffnete Brennerweg hat aber einen Impuls gegeben. Und er sorgt dafür, dass die Brennereien Aufmerksamkeit bekommen.